„Aufrührerische Thesen eines vergnügten Mathelehrers“

„Zu viel Schule – zu dumm fürs Leben“

„Zu viel Schule – zu dumm fürs Leben“

„Zu viel Schule – zu dumm fürs Leben“

Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Wir brauchen in unserem Land nicht mehr Schule, sondern weniger. Nicht mehr Lehrer, sondern bessere. Nicht mehr Geld für Bildung, sondern mehr Bildung“, sagt der in Bad Neuenahr lebende Buchautor Bernhard M. Scheurer, der sein aktuelles Werk „Zu viel Schule – Zu dumm fürs Leben“ jetzt im Rahmen einer Lesung im Dorint-Hotel vorstellte. Scheurer ist Mathematiker mit Nebenfach Physik; arbeitete als Systemingenieur, Coach und Manager in der Industrie und studierte später Pädagogik, Psychologie und Philosophie. Der Lehrer und Dozent gilt als renommierter Projektspezialist und vertritt die Ansicht, dass gerade Schulen, deren Lehrer, aber auch Schüler und Elternhaus ein großes Projekt sind, das mit Herz und Verstand einer grundlegenden Korrektur bedarf. Unterstützt wurde die Lesung von der IHK Koblenz, deren Regionalgeschäftsführer Dr. Bernd Greulich die Zuhörer begrüßte. „Für uns ist Ausbildung ein ganz zentrales Thema, denn wir begleiten die Auszubildenden vom Anfang bis zur Abschlussprüfung. Unsere Mitgliedsbetriebe suchen händeringend Auszubildende, zuletzt gab es bundesweit mehr als 40.000 freie Ausbildungsplätze. Oft ist vom „Akademisierungswahn“ die Rede. Die IHK unterstützt deshalb die Diskussion über eine andere Sicht auf die berufliche Ausbildung“, betonte Dr. Bernd Greulich in seiner Begrüßungsansprache. Dann begann Bernhard M. Scheurer mit seiner schonungslosen, zum Nachdenken anregenden Analyse des „Schulbetriebs“ in Deutschland. „Ich zeige nicht mit dem Finger auf andere, sondern lege den Finger in die Wunde“, so Scheurer, der Lehrer und Schüler in den Fokus rückte, die es sich im „System Schule“ bequem gemacht haben.

Schule als

„Droge für Schüler und Eltern“

Er sprach über Schüler, die Abitur machen, weil es die Eltern halt so wollen, frei nach dem Motto „weil es dem Jungen einmal besser gehen soll“. Über Lehrer, die jahrzehntelang nach „Schema F“ immer den gleichen Stoff „durchbringen“. „Die Schule ist zur Droge für Eltern und Schüler geworden“, sagt Scheurer und plädiert für „Schulsuchtentziehung durch Berufsausbildung“. Als Vater, Ausbilder, Chef und Lehrer war und ist der Autor hautnah mit dem deutschen Bildungs- und Schulsystem konfrontiert, dem er sich wie ein Arzt näherte, der eine Krankheit heilen will – von der Anamnese über Diagnose und Therapie bis hin zur Rehabilitation. Scheurer warf auch einen kritischen Blick auf die „Berufsfachschulen“, die mit „Beruf“ nicht viel zu tun hätten, würde doch durch diese erneut nur die Schulzeit verlängert. Immer mit passenden Musikeinspielungen versehen, war die Buchvorstellung unterhaltsam-humorvoll und durfte für die Besucher durchaus als Aufforderung gesehen werden, mit eigenem Handeln das „System“ zu verändern. Zum Schluss stellte Scheurer, der auch von seinen praktischen Erfahrungen am Hennefer Berufskolleg berichtete, einige „aufrührerische Thesen eines vergnügten Mathelehrers“ zur Reformierung des Bildungssystems vor. Dabei plädierte er unter anderem für Abitur plus Berufsabschluss als Voraussetzung für ein Hochschulstudium, Nichtschulische Berufserfahrung als Voraussetzung für den Lehrerberuf und statt der derzeit sechzehn Landesministerien ein Bundesministerium für Schule. „Wir brauchen einfach einen „Hallo wach“-Effekt“ im Klassenzimmer, in Hörsälen, auf der Straße und vor allem im Bundestag“, so Scheurer.

Weitere Informationen auch im Internet unter www.zuvielschule.de