Der in der Regionbekannte Tenor Andreas Schönberg ist gemeinsam mit den „Bohemians“ zu Gast in Lind

Wo sich klassische Operund moderner Pop verbinden

Wo sich klassische Oper
und moderner Pop verbinden

Wo sich klassische Oper
und moderner Pop verbinden

Im Hintergrund die Ettringer Grundschule: Noch heute fühlt sich Andreas Schönberg stark mit seiner Heimat verbunden. -SOT

Wo sich klassische Oper
und moderner Pop verbinden

Die „Bohemians“ sind am 24. Juni zu Gast in Lind. V. l. Andreas Schönberg, Ricardo Marinello, Sascha Dücker.

Wo sich klassische Oper
und moderner Pop verbinden

Der Tenor Andreas Schönberg.

Lind. Am 24. Juni lohnt sich ein Besuch der kleinen Eifelgemeinde Lind besonders. Hier, genauer gesagt in der Eventhalle von Anja Menzel und Dr. Torsten Schiller, die deren Ferienhaus „LindGrün“ angeschlossen ist, sind am Abend die drei international erfolgreichen Tenöre Andreas Schönberg, Ricardo Marinello und Sascha Dücker zu Gast. Gemeinsam haben sie das Projekt „Bohemians“ vor einigen Jahren ins Leben gerufen, das sein Publikum nun auch in Lind an einer Weltenvereinigung zwischen Klassik und Pop teilhaben lässt: Opernarien, von Bellini, Verdi und Puccini werden die Gäste des Abends begeistern; moderne Versionen von klassischen Hollywoodsongs und Galastücken bis hin zu aktuellen Popnummern von Michael Jackson bis Queen in tenoralem Sound stehen auf dem Programm – zudem werden Überraschungsgäste die Bühne betreten.

