Informationsveranstaltung zum „Tag des Wassers“ des Wasserversorgungs-Zweckverbandes „Maifeld-Eifel“ (WVZ)

Versorgungssituation imHinblick auf den Nitrateintrag

Versorgungssituation im
Hinblick auf den Nitrateintrag

Stefan Friedsam führte als technische Leiter des Wasserversorgungs-Zweckverbandes „Maifeld-Eifel“ interessierte Besucher durch das Wasserwerk Metternich im Schrumpftal. Dabei gab es viel Technik und wenig Wasser zu sehen. WE

Versorgungssituation im
Hinblick auf den Nitrateintrag

Eine auf die Informationsvorträge folgende Fragerunde wurde von Landrat Dr. Saftig (r., stehend) moderiert, der auch Verbandsvorsteher des Wasserversorgungs-Zweckverbandes „Maifeld-Eifel“ ist.

Münstermaifeld / Schrumpftal. Am 22. März wird alljährlich der „Weltwassertag“ begangen. Der internationale Gedenk- und Aktionstag ist ein Ergebnis der UN-Konferenz „Umwelt und Entwicklung“ 1992 in Rio de Janeiro. Ziel ist es, auf mögliche und konkrete Probleme im Zusammenhang mit dem Element Wasser aufmerksam zu machen und für einen sorgsamen und bewussten Umgang mit dem Lebensmittel Nr. 1 zu sensibilisieren.

Im Bereich der Verbandsgemeinde Maifeld wurde über den Nitratgehalt im Trinkwasser, sowie über die landwirtschaftliche Düngepraxis öffentlich diskutiert. Aus diesem Grund nutzte der Wasserversorgungs-Zweckverband „Maifeld-Eifel“ (WVZ) jetzt die Möglichkeit, im Zusammenhang mit dem Weltwassertag über die Versorgungssituation des Maifeldes im Hinblick auf den Nitrateintrag zu informieren sowie Maßnahmen und Lösungen zur Sicherstellung der Trinkwasserqualität darzustellen. Zu der Informationsveranstaltung hatten sich trotz des sonnigen Tages zahlreiche Interessierte im Bürgerhaus Metternich eingefunden.

Umwandlung von Nitrat zu Nitrit

Nitrat selbst ist nicht gefährlicher als Kochsalz und für Pflanzen ein unentbehrlicher Baustein zum Aufbau von Proteinen und Blattgrün. Erst wenn Nitrat durch Bakterien im Mund und Magen aus nitrathaltigen Lebensmitteln wie Gemüse teilweise in Nitrit umgewandelt wird, können sich unter bestimmten Umständen und bei entsprechend hohen Konzentrationen, Gesundheitsgefahren ergeben. Vergleichsweise hohe Nitratgehalte von über 1.000 mg Nitrat/kg weisen vor allem Blatt- und Wurzelgemüse wie Rote Beete, Radieschen, Rettich, Kopfsalat, Feldsalat, Spinat oder Mangold auf. Im Rucola-Salat finden sich häufig Nitratgehalte von über 3.000 mg/kg. Niedrig sind die Nitratgehalte bei Zwiebeln, Rosenkohl, Spargel, Tomaten, Paprika, Gurken, Blumenkohl oder Kartoffeln. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde erstmals ein Nitratgrenzwert für Trinkwasser von 90 mg/l eingeführt wurde. Seit 1986 gilt ein Nitratgrenzwert von 50 mg/l.

Nitrat wird von Pflanzen aus dem Boden aufgenommen. Der Stoffwechsel von Säugetieren und Menschen scheidet Stickstoff großenteils als Harnstoff aus, der über Gülle, Jauche oder Klärschlamm den Boden erreicht und dort von Bakterien wieder zu Nitrat verwandelt wird. Leider geht im Boden ein Teil des Nitrats durch Versickerung ins Grundwasser verloren, sodass es kein nitratfreies Grundwasser unter bewachsenen Böden gibt. Weil die Nitratauswaschung vorwiegend im Winter stattfindet, da die Niederschläge dann höher sind als die Verdunstung, sollte das Sickerwasser dann möglichst nitratarm sein. Um dies zu erreichen, muss die Landwirtschaft sehr bedarfsgerecht düngen, was insbesondere wegen der unterschiedlichen Jahreswitterung und des daraus variierenden Bedarfs nicht so einfach ist. Eine hohe Nitratkonzentration im Grundwasser schadet insbesondere den stehenden und Küstengewässern bei gleichzeitig hohem Phosphateintrag aus Kläranlagen und Böden, weil ein übermäßiges Algenwachstum einsetzen kann. Nach Absterben der Algen wird der Sauerstoff im Gewässer knapp, die Lebewesen sterben ab und das „umgekippte“ Gewässer setzt weitere Schadgase ab. Nitrat ist viele Jahre oder gar Jahrzehnte bis ins Grundwasser unterwegs ehe es in Messstellen oder Trinkwasser gemessen werden kann. Die heutigen Probleme können daher schon von der Intensivierung der Landwirtschaft in den 70er oder 80er Jahren her rühren, ergriffene Maßnahmen erst in vielen Jahren messbar werden und sich unter Umständen erst dann als unwirksam erweisen.

