Prozess wegen schwerem Kindesmissbrauch vor dem Landgericht Koblenz

Vater aus Andernach muss nachKindesmissbrauch in die Psychiatrie

Vater aus Andernach muss nach
Kindesmissbrauch in die Psychiatrie

Der 48-jährige Familienvater aus Andernach, der jahrelang seine Töchter missbrauchte, versteckte vor Gericht sein Gesicht hinter Akten. Hier im Gespräch mit seinem Anwalt Axel Bertram (links). -UBU-

Andernach/Koblenz. Nach dem Missbrauch seiner beiden Töchter muss ein 48-jähriger Familienvater aus Andernach auf unbestimmte Zeit in die Psychiatrie. Der Angeklagte hat den Missbrauch der heute 17 und 19 Jahre alten Mädchen in 392 Fällen zugegeben.

Das Landgericht Koblenz verurteilte den Angeklagten am Montag wegen Kindesmissbrauch und schweren sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten. Auf freien Fuß kommt er aber nur, falls ihn die Ärzte irgendwann als geheilt einstufen sollten. Die Kammer war davon überzeugt, dass die Einschränkung der Steuerungsfähigkeit aufgrund einer Hirnverletzung des Angeklagten gegeben war und stufte ihn als vermindert schuldfähig ein. „Ihm fehle ein Hirnteil in der Größe einer Zitrone.“ Die Richter folgten den Erkenntnissen der Sachverständigen, die den Angeklagten als Gefahr für die Allgemeinheit einstuften und erteilten einen unbefristeten Unterbringungsbefehl in forensische Psychiatrie. Das Urteil ist rechtkräftig.

Seine Geständnisse

waren widersprüchlich

Obwohl der Familienvater ein Geständnis ablegte, wurde er nicht wegen 392 Fällen verurteilt, sondern wegen 103. Seine Geständnisse waren widersprüchlich. Infolge seiner Hirnschädigung könne er sich nur lückenhaft an seine Taten erinnern, sodass seine Töchter (19,17) unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen werden mussten. Obwohl beide die Anklage bestätigten, gestaltete sich die Vernehmung der Mädchen laut Staatsanwaltschaft schwierig. „Sie wollten am liebsten alles vergessen.“ Für das Festlegen des Strafmaßes fallen die restlichen 289 Tage nicht maßgeblich in Gewicht.

Der Familienvater erlitt vor zehn Jahren eine Hirnblutung. „Nur 50 Prozent der Menschen, die gleiches erleiden, sterben daran“, betonte ein Arzt im Prozess. Der Angeklagte überlebte zwar, aber sein Gehirn wurde erheblich beschädigt. „Ihm fehlt ein Hirnteil in der Größe eine Zitrone“, stellt es ein Mediziner plastisch dar. Laut seiner Familie habe er sich seither sehr verändert. „Er wurde aggressiver, rastlos und nervös“, beschrieb ihn seine Frau. „Sein Mund war schneller als sein Gehirn.“

Das Martyrium für seine Töchter begann aber nicht unmittelbar nach der Erkrankung, sondern etwa fünf Jahre später, als die Ehefrau mit einem dritten Kind schwanger wurde. Zwischen 2012 und 2016 missbrauchte der Mann seine Töchter in regelmäßigen Abständen, die immer kürzer wurden, insgesamt 392 Mal. Das seine Übergriffe Unrecht waren, sei dem Familienvater bewusst gewesen. Er habe Kondome benutzt, um Schwangerschaften zu vermeiden. Zudem drohte er den Mädchen nach den Taten: „Wenn ihr jemandem davon erzählt, fahre ich gegen einen Baum. Am 7. Oktober 2016 erzählte die ältere Tochter ihrer Mutter von ihrem Martyrium. Die Mutter stellte den Familienvater zur Rede und schickte ihn zur Polizei, wo er sich selbst anzeigte. Seither sitzt er in der JVA.

Vor der Verkündung des Urteils durch Richterin Katja Major, steht der Familienvater auf und sagt unter Tränen zu seiner Frau und den beiden Töchtern: „Es tut mir leid, was ich getan habe.“ Auch seine Frau und seine beiden Töchter weinen.