Christopher Street Day wird in diesem Jahr zum 10. Mal in Koblenz gefeiert
„Wir sind ein Teil der Gesellschaft“
Koblenz.Mit einem Pre-Opening an der Seilbahnstation wurde der Reigen der Veranstaltungen im Rahmen des 10-jährigen Jubiläums des Christopher Street Days in Koblenz offiziell eröffnet. Diese in der Geschichte des CSD Koblenz einmalige Veranstaltung bildete die Einleitung zum CSD Koblenz 2017. Im Oktober 2016 hat der Verein zur Förderung des Koblenzer Christopher Street Days e.V. mit den Vorbereitungen zum CSD-Jubiläum begonnen.
„Es wird überlegt, was wollen wir eigentlich beim nächsten CSD machen. Ist es ein Tag, sind es zwei Tage, wollen wir überhaupt eine Pride Week oder keine. Diese Rahmenbedingungen werden im Prinzip in einem Konzept zusammengefasst, mit dem man im nächsten Schritt auf Sponsoren zugeht“, erklärt Arnd Krohmann im Interview.
Ein Rückblick auf die Anfänge
Der CSD Koblenz ist als Veranstaltung durchgängig positiv wahrgenommen worden. Der Fokus lag dabei immer auf der politischen Botschaft. In der Anfangszeit war der Christopher Street Day unter Federführung von Patrick Zwiernik als eine mehr kommerzielle Veranstaltung in der Rhein-Mosel-Stadt entstanden. Mit Unterstützung durch den damaligen Förderverein wurden daraufhin insgesamt sechs CSDs (2008 bis 2013) veranstaltet. Im siebten Jahr hatte der Förderverein des Koblenzer Christopher Street Days die Veranstalterrolle übernommen und bis 2015 innegehabt. Aufgrund der notwendig gewordenen Gemeinnützigkeit wurde ein neuer Verein, der heutige Verein zur Förderung des Koblenzer Christopher Street Days gegründet, der in diesem Jahr zum nunmehr zweiten Mal die Organisation übernimmt. Seit 2008 gab es ohne Pause jedes Jahr einen CSD in Koblenz. Eine Besonderheit bildete der CSD im Jahr 2012, der zeitgleich mit einer Neonazi-Demo wegen des Prozessauftaktes gegen zwei Mitglieder des „Aktionsbüros Mittelrhein“ stattfand. Rückblickend betrachtet ist der Koblenzer CSD in all den Jahren immer friedlich und ohne Ausschreitungen verlaufen. Der CSD in Koblenz ist einer von drei CSD-Veranstaltungen in Rheinland-Pfalz und deckt in erster Linie den nördlichen Teil des Landes ab. In den vergangenen Jahren hat sich die Veranstaltung, die für die Rechte von schwulen, lesbischen, bi- und transsexuellen Menschen eintritt, zu einem Fest für die ganze Familie entwickelt.
„Geraden an den Nachmittagen, da kommt die Oma mit ihren Enkelkindern und es ist es nicht nur die Community, die gerne zum CSD kommt. Da kommt mittlerweile die ganze Familie. Das ist eine Veränderung, die in den letzten 10 Jahren definitiv stattgefunden hat“ berichtet Arnd Krohmann vom Vorstand des Vereins zur Förderung des Koblenzer Christopher Street Days. Der Verein als Organisator versteht sich als eine Art Brückenbauer zwischen Community und der Gesellschaft. „Um eine Akzeptanzsteigerung in der Gesellschaft zu erreichen muss man mit der Gesellschaft auch in Kommunikation treten“, erklärte Krohmann. Um dieses Ziel zu erreichen haben sich in diesem Jahr so viele Vereine und Initiativen der Community wie noch nie an den Events zum 10. CSD beteiligt.
„Wir haben relativ schnell gemerkt in diesem Jahr, dass wir mit einer Woche Pride Week nicht hinkommen und haben diese frühzeitig auf zwei Wochen aufgestockt, um letztlich an den einzelnen Tagen nicht drei, vier oder fünf Veranstaltungen zu haben, sondern ein oder zwei Veranstaltungen. Man muss durchaus bedenken, Koblenz ist jetzt nicht Berlin oder Hamburg, unsere Szene ist relativ übersichtlich, wir können uns alle nicht teilen“, äußerte sich die Vereinsspitze gegenüber BLICK aktuell.
Politische Message und genügend Platz zum Feiern
Bevor der 10. CSD in Koblenz mit dem Straßenfest am 18. und 19. August seinen Höhepunkt findet, gehen zwei Pride Weeks voraus. Damit wird den Vereinen der Community, Organisationen, Bildungseinrichtungen aber auch Unternehmen eine besondere Plattform zur Öffentlichkeitsarbeit geboten. Wie berichtet, wurde am vergangenen Montag mit der Ausstellung „10 Jahre CSD in Koblenz“ im Forum Mittelrhein die dritte Koblenzer Pride Week eröffnet.
„Der CSD-Verein versteht sich in aller erster Linie mal als ein Verein, der Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Diese wird mit verschiedenen Instrumentarien, wie zum Beispiel dem klassischen CSD oder die Pride Week betrieben. Damit dies funktioniert, sind wir darauf angewiesen, dass das Netzwerk innerhalb der Community-Vereine sehr gut funktioniert und mit diesen setzen wir uns zusammen, wie diese sich mit unterschiedlichen Themen und Veranstaltungen mit einbringen können.“ In diesem Jahr ist man stolz darauf Themen aufzugreifen, die es bis dato so in Koblenz noch nicht gab oder die selbst innerhalb der Community oftmals nur als Randthemen betrachtet werden.
