Dr. Hamid Reza Yousefi wurde seit dem Wintersemester dieses Jahres das Prüfungsrecht entzogen

Studenten empört über „universitäre Selbstverwaltung“

Studenten empört über „universitäre Selbstverwaltung“

Dr. Hamid Reza Yousefi.

Studenten empört über „universitäre Selbstverwaltung“

Die „universitäre Selbstverwaltung“ hinter den Toren der Universität Koblenz-Landau, was die Personalie von Dr. Hamid Reza Yousefi ist für viele Studenten nicht nachvollziehbar.BSB

Studenten empört über „universitäre Selbstverwaltung“

Im sozialen Netzwerk „Facebook“ wurde die Gruppe „Interkulturelle Gerechtigkeit - Wir kämpfen für Herrn Yousefi“ gegründet, auf der es stellenweise sehr emotional zugeht.

Koblenz. Das, was als „universitäre Selbstverwaltung“ gilt, bringt derzeit offenbar rund zweihundert Studierende am Campus Koblenz der Universität Koblenz-Landau in Rage. Die Einträge in der Anfang Oktober 2014 anonym eröffneten, mittlerweile mit mehr als 150 „Gefällt mir“-Klicks gekennzeichneten Facebook-Gruppe „Interkulturelle Gerechtigkeit - Wir kämpfen für Herrn Yousefi“ lassen erahnen, wie enttäuscht die Betroffenen von dem dort diskutierten Sachverhalt sind, und wie verfahren die Situation für alle Beteiligten inzwischen zu sein scheint.

Worum es überhaupt geht, darüber erhielt die Redaktion von „Blick aktuell“ jetzt einige Informationen mit der Bitte um Veröffentlichung.

Dem seit 2007 als Lehrbeauftragter und seit 2010 als Privatdozent für interkulturelle Philosophie und Geschichte der Philosophie an der Universität tätige Deutsch-Iraner, Dr. Hamid Reza Yousefi, der im Jahr 2010 an der Universität mit der Arbeit „Interkulturalität und Geschichte. Perspektiven für eine globale Philosophie“ habilitierte, wurde vorgeblich seit dem Wintersemester dieses Jahres das Prüfungsrecht entzogen, die Ethik-Veranstaltungen des Herausgebers zahlreicher philosophischer Schriften und wissenschaftlicher Arbeiten sollen vom Lehrplan der Universität gestrichen worden sein. Die pädagogischen Fähigkeiten ihres Ethik-Dozenten schätzen die Studierenden offenbar sehr. Sie schreiben auf der Facebook-Seite: „....sein Thema gut an seine Studenten vermitteln kann, sodass jeder der im Seminar sitzt, etwas für sein Leben lernt, seinen Horizont erweitert und so viel wie möglich vom Thema verinnerlicht!“ Mehr als vierzig Bachelor- und Masterarbeiten sowie Hunderte mündlicher Modulabschlussprüfungen soll er abgenommen haben, berichten die Studierenden.

In etlichen, emotional bedingt manchmal vielleicht auch ein wenig über das Ziel hinaus schießenden E-Mails haben sie sich bei dem seit Januar 2014 als Dekan des Fachbereichs 2 (Philologie/Kulturwissenschaften) eingesetzten Prof. Dr. Michael Klemm für „ihre Sache“ engagiert. Dass ein Teil dieser E-Mails auch in der Chronologie der Facebook-Gruppe veröffentlicht wurde, soll angeblich vonseiten der Universitätsleitung scharf verurteilt werden, weil es sich eben um Interna handele und zudem unwahre und rufschädigende Behauptungen veröffentlicht worden seien. Sogar juristische Schritte seien den Studenten bei weiterem Agieren in dieser Form angedroht worden. Noch etliche Namen anderer Dozenten werden genannt, die in der einen oder anderen Weise in die „Sache Yousefi“ verwickelt sein sollen, auch Schuldzuweisungen an dem „Fall Yousefi“ sind in der öffentlichen Diskussion zu finden. Der Dekan habe zwar mehrfach ein Gesprächsangebot zur Klärung und Entschärfung der Situation unterbreitet, aber die Studenten scheinen kein Vertrauen in ihn zu haben, zumal ihnen die von Klemm genannten „schwerwiegenden Gründe“, die letztlich dazu geführt haben sollen, Yousefi nicht länger im Curriculum einzusetzen, bis heute vorenthalten worden seien.

