Humor und Tiefgang im Laacher Forum mit Manfred Lütz

„Unvermeidlich glücklich - Eine Psychologie des Gelingens“

„Unvermeidlich glücklich -
Eine Psychologie des Gelingens“

Manfred Lütz führte humorvoll und mit Tiefgang durch einen amüsanten Abend.Foto: E.T. Müller

13.02.2016 - 14:00

Maria Laach. „Unvermeidlich glücklich - Eine Psychologie des Gelingens“ lautete der Vortrag, zum dem die Buch- und Kunsthandlung Maria Laach den Mediziner, Psychiater, Psychotherapeuten und Theologen Dr. Manfred Lütz ins Laacher Forum eingeladen hatte. Und „Unvermeidlich glücklich“ zeigten sich auch die zahlreichen Zuhörer im voll besetzten Klosterforum, denn der Referent führte humorvoll und mit Tiefgang durch diesen amüsanten Abend. „Dass Sie alle hier aus dem Wald gekommen sind“, frotzelte er gleich zu Beginn sein Publikum, das ihn auch diesmal zu humoristischer Höchstform antrieb. Manfred Lütz will den zahlreichen Ratgebern zum Glücklich sein keinen weiteren hinzufügen: „Manches spricht sogar dafür, dass eine Gesellschaft umso unglücklicher ist, je mehr über das Glück geschrieben wird.“ Wer Liebe oder Glück zu definieren versuche, zerstöre sie. Lütz entlehnt seine Erkenntnisse der Psychologie, Philosophie und Theologie und schlägt interdisziplinär einen Bogen von der Antike bis heute. Allein ein „positives Denken“ reiche nicht aus, denn menschlichen Grenzsituationen wie Krankheit, Trennung und Tod seien unvermeidlich. Zudem gebe es Menschen, die schon heute nicht glücklich seien, weil sie befürchteten, dass einem der „Teppich unter den Füßen weggezogen wird“.


„Bei ständiger Sorge verpassen wir unsere Glücksmomente“


Und der Referent zitierte Platon, der die ständige Sorge um Gesundheit auch als eine Krankheit bezeichnete. „Bei ständiger Sorge verpassen wir unsere Glücksmomente und nehmen diese erst im Nachhinein als solche wahr“. Dabei wollen alle Menschen glücklich sein, stellte bereits Aristoteles fest. „Glück“ sei etwas anderes als „Erfolg“. Und es meint auch nicht die materiellen Dinge, führte Manfred Lütz im Laacher Forum aus: „Erfolg ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass man ein gelungenes Leben hat.“ In diesem Sinne riet er auch seinen Töchtern: „Ich wünsche Euch viel Glück im Leben, aber keinen Erfolg. Ihr sollt Eure Fähigkeiten einsetzen. Ob Ihr Erfolg habt, weiß der liebe Gott. Mozart und Kafka waren nicht erfolgreich. Und Columbus wusste bis zu seinem Tod nicht, dass er Amerika entdeckt hatte.“ Stalin sei auf seine Weise erfolgreich gewesen, aber glücklich? „Die Vorstellung von der Machbarkeit des Glücks macht unglücklich“, erklärte Manfred Lütz. Und er warnte davor, sich mit anderen zu vergleichen, da man dabei immer schlechter abschneide: „Eigentlich müssten wir eine glückliche Gesellschaft sein, doch die glücklichsten Menschen leben in Bangladesch. Möglicherweise betreiben wir in Deutschland viel Aufwand, unglücklich zu sein.“ Für den Psychotherapeuten hat Glück nichts mit einem „Egotrip“ zu tun, und es gehe auch nicht darum, Glücksgefühle zu evozieren, wie etwa Drogenabhängige meinen. Manfred Lütz: „Wenn Glück etwas Äußeres wäre, müssten Ochsen, die genug zu essen haben, glücklich werden. Glück auf Glücksgefühle zu reduzieren, ist Schwachsinn.“ Wichtig zur Erlangung des Glücks sei die „Muße“, erklärte der Referent ganz im Sinne Aristoteles: „Muße braucht man zum wahren Glück, also völlig zwecklos, aber höchst sinnvoll verbrachte, intensiv gelebte Zeit, in der man über die Welt und die Menschen nachdenkt.“


„Leiden ist unvermeidlich“


Aber es gibt auch Leiden, Schuld, Kampf und Tod. In der christlichen Philosophie findet Dr. Lütz eine Antwort: „Der Mensch ist geschaffen, um glücklich zu werden, das ist ein Gedanke des Augustinus, der das Denken des ganzen Mittelalters beherrschen wird und der Dietrich Bonhoeffer im KZ aufrechterhalten hat. ‚Wer Gott sucht, hat einen gnädigen Gott, und jeder, der einen gnädigen Gott hat, ist glücklich. Glücklich ist also auch der, der sucht‘, schreibt Augustinus.“ An Gott gebunden, wird es möglich, noch im Leid Sinn zu erfahren. Und wer einen Sinn hat, kann noch im Leiden, selbst im Tod glücklich sein. Manfred Lütz: „Leiden ist unvermeidlich, und es zeigte sich, dass man im Leiden glücklich sein kann. Wenn das aber so ist, dann kann man tatsächlich unvermeidlich glücklich werden.“

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K. Schmidt:
Ich glaube, innerhalb der anderen Parteien verstehen das sehr, sehr viele. Aber weil die Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene zu sehr befürchten, Macht abzugeben, oder aus anderen unerfindlichen Gründen, nimmt man dort schon gar nicht mehr wahr, was die eigene Parteibasis denkt. Wenn man...
Amir Samed:
Am meisten nutzt es der AfD aber, dass die in Bund und Ländern regierenden Parteien immer noch nicht verstehen wollen, was ihnen die meisten AfD-Wähler mit ihrer Stimmabgabe eigentlich sagen möchten....
K. Schmidt:
Herr Müller: "Die Lüge gehört zum politischen Geschäft... Man mag mit der Politik der vergangenen Jahrzehnte nicht einverstanden sein, was man auch nicht kann..." Richtig erkannt. Nur wen wählt man nun? Und wie stehen Sie zu der von den "Omas" offenbar gefeierten "Brandmauer", die in sehr vielen Konstellationen...
Gabriele Friedrich:
@Amir Samed, Sie sollten besser aufpassen mit ihrem Betondenken der AfD....
Gabriele Friedrich:
Ach die AfD, blamiert sich mittlerweile nur noch und langsam kommen die Straftaten raus. Ist doch hervorragend wie *Krah* sich selber entfernt von den Wahlplakaten, wie Höcke sich schwitzend blamiert mit seinem Geschichtsbuch und er vor Gericht musste. Die Weidel wird auch immer blasser und Chrupalla...
Amir Samed :
@Utz der Bär, ich bevorzuge wissenschaftliche Literatur. ...
Utz der Bär:
@Amir Samed: Glauben Sie ernsthaft, dass mehr als 200 Jahre Industrialisierung spurlos an unserer Umwelt vorbeigegangen sind? Denken Sie doch einfach mal selber nach, anstatt nachzuplappern, was ihnen irgendwelche Pseudo-Schwurbler auf Tiktok oder wo-auch-immer weismachen wollen! Was uns alle noch viel...
Amir Samed :
@juergen mieller, ich habe schon einiges an Niveaulosen und inhaltsleeren gelesen, Sie schaffen es dies noch zu unterbieten. Solange Sie auf dieser Ebene weiter agieren und sich einer sachlichen Diskussion und Argumentation verweigern, bleiben ihnen Antworten von mir erspart. Es ist nie zu spät, lernen...
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