Generationsübergreifende Kameradschaft und Gemeinschaft sind selbstverständlich

Wir lernen: Helfen macht Spaß!

Wir lernen: Helfen macht Spaß!

Die Löschzwerge der Freiwilligen Feuerwehr Haiderbachmit selbstgebastelten Feuerwehrlaternen und ihren BetreuerinnenYvonne Chlebowski (links) und Sarah Bellinger (rechts). Fotos: MIH

Wir lernen: Helfen macht Spaß!

Üben für den Ernstfall: Als Jugendlicher bei der FreiwilligenFeuerwehr der Verbandsgemeinde wird man sukzessivean den Einsatz in der aktiven Wehr herangeführt. Foto: FFW

Wir lernen: Helfen macht Spaß!

Die Feuerwehr demonstriert im Rahmen desSchulprojekts einen Einsatz mir Brandlöschung. Foto: FFW

Wir lernen: Helfen macht Spaß!

Harmonisches Laternenenbasteln im Gerätehaus in Breitenau mit Musik und gut gelaunten und motivierten Helferinnen und Helfern.

Wir lernen: Helfen macht Spaß!

Mit voller Ausrüstung üben die jungenFeuerwehrbegeisterten die Verletztenbergung. Foto: FFW

Wir lernen: Helfen macht Spaß!

Wir lernen: Helfen macht Spaß!

Jugendwart Stephan Körner liegt dieNachwuchsförderung außerordentlich am Herzen.

VG Ransbach-Baumbach. Wer kennt sie nicht, die Helfer in der Not? Egal, wo es brennt, klemmt oder hängt, egal wo geholfen werden muss, die ehrenamtlichen Helfer mit den großen roten Autos stehen uns bei und sind immer da, wenn Bürgerinnen oder Bürger in Not sind. Bis Mann oder Frau jedoch im Ernstfall mit in den Einsatz fahren kann, sind Schulung, Training und Ausbildung notwendig und vor allem das Wissen und gute Gefühl, dass man sich jederzeit auf seinen Kameraden verlassen kann. Und dies fängt am besten im Kindes- oder Jugendalter an. Die Nachwuchsförderung haben sich die Freiwilligen Feuerwehren der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach ganz groß auf die Fahne geschrieben, denn wer soll denn sonst angesichts sinkender Geburtenzahlen und der sich dadurch nach unten verjüngenden Bevölkerungspyramide in 30 oder 40 Jahren noch Leben retten, Keller leer pumpen, Vermisste suchen und Brände löschen?

Im Interview mit BLICKaktuell nennt der stellvertretende Wehrleiter des Standortes Haiderbach, Michael Maurer, als Ziele der Wehr im Rahmen der Jugendarbeit den stetigen Ausbau, das Wiedererlangen der Aufmerksamkeit der Bevölkerung für dieses wichtige Amt sowie das Einschlagen neuer Wege, um Kinder und Jugendliche für die verantwortungsvolle ehrenamtliche Tätigkeit zu begeistern.

Bambinis

lernen Gemeinschaft schätzen

Dazu gibt es zum Beispiel auf der Haiderbach eine Bambinifeuerwehr, die sogenannten „Löschzwerge“, unter der Leitung von Sarah Bellinger, die von Beruf Erzieherin und somit für die Leitung dieser Gruppe prädestiniert ist. Dabei geht es bei den „Übungen“ der Kleinen zwischen sechs und zehn Jahren aber mehr um das Miteinander. Beispielsweise absolvieren sie einen Bewegungsparcours, spielen, basteln zusammen Laternen oder dekorieren Plätzchen in der Vorweihnachtszeit oder machen eine Wasserbombenschlacht im Sommer. Feuerwehrtechnisch steht unter anderem das Ausprobieren und Kennenlernen von Feuerwehrschläuchen auf dem Programm. So werden die wissensdurstigen Kinder behutsam an das wichtige Ehrenamt herangeführt. Im Vordergrund stehen dabei vor allem der Spaß sowie immer das Erleben von Gemeinschaft, das Erlernen und Festigen von Rücksichtnahme, Respekt und sozialem Miteinander sowie das Erlangen von Vertrauen, sich auf den anderen verlassen zu können, eine wichtige Voraussetzung für spätere „echte“ Einsätze.

Teenager lernen mit Freude die Grundlagen für spätere Einsätze

Die Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren werden hauptsächlich in Nauort von Jungendwart Stephan Körner und drei weiteren Betreuern in der Jugendfeuerwehr „Nauorter Höhe“ als Zusammenschluss der Ortswehren Alsbach, Caan, Nauort, Sessenbach und Wirscheid gefördert. Die vier setzen sich sehr stark für die Nachwuchsförderung in der Verbandsgemeinde ein. In dieser Altersklasse geht es dann neben dem kollektiven Spaß darum, realitätsnahe Tätigkeiten aus dem Feuerwehrmann (oder -frau)-Dasein auszuüben. Die Jugendlichen lernen spielerisch die Gerätschaften und Armaturen der Feuerwehr kennen. Dazu gehören beispielsweise Gerätedienst und Schlauchpflege und der Umgang mit modernster Technik. Vereinte sportliche Aktivitäten, Ausflüge und die Übernahme karitativer Aufgaben, wie zum Beispiel der Aufbau des St. Martinsfeuers zählen dazu und runden das Ganze ab. Daneben besteht die Möglichkeit der Teilnahme an kreiseigenen Wettbewerben, wie einem Schwimmwettkampf oder einem Lebendkickerturnier. Darüber hinaus können die Jugendlichen einen in drei Stufen gegliederten Ausbildungsnachweis in Form eines Abzeichens absolvieren, die sogenannten „Jugendflamme“ und werden auf den Umstieg in den aktiven Dienst sukzessive und dem Alter entsprechend vorbereitet.