Die immer wieder als möglicher Grund in die öffentliche Diskussion einfließenden angeblich „nicht erstatteten Fahrtkosten“ können wohl kaum ein derart „schwerwiegender Grund“ sein, aber die Studierenden suchen eben nach Erklärungen und untersuchen dabei alle Eventualitäten.

Um eine Klärung für alle Seiten herbeizuführen und die Wogen der Empörung zu glätten, führt vermutlich kein Weg an der Einschaltung eines Mediators vorbei. Doch selbst hier scheint es keine Einigung über die „richtige“ Person zu geben. Die von der Universitätsleitung Vorgeschlagenen, lehnen die Studierenden ab, da sie ihnen Befangenheit unterstellen oder die Personen selbst gar die Vermittler-Rolle ablehnten.

Die Person, die die Studenten gerne als Ombudsmann sähen, scheinen wiederum von der Universitätsleitung nicht akzeptiert zu werden. Aus dem Dilemma kann dann wohl nur die Beauftragung eines neutralen, professionellen Mediators führen.

Aber was sagt eigentlich der zu alledem, dessentwegen es diese große Auseinandersetzung gibt? In erster Linie mache es ihn stolz, dass seine Studenten sich derart für ihn einsetzen, sagt er gegenüber „BLICK aktuell“. Ihr Votum dürfe nicht ungehört bleiben. „Studenten haben das Recht, im Rahmen der demokratischen Gesetzgebung ihre Meinung frei zu äußern und sich im Rahmen des geltenden Rechtes für verschiedene Dozenten und Meinungen frei einzusetzen“, rechtfertigt er ihre Kampagne im Internet. Hunderte Studierende habe er in Koblenz ausbilden dürfen. Dass er nun keine Prüfungen mehr abnehmen dürfe, weil seine Veranstaltung „aus den Curricula der Fächer herausgenommen und ins studium generale integriert wurde“, findet er enttäuschend und empörend, zumal die Kollegen zu dem „Warum“ schwiegen, seine schriftlichen Anfragen selbst an den Präsidenten der Universität, würden nicht beantwortet. Für das Wintersemester habe er sich nun erst einmal beurlauben lassen, will aber im Sommersemester wieder unterrichten.

Interne Personalangelegenheiten

nicht öffentlich diskutieren

Natürlich hat auch die Redaktion von „BLICK aktuell“ bei der Universitätsleitung angefragt, um Erklärungen zu erhalten. Vom E-Mail-Account des Präsidenten erhielten wir von Esther Kraus am 21.10.14 folgende Antwort:

„Wir haben Verständnis für Ihr Interesse an der unten genannten Angelegenheit. Allerdings kann der Präsident der Universität - insbesondere auch vor dem Hintergrund der universitären Selbstverwaltung - keine internen Personalangelegenheiten der Fachbereiche öffentlich diskutieren.“ Das muss man sicherlich akzeptieren, auch wenn es der Sache zunächst nicht dienlich ist.

Den Studierenden, die sich so sehr engagieren für ihren Professor, bleibt also nur zu wünschen, dass ihrem Verlangen, „Herrn PD Dr. Hamid Reza Yousefi wieder im vollen Rahmen in Modul 2 mit Prüfungsrecht auszustatten“, doch noch entsprochen oder zumindest ein Kompromiss gefunden werden kann, mit dem alle leben können.