In den Räumen von „RAT & TAT“ wird es am 14. August einen Workshop zum Thema Asexualität geben oder am 16. August eine Filmvorführung, die über das Thema Intersexualität informieren wird. In diesem Jahr ist erstmalig eine Vernissage mit am Start. In der Galerie SCHAUstudio fand am Dienstag die „Kunstausstellung Human Being“ von und mit dem Künstler Daniel M. Schmude statt. Hier wurde der nackte männliche Körper mal aus einer besonderen Sicht dargestellt. Zum ersten Mal seit dem Bestehen des CSD ist zudem das Landesbibliothekszentrum in Koblenz als Partner mit dabei. Eine queere Buchlesung und Diskussionsrunde lädt am Donnerstag, 10. August um 19 Uhr in das LBZ ein. Unter dem Titel „Que(e)rgelesen“ wird unter anderem verschiedene schwule Literatur vorgestellt. Begleitet wird dies von einer kleinen Ausstellung, die auch seit dem 7. August dort zu sehen ist und noch bis 19. August besichtigt werden kann. Mit der ersten Koblenzer Diversity Konferenz richtet sich der Verein zur Förderung des Christopher Street Days gemeinsam mit der Stadt Koblenz an Unternehmer und Führungskräfte von Firmen und Vereinen. Mehr dazu in einem separaten Bericht auf www.blick-aktuell.de oder in der nächsten Ausgabe von BLICK aktuell Koblenz.
„Zurück auf Anfang?Mit uns nicht!“
Der CSD soll ganz klar eine politische Message transportieren.
„Rechtspopulismus wird immer salonfähiger tatsächlich und dementsprechend wollen wir da auch ein deutliches Zeichen setzen, dass wir da nicht zurückwollen“, so Julia Aaron vom Vereinsvorstand gegenüber unserer Zeitung.
In diesem Jahr werden die zugelassenen Direktkandidaten aus Koblenz die Möglichkeit haben, sich während der Podiumsdiskussion am Samstag, 19. August, zu positionieren. Das Bühnenprogramm auf dem Münzplatz, aber auch in diesem Jahr zusätzlich auf dem Platz an der Liebfrauenkirche lädt natürlich ausgiebig zum Feiern ein. In der Vergangenheit standen bereits Künstler wie Vicky Leandros, Michelle oder Markus auf der CSD-Bühne. Aus finanziellen wie auch konzeptionellen Gründen haben sich die Verantwortlichen bewusst gegen eine Verpflichtung von hochrangigen Stars entschieden.
„Wir haben großartige Künstlerinnen und Künstler aus der Region und ich finde, da bringt es vielmehr, wenn diese auftreten, als Menschen, die zwar einen Namen haben und bestimmt auch großartige Künstler sind, aber wo es weniger Bezug zu Koblenz gibt“, erklärt Julia Aaron.
Lokale Künstler rocken die CSD-Bühne
Dem CSD einen lokalen Touch verpassen, aber auch Künstler auf der Bühne zu haben, die nicht nur scharf auf die Gage sind, sondern sich auch mit den Themen des CSD identifizieren können. All diese Faktoren galt es bei der Zusammenstellung des Bühnenprogramms zu berücksichtigen. Dörthe Dutt, Philipp Iskariot, Marcella Rockefeller oder auch Jona Davis sind in der Community keine Unbekannten und werden mit Travestie oder Gesang die Menge am Münzplatz in Stimmung bringen.
„Wir sind in diesem Jahr auch wieder auf dem Platz an der Liebfrauenkirche. Der „En Vogue“-Veranstalter wird am Freitag, 18. August ab 17 Uhr den kompletten Platz bespielen. Am CSD-Samstag findet von der bekannten Party-Reihe „GAYPHORIA“ die Mega 90er Open-Air-Party statt. An beiden CSD-Tagen gibt es außerdem die „We celebrate CSD“ After-Show-Party im „Die Zwei“-Club“, gibt Arnd Krohmann einen kleinen Überblick. Das gesamte Programmheft gibt es online unter www.csd-koblenz.de als Download.
CSD als Plattform
Die Bühne am Münzplatz ist auch in diesem Jahr umgeben von einer Infomeile. Die bunte Mischung aus den Vereinen der Koblenzer Community, Parteien, Gewerkschaften, aber auch der bundesweiten Initiative „100 Prozent Mensch“ lädt zum gemeinsamen Dialog, Austausch und der Information zu den vielfältigsten Themen ein. Damit bietet sich für Interessierte die ideale Chance an, die queere Community kennenzulernen und zu erfahren, was die jeweiligen Vereine eigentlich machen und sich gegebenenfalls auch von seinen Vorurteilen zu befreien.
Happy Birthday CSD Koblenz
Bis zu 90 Menschen sind vor und hinter den Kulissen auf den Beinen, um die Veranstaltung zu stämmen und zum 10. Mal in Koblenz für die Rechte von schwulen, lesbischen, bi- und transsexuellen Menschen einzutreten. Gerade durch das Jubiläum erhofft man sich eine noch größere überregionale Wahrnehmung.-CF-