Galerie „Alte Werkstatt“ in Ahrweiler gewährt Einblicke in die Bilderwelten Carl Weisgerbers und Franz Ulrichs

Zauberhafte Bilderwelten

Zauberhafte Bilderwelten

Zauberhafte Bilderwelten

Zauberhafte Bilderwelten

Zauberhafte Bilderwelten

Ahrweiler. Sie ist noch jung, die Galerie Alte Werkstatt von Annette Dünker-Ulrich. 2015 hat die Galeristin sie eröffnet, um in den Räumen rund um die alte Werkstatt ihres Vaters Franz Ulrich dessen Malkunst für die Öffentlichkeit wachzuhalten und die Werke weiterer Künstler zu zeigen.

Zum Auftakt kamen neben Bildern des 2013 Verstorbenen auch die ihres Mannes Klaus Dünker sowie Dünkers Fotografien und solche von Mike Schuth zur Anschauung. Die aktuelle Winterausstellung präsentiert wiederum, diesmal aber durch andere Exponate, den fürs Ahrweiler Stadtbild so wichtigen Maler Ulrich.

Seiner leuchtenden Bildsprache und den in geometrischen Facetten eingefangenen Darstellungen heimatlicher Gefilde ist ein Raum gewidmet. Dass ein zweiter gebürtiger Ahrweiler mehr Platz einnehmen darf, ist dem 125. Geburtstags Carl Weisgerbers geschuldet. Der Maler kam am 25. Oktober 1891 als viertes Kind von Carl Hubert und Elisabeth Weisgerber in der Ahrweiler Niederhut 23 zur Welt und half, wie die Geschwister, im elterlichen Polster- und Sattlergeschäft. Daneben zeigte er künstlerische Neigungen, illustrierte die Bühne des Ahrweiler Laientheaters, malte Ahrweiler- und Ahrtalmotive. Gerne zog er mit Förstern und Jägern in den Wald, präparierte und zeichnete Tiere. Doch erst der 27-Jährige begann, angeregt durch Professor Willy Spatz von der Düsseldorfer Akademie, ebendort zu studieren.

Bürgermeisters Dank

Weisgerber, der mit den Jahren weniger Wertschätzung erfuhr, war zu Lebzeiten ein gefragter Maler.

„Für seine Bilder zahlte man nicht selten fünfstellige Beträge“, erklärt Dünker, der dessen Arbeiten seit Jahren sammelt. Inzwischen sind es jedoch so viele, dass er sich dazu durchgerungen hat, sich von einigen Bildern zu trennen. Ein Jahr Vorbereitung hat die gut strukturierte Ausstellung in Anspruch genommen, in der man größtenteils bisher nie präsentierte Darstellungen sieht. Ein Bildnis der Mutter Elisabeth Weisgerber hat offenbar bislang nie einen Rahmen gesehen, sondern als aufgerollte Leinwand ihr Dasein gefristet. Zwei Bilder waren bereits im Familienbesitz der Ulrichs.

Peter Ulrich hat sie wohl im Tausch gegen handwerkliche Leistungen erhalten und sie dann seinen Kindern Franz und Marianne vermacht. Die übrigen Bilder stammen aus Dortmunder und Düsseldorfer Privatbesitz, sind durch Auktionen an Dünker gekommen und vor zwei, drei Jahren durch ein Konvolut aus dem Nachlass. Dieser ermöglichte es, auch private Zeugnisse zu versammeln. Die Todesurkunde der Mutter, Fotos und Briefe zählen dazu, darunter jene dankbaren Zeilen, die Bürgermeister Toni Jarre im August 1948 an Weisgerbers Adresse in Düsseldorf richtete. Anlässlich des 700-Jahr-Jubiläums Ahrweilers hatte der Maler seiner Vaterstadt das Bild „Das Ahrtor“ geschenkt, sodass Jarre ihm dafür seine Wertschätzung aussprach. Die Stadt könne ihm das Geschenk nicht vergelten, schreibt er: „Sie kann es lediglich damit…, dass sie stets Ihrer mit herzlicher Liebe gedenken wird…“.

Freude bereitet eine Neujahrskarte, die ein reizend gezeichnetes Kleinkind „Hännschen“ auf dem Töpfchen abbildet, das vom Glücksschwein ins Jahr 1944 gezogen wird. Zwar blieb Weisgerber seinem naturalistischen Stil stets treu, doch hat er als Vielmaler qualitativ sehr unterschiedlich gearbeitet, wie Dünker betont. Da sind leicht hingeworfene Skizzen, grob umrissene Zeichnungen ebenso wie detaillierte malerische Ausarbeitungen anzutreffen. Gemeinsam ist indes vielen Bildern eine starke Dynamik und ein virtuoser Pinselstrich.

Der „unbekannte“ Weisgerber

Wer glaubt, den Künstler als traditionellen Tier- und Landschaftsmaler zu kennen, wird sich bestätigt, aber auch widerlegt finden. Ölgemälde, Gouachen, Pastelle und Grafiken geben Kühe und Pferde auf der Weide in der Eifel und am Niederrhein wieder. Friedvoll lagernde Schafe stammen von Aufenthalten in Adenau während des Krieges. Es gibt einen prachtvollen, zwischen Gestrünk in den Schnee geduckten Hasen, Tauben, immer wieder Schwäne voller Anmut im Düsseldorfer Hofgarten. Ein Hochsitz und Reiter zeugen vom Interesse an der Jagd. Affen und Raubtiere führen in die Zirkuswelt. Nur selten bildet sich die Industrialisierung in der Landschaft ab.

Soweit stimmen die Erwartungen mit dem gesehenen überein. Der „unbekannte“ Weisgerber begegnet dem Besucher dagegen etwa in einem weiblichen Akt oder auch in jenem eigentümlich abstrahierten und in matter südlicher Farbigkeit stehendem Gehöft, über dem die Möwen kreisen und unter dem eine Meeresszenerie ins Bild lugt.

Die Ausstellung in der Delderstraße 1 ist bis 18. Dezember sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Dazu hat Klaus Dünker einen streng limitierten Katalog mit allen ausgestellten und einigen zusätzlichen Werken verfasst und herausgegeben.