Psychosoziale Zentrum für Flüchtlinge (PSZ) des Caritas-Migrationsdienstes

Von der Beratungsstelle zumPsychosozialen Zentrum für Flüchtlinge

Von der Beratungsstelle zum
Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge

Das Team vom PSZ (von links): Malin Reusch, Emad Girgis, Beata Schäper, Gabriele Engel, Inga Machleit, Frank Fein, Gaby Markert, Markus Göpfert, Christina Krause. Nicht abgebildet sind Maria Zagaynova und Jörg Thielen. PSZ

Von der Beratungsstelle zum
Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge

In der Kunsttherapie verarbeiten Kinder traumatische Erlebnisse.

Mayen. Bereits seit 15 Jahren bietet das Psychosoziale Zentrum für Flüchtlinge (PSZ) des Caritas-Migrationsdienstes Beratung und Therapie für Flüchtlinge an. 2001 gestartet als Beratungsstelle mit einem Sozialarbeiter und zwei Psychologinnen, sind heute drei Sozialarbeiter und sechs Psychologen im Team tätig. Markus Göpfert, Sozialpädagoge und Leiter der Einrichtung: „Insbesondere im letzten Jahr sind bei steigenden Flüchtlingszahlen durch Bund, Land, EU und das Bistum Trier Stellenerweiterungen möglich geworden. Dies war mehr als dringend erforderlich, um dem Bedarf ansatzweise gerecht zu werden.“

Sozialarbeit als Basis

Das PSZ gehört zu bundesweit 32 Zentren, die sich auf die Beratung und Behandlung von insbesondere traumatisierten Flüchtlingen spezialisiert haben. „Die körperlichen und psychischen Erkrankungen von Flüchtlingen sind durch viele komplexe Faktoren beeinflusst, wie Gewalt und Foltererlebnisse in ihren Herkunftsländern, Fluchterlebnisse und die aufenthaltsrechtliche Situation im Aufnahmeland. All dies stellt die Beratung und Behandlung vor besondere Anforderungen“, erläutert Göpfert. Die meisten Flüchtlinge kommen im PSZ erst zu Inga Machleit und Markus Göpfert, die für die asyl- und aufenthaltsrechtliche Beratung zuständig sind. „Dort geht es dann vielfach um den Stand des Asylverfahrens und die Abklärung der psychosozialen Situation“, erklärt Inga Machleit.

Therapie für traumatisierte und psychisch kranke Flüchtlinge

Im therapeutischen Bereich des PSZ können Flüchtlinge aus dem gesamten Landkreis Mayen-Koblenz und den Landkreisen Ahrweiler, Cochem-Zell, Rhein-Lahn und der Stadt Koblenz angemeldet werden. Die Psychologen des PSZ sind an drei verschiedenen Standorten aktiv. Christina Krause und Frank Fein sind im Caritas-Mehrgenerationenhaus in Mayen und Gaby Markert und Gabriele Engel in der Caritasgeschäftsstelle in Andernach, wobei Gabriel Engel zweimal wöchentlich zusätzlich in der Caritasgeschäftsstelle in Ahrweiler präsent ist. „Ängste, Schlafstörungen, Unruhe und Alpträume sind häufig die Gründe für eine Anmeldung“, so Frank Fein.

Kinder im Blick

Ein besonderes Augenmerk des PSZ liegt von Anfang an auf der Situation von Kindern und Jugendlichen. Maria Zagaynova, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin im PSZ: „Direkte und indirekte Gewalterlebnisse belasten die Kinder, Eltern verlieren aufgrund eigener Gewalterfahrungen und aktueller Belastungen oft ihre Erziehungsrolle. Die Kinder übernehmen häufig Erwachsenenfunktionen und verlieren damit ein Stück Kindheit.“ Vielfach bitten Schulen, Kitas und Einrichtungen der Jugendhilfe um Rat. Besonders belastete Kinder und Jugendliche können zur Therapie angemeldet werden. Kunsttherapiegruppen, mit denen das PSZ vor Ort an Schulen aktiv ist, bieten den Kindern einen Schutzraum, wo sie Hilfestellung bei der seelischen Verarbeitung ihrer Erfahrungen erhalten, wie Kunsttherapeutin Beata Schäper erklärt: „Kunsttherapie eignet sich, um miteinander auch ohne Sprache in Beziehung zu treten und sich auszudrücken.“ So sind auch die immer wieder stattfindenden HipHop- und Breakdancegruppen seit Jahren ein Angebot, welches zur Stabilisierung im Alltag beiträgt und Selbstheilungskräfte aktiviert. „Die Kinder überwinden Grenzen auf physischer Ebene und entwickeln daraus eine innere Stärke und Selbstbewusstsein,“ so Tanztrainer und Choreograph Jörg Thielen.

Landesweite Koordinierung

Dem PSZ angegliedert ist die „Koordinierungsstelle für die interkulturelle Öffnung des Gesundheitssystems“, die vom Land Rheinland-Pfalz gefördert wird und landesweit aktiv ist. „Die fünf Psychosozialen Zentren in Rheinland-Pfalz können den Bedarf an therapeutischer Hilfe bei weitem nicht decken. Ziel der Koordinierungsstelle ist es deshalb, das niedergelassene Regelsystem mit Psychotherapeuten, Ärzten und Kliniken zu sensibilisieren, zu schulen und zu unterstützen, Flüchtlinge in der Behandlung aufzunehmen“, erklärt Malin Reusch, die seit 2015 zusammen mit Christina Krause für die Stelle zuständig ist. Durch die Beschränkung auf Akut- und Schmerzbehandlung und auch aufgrund der Sprachbarrieren ist der Zugang für Flüchtlinge für eine Therapie im niedergelassenen System mit Hürden verbunden. Die Anwesenheit eines Sprach- und Kulturmittlers in der Therapie ist nicht selbstverständlich. In Zusammenarbeit mit der Landespsychotherapeutenkammer richtet die Koordinierungsstelle deshalb Schulungen zum Thema „Therapie zu Dritt“ aus. Interessierte Therapeuten werden darin fortgebildet, wie Therapie mit Geflüchteten gelingen kann. Auch für Sprach- und Kulturmittler gibt es Schulungen, die ebenfalls nicht ungeschult zum Einsatz kommen sollten. Etwa 200 Sprach- und Kulturmittler und über 300 Psychotherapeutinnen und -therapeuten konnten mit den Schulungen erreicht werden.

Ehrenamt als tragende Säule

in der Flüchtlingshilfe

Erhebliche Unterstützung in der Begleitung der Flüchtlinge bieten ehrenamtliche Helfer. Markus Göpfert: „Ohne diese wäre unsere Arbeit kaum noch möglich. Insbesondere für Flüchtlinge mit traumatischen Erfahrungen ist es von besonderer Bedeutung, Menschen neben sich zu haben, die ihnen Halt und Orientierung bieten.“ Und Emad Girgis, Ehrenamtskoordinator im Caritas-Migrationsdienst, ergänzt: „Deshalb sind wir sehr froh, dass sich in unserer Region mit den Caritas-Flüchtlingspaten, dem Netzwerk Flüchtlingshilfe im Raum Mayen und dem Stammtisch der Flüchtlingspaten in der Vordereifel oder der Fachkonferenz Asyl im Dekanat Maifeld-Untermosel tragfähige Netzwerke entwickelt haben.“

Kontakt und Informationen

www.migration.caritas-rhein-mosel-ahr.de

Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr e.V.

Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge (PSZ), St.-Veit-Str. 14, Mayen

Tel. (0 26 51) 9 86 90