Der Fall Sauvage: Martyrium von Frauen in einer von Gewalt geprägten Beziehung

Warum Frauen so langebeim Peiniger bleiben

Mayen. Nach einem Gnadengesuch hat Frankreichs Präsident Hollande Jacqueline Sauvage begnadigt, die wegen Mordes zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Jacqueline Sauvage hatte ihren Ehemann von hinten mit drei Schüssen erschossen. Vorausgegangen war ein Martyrium, das 47 Jahre dauerte, wobei Ehefrau und Kinder immer wieder den Gewalttaten des Ehemannes ausgesetzt waren. Warum aber hat diese Frau die Gewalt solange ausgehalten und auch bei der Gewalt gegenüber ihren Kindern zugeschaut? Die Geschichte von Jacqueline Sauvage gibt hierzu keine Antwort. Jedoch ist es nicht ungewöhnlich und wird häufig beobachtet, dass Opfer von häuslicher Gewalt den Peiniger nicht verlassen, obwohl der gewalttätige Partner das Opfer zu unterwerfen versucht und etwa all seine Lebensbereiche kontrolliert. Meist verlangt er, dass das Opfer alle Beziehungen nach außen abbricht, damit die Kontrolle noch effektiver ist und alles durch sein Verhalten bestimmt wird. Dann ist immer wieder vom „allmächtigen Partner“ die Rede, gegen den man nichts ausrichten könne. Auch Dritten traut man nicht zu, etwas gegen den Täter tun zu können. Aus diesem Grund holen sich die Frauen oft keine Hilfe. Hat es das Opfer doch einmal geschafft, von zu Hause auszubrechen, versucht der Täter in der Regel alles, sie zurückzubekommen. Unzählige Versprechungen werden gemacht, die von den Frauen häufig als Liebesbekundungen gewertet werden, auf die sie solange gewartet haben. Kehren sie dann wieder zurück, beginnt in der Regel nach kurzer Zeit wieder der alte Kreislauf von Macht und Kontrolle. Für die betroffenen Frauen bedeutet es eine große emotionale Anstrengung, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Hilfe von außen holen

Wichtig ist es, sich im ersten Schritt Hilfe von außen zu holen, ein schwerer Schritt, der die Betroffenen allerdings ein gutes Stück weiterbringt. Zielführend ist in diesem Zusammenhang, dass Organisationen und Institutionen, die der Frau den Weg aus der Spirale der Gewalt zeigen können, auch vor Ort präsent sind, damit Frauen auch wissen, an wen sie sich überhaupt wenden können und eine Nähe vorhanden ist. Das „Mayener Forum gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen“ ist eine solche Organisation direkt vor Ort. In einer Broschüre listet das Mayener Forum alle lokalen Hilfeeinrichtungen auf, die bei häuslicher Gewalt helfen können. Lea Bales vom Mayener Forum ermutigt betroffene Frauen: „Der erste Schritt nach außen ist der Schritt in die richtige Richtung. Es ist den Frauen zu wünschen, dass sie den Mut haben, diesen ersten Schritt zu tun, Hilfe in Anspruch zu nehmen und in ein eigenbestimmtes Leben zu gehen.“

Erste Anlaufstellen für Hilfsangebote für alle Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, ist die Interventionsstelle Mayen (IST) beim Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr e.V. Weitere Hilfsangebote finden sich im Internet: www.mayener-forum-gewalt.de und www.rigg.rlp.de

Die Broschüre mit Anlaufstellen in Notsituationen und Beratungsstellen kann bei der IST Interventionsstelle gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen in Mayen oder bei der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz angefordert oder auf der Homepage des Landkreises Mayen-Koblenz www.kvmyk.de unter dem Stichwort „Gewalt“ heruntergeladen werden: Interventionsstelle gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen, Mehrgenerationenhaus St. Matthias, St.-Veit-Straße 14, 56727 Mayen, Beratungstel. (0 26 51) 98 69 139, Fax (0 26 51) 98 69 5 139, interventionsstelle@caritas-mayen.de

Lea Bales, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Mayen-Koblenz, Kreisverwaltung Mayen-Koblenz, Bahnhofstraße 9, 56068 Koblenz, E-Mail lea.bales@kvmyk.de