Gemeinschaftsklinikum Koblenz-Mayen

Experten klärten beim17. Aids- und Hepatitisforum auf

Experten klärten beim
17. Aids- und Hepatitisforum auf

Der Arbeitskreis Aids Rheinland-Pfalz Nord freute sich über die positive Resonanz.privat

Koblenz. Welche aktuellen und zukünftigen Therapiemöglichkeiten gibt es bei Hepatitis? Wie ist die HIV-Übertragung strafrechtlich zu bewerten und wie groß ist heute noch die Ausgrenzung von Betroffenen? Dieser und vieler weiterer Fragen widmete sich der Arbeitskreis Aids Rheinland-Pfalz Nord beim 17. Koblenzer Aids- und Hepatitisforum im Gemeinschaftsklinikum Koblenz-Mayen, Kemperhof Koblenz. Mehr als 200 Mediziner, Pädagogen, Betroffene und Interessierte informierten sich bei Vorträgen und Informationsständen über aktuelle Entwicklungen und Therapieoptionen. Das Forum, das unter der Schirmherrschaft von Alexander Schweitzer, Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, sowie dem Oberbürgermeister von Koblenz, Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, stand, wurde mit Unterstützung des Fördervereins Immunologische Ambulanz Koblenz, der Landeszentrale für Gesundheitsförderung Mainz und der Deutschen Aids-Gesellschaft ausgerichtet. In seiner Begrüßung machte Staatssekretär David Langner deutlich, dass es keine Ausgrenzung von Betroffenen geben darf, und sicherte außerdem die weitere finanzielle Unterstützung vonseiten des Ministeriums zu: „Es ist auch Aufgabe der Politik, sich um die Problematik Aids und HIV zu kümmern.“ Dr. Ansgar Rieke, Leiter der Immunologischen Ambulanz des Kemperhofs, gab einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung: „Leider wird es auch in absehbarer Zukunft keine Impfung gegen Aids geben. Aus diesem Grund bleiben Prävention und Therapie der einzig wirksame Schutz vor der Krankheit.“ Patienten profitieren dennoch vom medizinischen Fortschritt.

„Heilungen sind zwar noch Einzelfälle“, so Rieke, „dank moderner Medikamente ist für Patienten heute trotzdem ein normales Leben möglich“. Prof. Dr. Hartwig Klinker vom Universitätsklinikum Würzburg zeichnete auch von den Therapiemöglichkeiten bei Hepatitis C ein positives Bild: „Zwar ist die Therapie für den Patienten belastend, allerdings können wir Hepatitis C heute meistens komplett heilen“, so Klinker. Die nächste Generation von Medikamenten verspricht sogar noch höhere Heilungschancen. „Nicht nur die Heilungsrate wurde verbessert, auch die Behandlungsdauer ist heute deutlich kürzer geworden.“ Im Anschluss appellierte Dr. Stefan Esser von der Universitätsklinik Essen dafür, neben Aids und Hepatitis auch andere sexuell übertragbare Krankheiten im Fokus zu behalten. Laut Esser sei „das Thema mit viel Schamgefühl und Peinlichkeit verbunden“. Dies hindere viele Patienten daran, darüber zu sprechen und einen Arzt aufzusuchen. Zeitgleich gab Jaqueline Friedhofen von der Immunologischen Ambulanz Hepatitis-C-Patienten die Möglichkeit, über ihre Erfahrungen mit der Krankheit zu sprechen. „Für Viele ist es wichtig, sich über die starken Nebenwirkungen, aber auch über die Behandlungserfolge auszutauschen“, zeigte sich Jaqueline Friedhofen überzeugt. Nach der Mittagspause appellierte Dr. Bettina Ziemert, Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin, für mehr Akzeptanz gegenüber eigener sexueller Neigungen: „Dies hilft letztendlich auch bei der Prävention, weil erst durch einen offenen Umgang mit der eigenen Sexualität Schutzmaßnahmen und Beratung angenommen werden.“ Für sexuelle Gesundheit gibt es laut Ziemert drei klare Kriterien: „Safe, sane and conscious“ - sicher, mit gesundem Menschenverstand und einvernehmlich. In einer offenen Podiumsdiskussion tauschten sich der Rechtsanwalt und Mitglied des Nationalen Aids-Beirates, Bernd Aretz, Staatsanwalt Dr. Matthias Saal, Gerhard Wermter von der Aids-Hilfe Koblenz, Dr. Ansgar Rieke und ein Betroffener über die strafrechtliche Bewertung der HIV-Übertragung aus. Dr. Ansgar Rieke hob abschließend hervor: „Die Therapie von Aids, HIV und Hepatitis stellt eines der innovativsten medizinischen Bereiche dar. Aids-Patienten haben inzwischen fast eine normale Lebenserwartung und Hepatitis C kann immer häufiger geheilt werden. Es ist wichtig, nun auch für eine Entkriminalisierung zu sorgen, damit ein offener Umgang mit der Thematik stattfinden kann.“