Kreisverwaltung Mayen-Koblenz / Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (PTHV)

„Demografie - Gesellschaft deslangen Lebens im Landkreis MYK“

„Demografie - Gesellschaft des
langen Lebens im Landkreis MYK“

Landrat Dr. Alexander Saftig und Professor Manfred Hülsken-Giesler (3.u.4.v.r.) beim Auftakt zur Frage, wie der Landkreis das Leben einer alternden Gesellschaft gestalten kann. Mit dabei: Co-Referent Manfred Schnabel, Kreisbeigeordneter Rudi Zenz, PTHV-Rektor Professor Paul Rheinbay SAC und Erster Kreisbeigeordneter Burkhard Nauroth. privat

Kreis MYK. Wie können sich Städte und Dörfer darauf einstellen, dass die Menschen immer älter werden? Welche Strukturen werden benötigt? Diese Fragen standen im Zentrum der Auftaktveranstaltung der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz in Zusammenarbeit mit der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) unter dem Titel „Demografie - Gesellschaft des langen Lebens im Landkreis Mayen-Koblenz“. Die Veranstaltung, zu der sich 120 Ortsbürgermeister, Seniorenbeiräte, Fachleute aus der Pflege und kommunalen Entwicklung, aber auch interessierte Bürger eingefunden hatten, fand in der Aula der PTHV statt.

In seiner Begrüßung betonte Professor Paul Rheinbay, Rektor der PTHV, die Wichtigkeit einer solchen Scharnierveranstaltung, bei der das Anliegen der PTHV, die Verknüpfung von „Gott - Gesundheit - Gesellschaft“, in die Gemeinden transportiert wird. Daraus leite sich die Frage nach einem guten Leben auch im Alter ab. Landrat Dr. Alexander Saftig zeigte in seiner Einführung auf, dass sich der Landkreis Mayen-Koblenz längst auf den Weg gemacht habe, den demografischen Wandel aktiv zu gestalten. In diesem Zusammenhang nannte er die regelmäßig stattfindenden Wochen der Demenz und die Einrichtung von sieben Pflegestützpunkten. Um Veränderungsprozesse in Gang zu bringen, um Strukturen in einem Ort für die Gesellschaft, für eine Gesellschaft des langen Lebens weiterzuentwickeln, brauche es Mitstreiter auf verschiedenen Ebenen. „Mit einem Patentrezept, wie man dem demografischen Wandel am besten begegnet, werden Sie heute nicht nach Hause gehen“, sagte Saftig. „Wichtig ist, dass Sie für sich erkennen, dass wirkungsvolle Veränderungsprozesse individuell sind. Sie hängen ab von den unterschiedlichen Strukturen und Gegebenheiten im Ort und von den Menschen, die sie in Gang setzen. Wir werden das, was wir für die Zukunft brauchen, erarbei-ten. Wir brauchen Input und Anregungen in Zeiten des demografischen Wandels.“

Professor Manfred Hülsken-Giesler, Lehrstuhl für Gemeindenahe Pflege an der PTHV, zeigte in seinem Vortrag zu der Frage, wie Gemeinden und Quartiere sich aufstellen können, um das Altern angemessen zu gestalten, zunächst die demografische Entwicklung in Deutschland sowie explizit im Landkreis Mayen-Koblenz auf und verwies auf die damit verbundenen Herausforderungen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt der Pflegebedarf aktuell etwa bei 2,5 Millionen pflegebedürftigen Menschen. Der Anteil derer, die zuhause versorgt werden, wird in Zukunft deutlich ansteigen. Gleichermaßen nimmt die Zahl professioneller Helfer ab. Auch mit Blick auf den Landkreis Mayen-Koblenz belegen die Zahlen, dass bis 2060 ein deutlicher Anstieg des Anteils der hochbe-tagten Menschen zu erwarten ist. Im Hinblick auf die Fachkräfteentwicklung fehlen alleine bis zum Jahr 2025 etwa 567 professionelle Pflegende. Der Handlungsbedarf steigt kontinuierlich.

Hülsken-Giesler zeigte auf, dass zur Bewältigung der Herausforderungen aktuell folgende Ansätze verfolgt werden: Netzwerke bilden und Unterstützungshilfe leisten, neue Lebens- und Wohnformen, neue Technologien zur Unterstützung, Beratungs- und Informationsdienstleistungen, Unterstützungs- und Schulungsangebote, nicht medizinische therapeutische Angebote, sozialrechtliche Anerkennung und Sicherstellung der Finanzierung von Zusatzleistungen, verbesserte medizinische Diagnostik und Therapie, Qualifikation von professionellen Helfern und Interdisziplinarität sowie Versorgungsstandards und Leitlinien. Drei Trends lassen sich demnach für eine mittel- bis langfristige Bewältigung beobachten: Stärkung von Forschung und Technologieentwicklung, Delegation der Herausforderungen an die Privatwirtschaft und Expertentum sowie Anerkennung der Herausforderungen als Chance für kommunale Entwicklungen.

Wird die demografische Entwicklung als Anlass und Möglichkeit für kommunale Entwicklung verstanden, stellen sich Fragen der Profilbildung in den Kommunen und Quartieren, der Bedarfsplanung, der Koordination, der Klärung der Frage nach Finanzierung sowie der Anreiz für zivilgesellschaftliches Engagement in den Gemeinden.

Manfred Schnabel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Gemeindenahe Pflege, stellte im Anschluss Beispiele aus der Praxis vor. Dabei bezog er sich auf die Bereiche Netzwerke, Hilfe-Mix, eine Kombination aus professioneller, informeller und ehrenamtlicher Unterstützung sowie auf das Thema der Bürgerbeteiligung, um Unterstützungspotenziale zu mobilisieren. Des Weiteren führte er das Thema Gesundheitsförderung und die Frage nach neuen Wohnformen (Mehrgenerationenwohnen, Hausgemeinschaft, Quartierskonzepte, integriertes Wohnen, Pflegewohnen oder betreutes Wohnen) an.

In einer sich anschließenden Diskussionsrunde, bei der die zentrale Frage „Was brauchen wir?“ im Zentrum stand, wurde noch einmal deutlich, dass jede Gemeinde für sich prüfen muss, welches Profil sie anstrebt. Dieses konkrete Problem der Profilbildung gelte es als nächstes anzugehen. Die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung hatten nach der Diskussionsrunde die Möglichkeit, konkrete Ideen und Visionen zur Weiterentwicklung ihrer Gemeinde zu formulieren, aber auch Kritik an diesem Ansatz der kommunalen Entwicklung zu äußern. Diese Beiträge werden im Nachgang der Veranstaltung ausgewertet und an die Teilnehmer der Veranstaltung zurückgespiegelt.

. Pressemitteilung der

Kreisverwaltung Mayen-Koblenz