Bürgerprojektgruppe Merl-Steinbüchel zum ÖPNV Meckenheim

Bürgerferne Verkehrspolitik -zukünftig von Meckenheim nach Bonn nur noch mit Umsteigen

Meckenheim. Vorsicht ist geboten, wenn Politiker mit Begriffen wie „Optimierungskonzept des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Stadtgebiet“ hantieren. So geschehen in der Sitzung des Meckenheimer Ausschusses für Stadtentwicklung am 5. Mai 2015 und von den Ratsmitgliedern mit dem erheblichen Nachteil abgesegnet, dass ab Dezember 2015 mit dem neuen Fahrplanwechsel von Meckenheim aus Bonn nur noch mit Umsteigen am Bahnhof Industriepark in die Stadtbahn 23 oder die Buslinie 843 erreicht werden kann. Aus und vorbei ist dann die Zeit, in der von der Neuen Mitte in Meckenheim aus mit der Linie 843 die Bonner Innenstadt erreicht werden konnte. Die Linie 843 wird erst ab dem Bahnhof Industriepark eingesetzt nach Bonn fahren. Das bestätigte Bürgermeister Bert Spilles in der Fragestunde der Ratssitzung vom 20. Mai 2015 auf Anfrage von Peter Stumph, einer der beiden Sprecher der Bürgerprojektgruppe Merl-Steinbüchel. Stumph hatte angeführt, dass mit der nunmehr durchgehenden innerstädtischen Buslinie 858 vom Bahnhof Meckenheim über die Neue Mitte über Merl zum Bahnhof Industriepark und dem dann erforderlichen Umsteigen in die erst ab da nach Bonn fahrende Linie 843 wegen der rund halbstündigen Fahrzeit mit der Linie 858 mit Verspätungen und verpassten Anschlüssen gerechnet werden müsse. Die Frage, ob die bisherige durchgehende Verbindung nach Bonn beibehalten werden könne, verneinte Bürgermeister Spilles mit der Begründung, der Kreis habe so entschieden. Was nicht stimmt, weil ausweislich der Vorlage für die Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 5. Mai 2015 von einem Beschluss hierzu die Rede ist.

Für Karl-Peter Hölzel und Peter Stumph ist die Sache damit nicht abgetan. Sie werden in der nächsten Zusammenkunft der Bürgerprojektgruppe Merl-Steinbüchel folgende Begründungen und Schritte für eine bürgernahe Verkehrspolitik über den Öffentlichen Personennahverkehr von Meckenheim nach Bonn und zurück vorschlagen:

1. Soweit der innerstädtische Personennahverkehr und die verkehrliche Anbindung der Ortschaften Altendorf und Ersdorf von Rat und Verwaltung neu geordnet werden sollen, kann dem zugestimmt werden. Das gilt auch unter der Voraussetzung verspätungsfreier Anschlüsse für die durchgehende Linienführung der 858 vom Bahnhof Meckenheim über die Neue Mitte und Merl zum Bahnhof Industriepark, um die S 23 zu erreichen.

2. Entscheidend ist, dass die durchgehende Anbindung über diese Linie 858 ab Neuer Mitte und Merl zum Bahnhof Industriepark wie bisher bis Bonn-Busbahnhof fortgeführt wird und der Umsteigezwang am Bahnhof Industriepark entfällt, um über Röttgen, Ückesdorf, Hardthöhe, Duisdorf nach Bonn zu gelangen. Ob die ab der Neuen Mitte abgesehen vom Berufs- und Schülerverkehr ohnehin nur stündlich nach Bonn und zurück fahrenden Busse ab der Neuen Mitte oder erst ab Bahnhof Industriepark die Liniennummer 858 oder 843 tragen, ist dabei ohne Bedeutung. Es kommt darauf an, Patienten, die zum Beispiel zum Ärztehaus in Röttgen, oder Schülern, die zum Gymnasium Ückesdorf oder zum Berufskolleg an der Rochusstraße, oder Berufstätigen, die von der Hardthöhe bis zu den Bundesdienststellen an der Villemombler Straße fahren wollen oder müssen, soweit wie möglich umsteigefrei und damit schneller ihr Ziel erreichen können. Das gilt für Arbeitsuchende und Arbeitslose, die das Arbeitsamt an der Villemombler Straße oder das Job-Center in der Rochusstraße in Duisdorf aufsuchen müssen ebenso wie für Käufer, die zu Knauber oder Conrads in der Endenicher Straße wollen. Die Auto fahrenden Ratsmitglieder und Verwaltungsspitzen auf örtlicher und Kreisebene wechseln ja auch nicht auf dem Wege zum Dienst oder Termin ihren Pkw in der Hoffnung, dass sie mit einem anderen Pkw die Fahrt fortsetzen können. Es ist schon staunenswert, über welch verengten Blick entscheidende Politiker verfügen. Meckenheim ist ein Teil der Region Bonn/Rhein-Sieg und keine Insel weit weg im Atlantik. Und wer von anderen Mobilität erwartet, zerschlägt keine bewährten Strukturen im öffentlichen Personennahverkehr, wie von den Meckenheimer Ratsvertretern gewollt.

3. Auch die demografische Entwicklung ist zu beachten. Für die zunehmende Zahl älterer Bürgerinnen und Bürger ohne eigene Pkw-Nutzung schränken erschwerende Umstände, wie sie mit im Grunde unnützen und geradezu willkürlich geschaffenen Umsteigezwängen verbunden sind, die Lebensqualität erheblich ein.

4. In der Vorlage der Ausschusssitzung vom 5. Mai 2015 wird von der Befragung betroffener Bürger zum sogenannten Optimierungskonzept gesprochen. Es wird bestritten, dass eine diesem Zweck entsprechende Bürgerbefragung im Rechtssinne überhaupt stattgefunden hat. Meinungsbekundungen durch Zuruf und/oder in Parteizirkeln kursierend können nicht als Befragung gewertet werden. Auch in den Bussen der in Meckenheim verkehrenden Linien hat eine solche Befragung erkennbar nicht stattgefunden.

5. Den Ratsmitgliedern und der Verwaltung der Stadt Meckenheim sind die unter Ziff. 1 bis 4 aufgeführten Argumente für eine bürgernahe Verkehrspolitik zuzuleiten, um für eine Beibehaltung der durchgehenden Busverbindung nach Bonn-Busbahnhof wie bisher zu werben, um eine entsprechende korrigierende Ratsentscheidung herbeizuführen.

Zeitgleich wird eine Unterschriftensammlung der Bürgerinnen und Bürger für dieses Ziel begonnen. Die Bürgerprojektgruppe Merl-Steinbüchel wird über diese Begründungen und Schritte beraten und entscheiden und weiter berichten.

Pressemitteilung

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Merl-Steinbüchel