Pilotprojekt macht Schule

Eine ganz besondere Idee hat der stellvertretende Wehrführer aus Nauort, Michael Freisberg, umgesetzt und mit seinem Pilotprojekt ins Leben gerufen. Eineinhalb Jahre hat er sich Gedanken gemacht, zusammen mit seinen Kameraden getüftelt und Kontakte geknüpft. Gerade in der Aufbauphase haben er und seine Kameraden sehr viel Freizeit und Urlaubstage für dieses tolle Projekt geopfert. Das Ergebnis lässt sich sehen und ist von Erfolg gekrönt: In enger Zusammenarbeit mit der Nauorter Grundschule stellt die Nauorter Wehr einmal jährlich im Rahmen eines eintägigen Workshops die spannenden Aufgaben und Tätigkeiten in der Feuerwehr vor. Dabei wird dann beispielsweise ein kleiner Brand gelöscht oder eine Autotür zerschnitten. Für die Grundschüler bedeutet das: Feuerwehr hautnah und spannend erleben und vor allem mitmachmachen können. In diesem Jahr konnten dafür rund zehn interessierte Kinder für die Jugendfeuerwehr gewonnen werden.

„Ein Kamerad ist einer, auf den ich mich verlassen kann.“

Allen Jugendwarten der Verbandsgemeinde ist bei ihrer Tätigkeit eines äußerst wichtig: die Vermittlung von Werten. Sie sehen es als ihre Aufgabe, trotz unterschiedlicher Charaktere den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass Kameradschaft und Verlässlichkeit sehr bedeutsam, wertvoll und ein hohes Gut sind. Die Kinder lernen verstehen, dass jeder ein gleichwertiger Teil des Ganzen ist und eine kooperative reibungslose Zusammenarbeit im späteren Einsatz nur dann funktionieren kann, wenn jeder seinen Teil zum Funktionieren beiträgt. Es gibt keine Unterschiede, jeder ist gleich wertvoll und gleich wichtig. So ist es bei einem Einsatz der „Großen“ ja auch. Da ist es unerheblich, welchen Dienstgrad ein Feuerwehrmann hat, im Einsatz ist jeder gleich wichtig und trägt seinen Teil zum einwandfreien Ablauf bei. Dies entspricht dem demokratischen Leitbild der Feuerwehren.

Ein weiterer Aspekt, der die Jugendwarte der Freiwilligen Feuerwehren der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach immer wieder zu ihrem Ehrenamt motiviert, ist die Herausforderung, die die heutige Zeit mit sich bringt. Viele Kinder verständigen sich in ihrer Freizeit schreibend und alleine zuhause über ihr Smartphone, statt kollektiv und interaktiv etwas mit Freunden zu unternehmen und einfach miteinander zu sprechen. Hier wollen sie ansetzen und das gute Gefühl von freundschaftlichem Umgang vermitteln und fördern. Dies ist übrigens auch eine gute Grundlage für gutes Teamwork im späteren Berufsleben.

Ganz schön cool: Feuer und Flamme für die Feuerwehr

Wie viele Vereine habe auch diese Einrichtung mit Problemen zu kämpfen, erzählt Wehrleiter Oliver Gerlach aus Ransbach-Baumbach dem BLICKaktuell. So sei die ehrenamtliche Tätigkeit für einen guten Zweck und das Gemeinwohl der Bürger in der Feuerwehr weit aus den Augen vieler Eltern als mögliche Freizeitbeschäftigung gerückt. Gerade in der Stadt gäbe es ein großes Angebot der Freizeitgestaltung für Kinder. Auf den Dörfern sähe es da schon etwas besser aus, da dort eine weniger große Anonymität herrsche und jeder jeden kennt.

Auch sei es immer schwieriger, engagierte Jugendwarte zu finden, die die Kinder und Jugendlichen in der Feuerwehr ausbilden, bis diese ab einem Alter von 16 Jahre die Möglichkeit haben, die Grundausbildung zu absolvieren und in die aktive Wehr übernommen zu werden. Weiterhin benötigten die Jugendwarte für ihre Aufgabe eine spezielle Ausbildung und, wie so vielen Menschen, fehle ihnen oft die Zeit, sich in dem dafür notwendigen Zeitrahmen einzusetzen. „Eine weitere Schwierigkeit ist, dass engagierte Jugendliche nach ihrem Schulabschluss zur Absolvierung ihres Studiums ihre Heimat verlassen und aus der Verbandsgemeinde wegziehen. So fehlt uns der ein oder andere tüchtige Nachwuchs und es ist jedes Mal ein Verlust, wenn einer von uns geht“, erklärt der Wehrleiter bedauernd.

Wer interessiert ist, kann übrigens unverbindlich mal ein paar Wochen in das Feuerwehrgeschehen reinschnuppern. Die Uniform wird allen Kindern kostenlos zur Verfügung gestellt. Selbstverständlich sind Mädchen jederzeit gerne willkommen, denn schon lange ist die Feuerwehr keine Jungsdomäne mehr.