DFB-Leistungs-Torwarttrainer Jörg Petri aus Ettringen hat sich im Fußball-Kreis einen Namen gemacht

„Das Torwartspiel hat sich schon sehr gewandelt“

Den Kontakt zur Basis will der gebürtige Mayener nicht verlieren

03.08.2015 - 08:16

Ettringen/Region. „Bau mehr Körperspannung auf, Nico“, schallt es über den Mertlocher Kunstrasenplatz. „Geh früher zum Ball, David“, ist nur wenige Sekunden später zu hören. Die Ansagen des DFB-Leistungstrainers und Lizenz-Torspieler-Trainers, wie es im Fachjargon heißt, sind kurz und prägnant. Auch wenn Jörg Petri (47) aus Ettringen die ganz große Fußball-Bühne momentan verlassen hat und sich nicht mehr im Leistungsbereich tummelt, sondern sich an diesem Mittwoch um Nico Daheim, den Torhüter des B-Ligisten SG Maifeld, und um David Münzel, den Schlussmann der B-Junioren der JSG Maifeld, kümmert - die Leidenschaft ist weiterhin vorhanden. „Das Feuer in mir ist noch nicht erloschen“, gibt Petri zu Protokoll. Sein Terminkalender ist pickepackevoll, während der Woche ist er komplett ausgebucht, obwohl es sich um keinen leistungsorientierten Verein mehr handelt.

Montags kümmert sich der 1,78 Meter große und 73 Kilogramm schwere Modellathlet um die Torhüterinnen einer Damenmannschaft aus dem Kreis, dienstags ist er beim A-Ligisten SG Wehr/Rieden/Volkesfeld, mittwochs beim B-Ligisten SG Maifeld zu Gast. Donnerstags hat er die Torleute des A-Ligisten Sportfreunde Miesenheim unter seinen Fittichen, alle zwei Wochen freitags quälen sich die Schlussmänner des B-Ligisten SG Ettringen/St. Johann unter seiner Anleitung.

Am Samstag und Sonntag ist offiziell frei, aber er betreut seine Schützlinge am Wochenende auch bei den Spielen. „Ich will den Jungs, die größtenteils sehr talentiert sind, die Möglichkeit geben, professionell ausgebildet zu werden. Die Vereine selbst haben da nur wenig Möglichkeiten. Es sind meistens Torwart-Beschäftiger, die dort ihr Unwesen treiben. Wenn ich nur sehe, wie die Torhüter warm gemacht werden, da sträuben sich mir die Nackenhaare. Ich komme mir manchmal vor wie im Neandertal.“


Petri: „Das Torwartspiel hat sich schon sehr gewandelt“


Früher sei es so gewesen, dass ein Torhüter gut trainiert hatte, wenn „er auf den Brustwarzen in die Kabine gekrabbelt“ sei. Das sei heutzutage völlig anders: „Das Torwartspiel hat sich schon sehr gewandelt.“ Obwohl Petri selbst Rechtshänder ist, werden alle Torleute von ihm beidhändig und beidfüßig ausgebildet, um das „nötige Gleichgewicht“ herzustellen. „Schließlich muss heutzutage bei einem modernen Torhüter gerade bei der Spieleröffnung alles passen.“

Petri, am 25. Oktober 1968 in Mayen geboren, wohnt zwar seit 18 Jahren in Ettringen, „auch“ der Liebe wegen, fühlt sich aber als Mayener Jung. Im Jugendbereich stand er beim TuS Mayen, beim TuS Hausen und beim SV Rheinland Mayen zwischen den Pfosten, im Seniorenbereich hütete er beim SV Kürrenberg, bei der SG Ettringen, beim SV Rheinland Mayen und zuletzt beim VfB Polch das Tor. 2004 sprach ihn der damalige Polcher Trainer Jens Reichelt an, ob er nicht das Torwarttraining übernehmen wolle - die Würfel waren schnell gefallen. Und als Petri 2006 an der Sportschule Wedau in Duisburg beim Fußballverband Niederrhein seinen ersten Lehrgang absolvierte, war der weitere Weg vorgezeichnet.

Den bislang letzten Lehrgang, den Leistungslehrgang Torwarttraining, meisterte Petri vom 13. bis 17. Oktober 2014 im baden-württembergischen Ruit. Neben Jörg Daniel, ehemaliger Torhüter von Fortuna Düsseldorf und bei diesem Lehrgang federführend, setzte kein Geringerer als DFB-Präsident Wolfgang Niersbach seine Unterschrift unter die Urkunde.

Als Torwart-Trainer durchlief Petri nach dem VfB Polch die Stationen TuS Mayen, SpVgg Burgbrohl und SG Eintracht Mendig/Bell, also die namhaftesten Vereine im Fußball-Kreis Rhein/Ahr. Seine wertvollsten Erfahrungen sammelte der Torwarttrainer allerdings bei seinen Praktika 2007 beim 1.FC Köln, 2011 bei Bayer Leverkusen und erneut beim 1. FC Köln sowie 2012 beim FC Schalke 04. Fast hätte es 2009 sogar zu einem Praktikum beim türkischen Traditionsverein Fenerbahce Istanbul, damals betreut von Christoph Daum und Holger Gehrke, gereicht, doch das zerschlug sich im letzten Moment. Zumindest Türkisch hatte er im Vorfeld gelernt: „Merhaba“ für ein Hallo oder „Ben koc kaleci ediyorum“ für „Ich bin Torwart-Trainer“ kommt noch heute relativ schnell über seine Lippen.

Petri, der seit 21 Jahren bei der Abfallentsorgungsfirma SITA West in Ochtendung als Kfz-Service-Techniker beschäftigt ist, gilt gemeinhin als positiv Fußball-Verrückter. Kein Wunder, dass Ehefrau Silke (43) und Tochter Julia (18), die beide zum Leidwesen des Anhängers des 1. FC Köln mit dem Erzrivalen Borussia Mönchengladbach sympathisieren, ihn bei seinem Hobby vollends unterstützen. Da verwunderte es auch nicht, dass die Ehefrau während des Gesprächstermins auf der gemütlichen Couch lag und das Freundschaftsspiel des FC Schalke 04 gegen den FC Porto verfolgte: „Schließlich muss ich die Zeit bis zum Zweitligaspiel des SC Freiburg gegen den 1. FC Nürnberg ja irgendwie überbrücken.“ Überbrücken muss Petri selbst auch die Zeit bis zu einem weiteren Engagement bei einem höherklassigen Verein. Mit den Verantwortlichen des Rheinlandliga-Aufsteigers SG 99 Andernach hat es lockere Gespräche gegeben, aber noch ist nichts in trockenen Tüchern. Und im Hinterkopf hat der 47-Jährige auch noch ein weiteres Praktikum beim Bundesliga-Aufsteiger SV Darmstadt 98. Das Mainzer Urgestein Dimo Wache, der bei den „Lilien“ als Torwarttrainer fungiert, könnte ein gutes Wort für ihn einlegen. Schließlich teilte Petri mit ihm bei einem DFB-Lehrgang ein Zimmer. Aber eins ist klar: Selbst wenn er in naher Zukunft mal wieder in höheren Sphären schweben sollte, den Kontakt zur Basis wird Jörg Petri sicherlich nie verlieren.

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