Ruitsch/Kerben. Am 18. März 1962 wurde im Gasthaus Adams in Ruitsch der SV Ruitsch-Kerben gegründet. Zum allerersten Vorsitzenden wählte die Versammlung Rudolf Wolf. Zuvor hatte es immer wieder Reibereien zwischen den Jugendlichen beider Orte gegeben. Mal sägten die Jugendlichen aus Kerben den Maibaum in der Nachbargemeinde ab, im nächsten Jahr drehten die Ruitscher den Spieß um. Der neue Verein „trug zur Befriedung des Landstrichs bei“, blickt die heutige Geschäftsführerin Sabine Kalter auf die damalige Zeit zurück. Sechs Tage nach der Gründung waren schon 45 Mitglieder eingetreten, heute weist der prosperierende Verein bereits 180 Mitglieder auf. Eine stolze Zahl, schließlich leben in Ruitsch (550) und in Kerben (425) nur knapp 1.000 Menschen - somit ist fast jeder Fünfte Mitglied im Sportverein.

Geführt wird der SV Ruitsch-Kerben von einem äußerst jungen Vorstand. Der 32-jährige Vorsitzende Christian Frank aus Polch (seit Mai 20015 im Amt), die Geschäftsführerin Sabine Kalter (41), immerhin seit 1991 auf Vorstandsebene tätig, und Kassierer Johannes Martin (23) bilden den geschäftsführenden Vorstand, der vom Zweiten Vorsitzenden Andre Sikorski, vom Zweiten Geschäftsführer Kevin Pischtschek und vom Zweiten Kassierer Andre Nöthen unterstützt wird. „Allein geht nichts, wir haben viele fähige Leute“, gibt Frank einen Blick hinter die Kulissen preis. „Sabine bringt unheimlich viel Erfahrung mit. Sie weiß genau, wo Förderungen beantragt werden müssen und wer wann wo wie gemeldet werden muss. Ich bekomme zwar viele Sachen mit, muss mich aber immer erst einlesen.“ Kalter sieht sich selbst als ruhenden Pol: „Wir haben eine gute Mischung, die jungen Leute wahnsinnig tolle Ideen. Aber alles muss umsetzbar sein. Die denken bei einer Vorstandssitzung sicherlich oft: Was will denn dieser Bremsklotz hier?“

Der SV Ruitsch-Kerben, der sich 1962 für die Vereinsfarben Schwarz und Weiß entschied, verfügt über drei Abteilungen: Fußball (147 Mitglieder), Tischtennis (15 Mitglieder) und Aerobic (18 Mitglieder). Die Abteilungen haben keine Vorsitzenden, aber Kay Hartmann (Fußball), Lukas Kremp (Tischtennis) und Janina Zillgen (Aerobic) sind als Beisitzer im Vorstand vertreten. Die Tischtennisspieler des SV Ruitsch-Kerben - die Abteilung existiert seit 1989 - firmieren zusammen mit den Zelluloid-Artisten des TV Trimbs als TTG Nettetal. Die erste Mannschaft trägt ihre Spiele in der Halle der Integrierten Gesamtschule Polch, die zweite Mannschaft in der Halle der Förderschule St. Stephanus in Polch aus. Seit Oktober 2015 nimmt auch eine Jugendmannschaft wieder am Spielbetrieb teil.

Die seit 2004 bestehende Aerobic-Abteilung, der Frauen aus Polch, Welling, Ruitsch und Kerben angehören, trainiert jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr im Kerbener Bürgerhaus, seit vier Jahren unter Anleitung der C-Lizenz-Inhaberin Jessica Hallfell. Von den 18 Frauen von Mitte 20 bis Mitte 60 trainieren im Regelfall zehn bis zwölf, Inge Riehl ist mit ihren 63 Jahren die älteste Teilnehmerin. „Neue Gesichter sind immer gern gesehen“, verdeutlicht Abteilungsleiterin Zillgen. „Wir nehmen auch Männer auf, aber die zieren sich bislang noch. Ab und zu werden auch Hantel- und Bändertraining mit eingebunden, um die ganze Angelegenheit abwechslungsreicher zu gestalten.“ Im vergangenen Jahr besuchte die Aerobic-Abteilung die Fußballer, übernahm das Training - und sorgte für reichlich Muskelkater. „Die waren das einfach nicht gewohnt und haben es unterschätzt“, erinnert sich Zillgen.

Das Aushängeschild des Vereins sind momentan die Fußballer, die die Tabelle der Kreisliga D Süd mit vier Punkten Vorsprung anführen. Am Sonntag, 13. März, kommt es um 15 Uhr in Ruitsch zum Duell mit dem unmittelbaren Verfolger SG Eich/Kell/Nickenich III. Hans-Georg Ziesemer, der 71-jährige Trainer aus Polch, übernahm die Mannschaft im März 2015 und musste bisher erst eine Niederlage einstecken, und zwar gegen die Reserve des SV Rheinland Mayen. In dieser Saison ist der Spitzenreiter noch ungeschlagen, seit 18. Januar bereitet Ziesemer sein Team akribisch auf die restlichen neun Spiele in der Rückrunde vor. „Mannschaft und Trainer wollen aufsteigen“, gibt Ziesemer ein klares Ziel vor. Vorsitzender Frank wiegelt (noch) ein wenig ab: „Der Verein hat es zwar schon lange vor, aber wir müssen nicht aufsteigen.“

Von 1986 bis 2000 war der SV Ruitsch-Kerben in einer Spielgemeinschaft mit der SG Lonnig/Rüber vereint, seit 2001 ist er wieder selbstständig. Vielleicht klappt es ja in der jetzigen Saison 2015/2016 zumindest mit dem Aufstieg in die C-Klasse, von der A-Klasse wie weiland 1980/1981, wagt noch niemand zu träumen. Anfang der achtziger Jahre führte mit Brigitte Größges sogar eine Frau den damals reinen Fußballverein. Sie war Vorsitzende und Vereinswirtin in Personalunion - und hielt ihren geliebten Klub am Leben.