Evangelische Kirche verbietet Tiere in ihren Räumlichkeiten

Joel versteht die Welt nicht mehr

Joel versteht die Welt nicht mehr

Joel hat in den Räumen der evangelischen Kirche Hausverbot bekommen. WE

Mayen. Havaneser sind liebenswerte und unkomplizierte kleine Hunde. Weil sie vergleichsweise wenig Platz benötigen, können diese Hunde auch in kleineren Wohnungen gehalten werden und sind daher vor allem bei Senioren sehr beliebt. Weil der Havaneser kaum Unterwolle besitzt und ein Haarwechsel zwischen Sommer- und Winterfell nicht erfolgt, eignet er sich zudem besonders für Allergiker. Werner Knappe bekam zu seinem 80. Geburtstag einen solchen Hund geschenkt und fortan waren er und sein Joel unzertrennlich. Der Hund durfte ihn auch stets zu seinen Arbeiten bei der evangelischen Kirchengemeinde begleiten. Leider verstarb Werner Knappe im Juli des vergangenen Jahres. Hund Joel verblieb bei Ehefrau Marlis Knappe, die fortan die ständige Betreuung sicherstellt. Auch sie ist seit 40 Jahren ehrenamtlich und intensiv bei der evangelischen Kirchengemeinde Mayen engagiert. So war es für sie selbstverständlich, dass sie Hündchen Joel nach dem Tod ihres Mannes regelmäßig zu dem von ihr vor 30 Jahren mit gegründetem integrativem Frauenkreis mitnahm. Bei Marlies Knappe jedoch führte das nun zu Differenzen, die ein Geschmäckle hinterlassen. In seiner Sitzung am 10. November fasste das Presbyterium als zuständiges Leitungsorgan der Kirchengemeinde den Beschluss, dass künftig grundsätzlich keine Tiere in Gemeinderäumen mehr zugelassen sind. Mit einem kurzen Schreiben der Pfarrerin wurde ihr der Beschluss mitgeteilt und um Beachtung gebeten. „Ich fühle mich fallen gelassen“, beklagt Marlies Knappe, die beteuert, dass nie irgendwelche Klagen über die Anwesenheit des Hundes an sie herangetragen wurden. Pfarrerin Metje Steinau versichert jedoch, dass mehrere Klagen von Betroffenen mit dem Hinweis auf hygienische Gründe zu der Befassung mit dem Problem im Presbyterium geführt haben und dem dann gefassten Beschluss. Inzwischen ist der integrative Frauenkreis in die Räume der Familienbildungsstätte gewechselt und Joel darf sein Frauchen wieder begleiten. Marlies Knappe hofft aber weiterhin auf ein Einsehen der evangelischen Kirche. Ihre Hoffnung schöpft sie auch aus einem Schreiben des Superintendenten Pfarrer Rolf Stahl des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz, der sich über den Mayener Fall noch genauer informieren will. Ganz anders geht man an anderer Stelle mit Haustieren um, die von Gästen beispielsweise in die „Kloster Klause“ mitgenommen werden. Auch hier werden Speisen gereicht, auch hier geht es hygienisch zu, aber kleine Lieblinge sind hier willkommen.