So erlebte eine Tanzgruppe den Karnevalszug

Von Haaren, Masken und Pipi-Pausen

28.02.2017 - 15:53

Höhr-Grenzhausen. 8 Uhr morgens, der Zug beginnt erst in vier Stunden, doch die Mädels von Blau-Gold sind schon auf den Beinen und fertig geschminkt. Trotz langer Nacht und dem ein oder anderen Sekt zu viel, sitzen sie fit im gemütlichen Wohnzimmer von Papa Fohr und schlürfen munter weiter ihren Sekt. Im Hintergrund sind die leisen Stimmen bekannter Karnevalshits zu hören, deren Texte die Mädchen in und auswendig kennen und beherzt mitsingen. Dass sie aus einem sehr ernsten Grund schon so früh beisammen sitzen, ist fast vergessen, doch Anna erinnert schnell alle wieder daran, dass es hier um das ernste Thema Haare geht. Es müssen schließlich ungefähr 30 verschiedene Haartypen bestmöglich analysiert und zurecht gemacht werden, um ein spektakuläres Ergebnis zu kreieren. Die ersten haben sich schon resigniert in die Ecke gesetzt und Haaren und Schminke den Kampf angesagt, doch Chiara behält die Ruhe und schafft es noch gerade pünktlich, jeder Tänzerin eine fest sitzende Frisur zu machen. Und fest sitzend ist dabei wörtlich zu nehmen, noch ein halbes Jahr später ziehen manche im Training Haarnadeln aus ihrer Kopfhaut.

Die Kostüme sitzen, die Haare sind perfekt und auch das Make-up strahlt in den Gesichtern der tanzbegeisterten Karnevalistinnen. Doch nur von Mädchen zu sprechen wäre nicht richtig. Auch die beiden Tänzer der Gruppe unterstützen ihre venezianischen Mädels tatkräftig mit dem Umbau der Showgondel zum Bollerwagen und gesellen sich auch während des Zugs zu ihnen.

An der Bushaltestelle wartet nicht nur der Bus auf sie, sondern auch die buntkostümierten anderen Vereinsmitglieder, die ebenfalls als Fußgruppen, beziehungsweise auf verschiedenen Wagen am Zug in Höhr-Grenzhausen teilnehmen. Die Fahrt bis nach Höhr-Grenzhausen ist eine einzige Party, Musik spielt laut im Bus und die Blau-Goldenen Jecken stimmen sich auf den kommenden Zug ein.

Das Wetter hält sich und es müssen nicht die befürchteten Regencapes zum Vorschein kommen, die den ganzen Auftritt ruinieren würden. Zwar regnet es nicht, aber warm ist es dennoch nicht. Zum Glück passen unter den goldenen Umhang eine Menge Kleidungsstücke und mit Blick auf die Funken in ihren dünnen Strumpfhosen empfinden die Mädels ihr eigenes Kostüm gar nicht mehr so kalt. Das ändert sich jedoch nach gefühlten vier Stunden Wartezeit, bis der Zug endlich beginnt. Eine Ewigkeit vergeht, die die Mädchen nur auf ihrem Platz verharren und sehnsüchtig auf einen Startton des Musikvereins warten, der ihnen voran gehen wird. Dann endlich. Sie dürfen sich in Bewegung setzen und greifen beherzt in ihre Tüten, die gefüllt sind mit Süßigkeiten. Zwischen sämtlichen Karnevalsliedern des Musikvereins ertönen laute „Helau“-Schreie, denn die Tänzerinnen teilen ihre Freude mit den Besuchern des Zugs. Alle paar Meter wird die Stimmung angetrieben durch den einen oder anderen Klopfer.Auf halber Strecke rennt Tanja einige Meter vor und kniet sich hin. Das kann nur bedeuten, dass es Zeit für eine Runde HUMBA! ist. Als sie ihre Gruppe auffordert, die Buchstaben zu schreien, machen auch die zahlreichen Zuschauer am Straßenrand mit und die Gruppe hat die Sympathie der Höhr-Grenzhausener auf ihrer Seite.

Natürlich ist die Gruppe in der befreundeten Stadt nicht unbekannt und so ist es schwer, einmal alle auf ein Bild zu bekommen, da immer jemand bei seinen Bekannten am Rand steht. Oder auf Toilette in irgendeinem offenen Haus zu finden ist, denn die Kombination aus langem Zug ohne Pipi-Pause und nicht geringem Getränkegenuss macht sich auf Dauer nicht gut in der Blase.

Der Zug ist zu Ende und die Gruppe kehrt munter in den Bus ein, der sie in ihre Heimatstadt bringen wird, wo die gesamte Chose wieder von vorne beginnt….

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