Für einen der drei Sänger ist der Auftritt in Lind eine Art Heimspiel: Andreas Schönberg ist in Ettringen aufgewachsen und hat bis ins frühe Erwachsenenalter dort gelebt. Eigentlich sollte er einmal den Hof seiner Eltern übernehmen - das stand zumindest für die von Anfang an fest. Fast hätte auch er sich damit abgefunden, doch sein innerer Kompass wies ihm letztlich den eigenen Weg. Und der sollte ihn auf die großen Opernbühnen dieser Welt führen. Den Grundstein hierfür legte, ganz unbewusst, wohl die frühere Nachbarin der Familie Schönberg, Maria Wagner: „Sie war immer so herzlich und freundlich zu mir, bei ihr verbrachte ich schon als kleines Kind sehr viel Zeit – ich fühlte mich dort einfach unheimlich wohl“, erinnert sich Andreas Schönberg heute noch gerne. Oft, wenn der Junge zu Besuch war, legte Maria Schallplatten auf; hier lauschte Andreas zum ersten Mal bewusst dem „Ave Maria“. „Das hat mich wahnsinnig berührt“, kann er sich noch genau erinnern. Oft sangen sie gemeinsam und Maria Wagner fiel schon damals auf, dass Andreas Stimme außergewöhnlich war. Sie lobte und bestärkte ihn stets, zu singen. Als Siebenjähriger trat Schönberg bereits gemeinsam mit dem Ettringer Gesangsverein auf. Bernd Schmitz ist ein Weggefährte der ersten Stunde, er filmte schon Schönbergs erste Auftritte mit dem Ettringer Chor: „Ich erinnere mich besonders gut an eine Darbietung“, erzählt er, „da war Andreas sieben Jahre alt. Er sang zunächst gemeinsam mit dem Chor und anschließend „Stille Nacht“ als Solo, während der Chor im Hintergrund summte. Das war fantastisch und es gab wohl niemanden, dem das keine Gänsehaut bescherte“, ist sich Schmitz sicher. Damals konnte der Journalist noch nicht ahnen, das er Schönberg einmal am Hagner Opernhaus besuchen würde und bis dahin sollte es auch noch ein langer, von Unsicherheit und Zweifeln geprägter Weg sein. Andreas tat zunächst, was die Familie von ihm erwartete und absolvierte eine Lehre in der Landwirtschaft. Wenn er im Stall die Kühe versorgte aber sang er, wie auch bei der Arbeit auf dem Feld. „Mit 18 habe ich mir dann meinen ersten Gesangsunterricht in Koblenz organisiert“, berichtet der heute 49-jährige. Sein Vater sah das gar nicht gerne und oft stahl sich Andreas heimlich weg und fuhr nach Koblenz zum Unterricht, um anschließend schnell wieder in Latzhose und Gummistiefel zu schlüpfen. Bald schon aber sollte ein weiterer Mensch seinem Schicksal auf die Sprünge helfen: sein Cousin, Gerd Schlaf. Die beiden trennen nur wenige Jahre und schon in ihrer Jugend verbrachten sie viel Zeit miteinander, trieben Sport und machten gemeinsam Musik. Denn auch Schlaf ist heute Vollblut – Musiker und nicht nur mit der Big Band des Mayener Gymnasiums erfolgreich. „Gerd studierte damals schon an der Musikhochschule in Köln; war eine Koryphäe im Orgelspielen - der beste Nachwuchsorganist Deutschlands,“ denkt Schönberg zurück an die Zeit. Als Nebenfach hatte Gerd Schlaf Gesang belegt und war von seiner Gesangsprofessorin Natalie Usselmann begeistert. „Eines Tages sagte Gerd zu mir: Du, pass mal auf – das ist doch so schade: Du machst den Bauernhof – gut und schön – aber du hast doch so eine wunderschöne Tenorstimme! Fahr mal zu Prof. Usselmann und sing ihr was vor.“ Das tat Schönberg und kurze Zeit später begann sein Gesangsstudium bei der Professorin, das die nächsten sechs Jahre dauern sollte. Notenlesen, Klavierunterricht, Gehörbildung und Sprache waren wichtige Elemente seiner Ausbildung neben dem eigentlichen Gesang; finanzieren musste er die gesamte Ausbildung selbst und das gegen den Widerstand der Verwandtschaft. „Meine Oma hat mir ab und an etwas Geld für meine Gesangsstunde zugesteckt aber alle anderen hielten das schon für Spinnerei“, erinnert sich Schönberg. „Das ist brotlose Kunst, mach was Vernünftiges“, waren die Sprüche, mit denen Menschen mit einem solchen Vorhaben wohl auf jedem Eifler Dorf rechnen mussten, da war Ettringen sicherlich nicht rückständiger als andere. „Aus dir wird mal ein Bettler, ein Vagabund“, prophezeiten ihm böse Zungen. Heute singt Schönberg weltweit Konzerte in acht Sprachen, ist festes Bestandteil der Deutschen Oper am Rhein und erfolgreich mit zahlreichen freien Projekten, die er alleine aber auch gemeinsam mit anderen Künstlern Kollegen umsetzt.

Dass die Oper heute einen so elitären Ruf hat, findet er schade, denn das sorge für Berührungsängste bei vielen Menschen. „Ursprünglich war die Oper für das gesamte Volk gedacht und nicht nur für einen elitären Kreis“, stellt er klar. Mit seinen Projekten, die Klassik und Moderne vereinen, möchte er eine Brücke schlagen und die Oper wieder aus ihrer Ecke verhelfen. Andreas Schönberg hat alle Widerstände und Zweifel überwunden und immer wieder waren da Menschen, die ihn auf seinem Weg bestärkt und an ihn geglaubt haben. Ihnen aber auch seiner Heimat Ettringen und deren Partnergemeinde Dornes fühlt er sich stark verbunden: „Ich komme sehr gerne nach Hause, wenn mein Terminkalender es zulässt“, sagt er. Am 24. Juni ist er wieder einmal daheim und hat dieses Mal die Welt der Oper und der Moderne im Gepäck. Weitere Infos zum Konzert: www.ferienhaus-lindgruen.de.