Zahlreiche Fachleute vor Ort

Zu seiner Informationsveranstaltung hatte der WVZ zahlreiche Fachleute aufgeboten wie mit Dr. Erwin Manz den Abteilungsleiter Wasserwirtschaft des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten, mit Dr. Friedhelm Fritsch den Leiter der Wasserschutzberatung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum oder Dr. Karl-Heinz Köppen von der Gesellschaft für angewandte Geo- und Ingenieurwissenschaften. Mit Landrat Dr. Alexander Saftig war auch der Verbandsvorsteher des WVZ vor Ort. Ihn hatte Jürgen Wagner als Werkleiter von der öffentlichen Diskussion des Themas überzeugt mit der klaren Aussage „Seien wir doch froh darüber, dass sich endlich mal jemand für das Thema Wassergewinnung und Grundwasserschutz interessiert. Jeder geht täglich zum Wasserhahn und macht sich im Grunde nach keine Gedanken darüber, wo das Wasser denn herkommt und welcher Aufwand dahintersteckt, es in einwandfreier Qualität zu liefern.“ Der Tag in Metternich sollte außerdem dazu beitragen, die teilweise sehr emotional und öffentlich geführte Diskussion, zu versachlichen. Nach den Fachvorträgen moderierte Dr. Saftig die sich anschließende Fragerunde.

Kooperationen über die

gesetzlichen Regelungen hinaus

Dr. Manz betonte in seinem Grußwort, dass in Rheinland-Pfalz über die gesetzlichen Regelungen hinaus mit den Landwirten kooperiert wird, um diese auch zu ihrem eigenen Nutzen besser einzubinden. Um den Nitratgehalt im Wassergewinnungsgebiet Münstermaifeld-Metternich langfristig zu senken wurde vom WVZ seit 2013 eine Kooperation mit 15 Landwirten aufgebaut, deren Ziel es ist, die Landbewirtschaftung so vorzunehmen, dass möglichst geringe Mengen an Nitrat ins Grundwasser gelangen. Die Zusammenarbeit soll aber bereits Ende 2017 auslaufen und augenblicklich wird an einer Fortsetzung gearbeitet.

Werksleiter Jürgen Wagner schilderte mit Zahlen und Fakten kurz den bereits 1972 gegründeten WZV. Das Versorgungsgebiet umfasst als „Ringversorger“ um die Stadt Mayen und die Verbandsgemeinde Mendig etwa 600 km² der Verbandsgemeinden Brohltal, Maifeld, Pellenz und Vordereifel sowie Teile von Rhein-Mosel und Kelberg. Das Gebiet umfasst rund 80.000 Einwohner in 140 Ortschaften, die mit 1.000 km Transport- und Ortsrohrleitungen sowie 300 km Hausanschlussleitungen jährlich mit ca. 4 Mio. m³ Trinkwasser aus 37 Brunnen und Quellen versorgt werden. 52 Mitarbeiter kümmern sich darum, dass es dabei zu keinen Problemen kommt.

Das Wassergewinnungsgebiet Münstermaifeld-Metternich besteht aus sieben Quellen, die in den Quellgruppen Schrumpftal und Wackborn im Wasserwerk Metternich zusammenfließen. Zusammen mit der Quelle Hatzenport können täglich bis zu 2.000 m³ Grundwasser gewonnen und im Werk Metternich aufbereitet werden. Aus dem Grundwasser werden Trübstoffe gefiltert und anschließend mit energiereicher UV-Strahlung sowie 0,1 bis 0,3 mg/l Chlorgas desinfiziert.

Das in Metternich gewonnene Wasser liegt mit 57 mg/l Nitrat über dem gesetzlich festgelegten Wert und muss vor seiner Verwendung mit Wasser aus dem Bereich Kempenich / Weibern gemischt werden, das wegen seines waldreichen Bewuchses lediglich 27 mg/l Nitrat aufweist. Die Mischung geschieht im Hochbehälter Wierschem, wird ständig überwacht und Messergebnisse auf der Homepage des WVZ veröffentlicht.

An die informierenden Vorträge der Fachleute schloss sich eine Fragerunde an, die Dr. Saftig als Verbandsvorsteher des WVZ moderierte. Dabei kamen Fragen zutage von tief in der Materie steckenden Bürgern sowie einfach besorgten Bürgern, die sich über den Chlorgehalt beklagten. Dem Wechselspiel von Fragen der Bürger und Antworten sowie Angeboten der Fachleute folgte eine Einladung von Dr. Saftig, sich das wenige Meter unterhalb des Bürgerhauses gelegene Wasserwerk doch persönlich anzusehen. Dabei war viel Technik zu sehen, wie Filter, Pumpen, die UV-Desinfektion sowie die Chlorgaszuführung. Stefan Friedsam erläuterte als technischer Leiter des WVZ den Gästen die Funktionsweise der Gerätschaften. Aus dem „fertigen“ Trinkwasser durfte jedoch kein Becher entnommen werden, weil die Kammer danach vollständig entleert und neu desinfiziert werden müsste. Das Trinkwasser aus Metternich hätte natürlich vor dem Verschnitt in Wierschem auch noch mit 57 mg/l einen zu hohen Nitratgehalt gehabt.