Universitätsklinikum Bonn

Der Bundespräsident informierte sich über den Kinderschutz in der Medizin

Medizin, Psychologie, Pflege, Sozialdienst und Seelsorge arbeiten am UKB zusammen

03.09.2015 - 17:36

Bonn. Dass das Thema Kinderschutz in der Medizin einen besonderen Stellenwert für ihn hat, bewies heute Bundespräsident Joachim Gauck bei seinem Besuch im Zentrum für Kinderheilkunde am Universitätsklinikum Bonn. Er informierte sich dort über die Arbeit der interdisziplinären Bonner KinderSchutzGruppe sowie die Erstellung der ersten deutschen Kinderschutzleitlinie unter der Leitung von Dr. Ingo Franke von der Universitäts-Kinderklinik. Gauck blieb für ein einstündiges Gespräch, an dem auch Prof. Michael Hoch, Rektor der Universität Bonn, Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums, sowie weitere Experten auf dem Gebiet des Kinderschutzes teilnahmen.

Gemeinsam mit Unicef-Schirmherrin Daniela Schadt ließ er sich die Bedeutung von KinderSchutzGruppen und Kinderschutzambulanzen für Kinder mit Verdacht auf Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung erklären. Gauck dazu: „Ich habe hier Menschen aus unterschiedlichen Berufen getroffen, die sich nicht davor fürchten, fächerübergreifend zusammenzuarbeiten. Alle Akteure müssen bei diesem Thema zueinanderfinden und zusammenwirken, um etwas zu gestalten. Das habe ich hier in Bonn gefunden, hier passiert etwas Wegweisendes. Wir sind in einer neuen Phase des Bewusstseins für dieses gravierende unangenehme Problem.“


Die UKB leistet Pionierarbeit


Der Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Prof. Dr. Michael Hoch, unterstrich die Pionierarbeit, die an der Bonner Uni-Kinderklinik geleistet wurde: „Die Bonner Gruppe gehört zu den ersten universitären Kinderschutzgruppen in Deutschland überhaupt. Die Idee, Vertreter aus Medizin, Psychologie, Pflege, Sozialdienst und Seelsorge an einen Tisch zu bringen, hat sich als Erfolgsmodell erwiesen.“

Seit 2006 ist hier am UKB die KinderSchutzGruppe aktiv, die auch eng mit den Jugendämtern der Region kooperiert. „Menschen, die im medizinischen Bereich tätig sind, tragen gegenüber misshandelten Kindern eine hohe Verantwortung. Sie werden oft als erste auf die Misshandlung aufmerksam und müssen den Opfern dann Schutz und Hilfe zukommen lassen. Deshalb liegt uns am Universitätsklinikum das Thema besonders am Herzen“, ergänzt Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB.

Dr. Ingo Franke führte die Gäste durch die Behandlungsräume des Zentrums für Kinderheilkunde und demonstrierte im Kinderschutzzimmer den Ablauf einer Untersuchung bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung. Dr. Franke ist Gründer der KinderSchutzGruppe am UKB sowie geschäftsführender Vorstand der wissenschaftlichen „Arbeitsgemeinschaft Kinderschutz in der Medizin“. Er sprach über die Bedeutung der Kooperation zwischen Jugend- und Gesundheitshilfe und über die Fortschritte im medizinischen Kinderschutz. Dazu gehört auch die erste deutsche S3-Kinderschutzleitlinie, deren Entwicklung Franke als Koordinator federführend betreut.

Auf Wunsch der Bundesregierung und durch die Finanzierung des Bundesgesundheitsministeriums mit über 800.000 Euro erarbeitet Franke mit seinem Team diese S3-Leitlinie auf wissenschaftlich höchstem Niveau. „Die Leitlinie stellt Handlungsempfehlungen dar für alle Berufsgruppen, die im Alltag mit Kindern in Kontakt kommen. Dazu zählen Mediziner genauso wie Sozialarbeiter und Pädagogen“, so Franke. Zu den Zielen der Leitlinie gehört aber nicht nur das Erkennen und Behandeln von Kindesmisshandlung, -missbrauch und -vernachlässigung, sondern auch effektive Prävention.

Die Handlungsempfehlungen beruhen auf der Grundlage von circa 500 Fallbeispielen, die Auskunft geben über Problemstellungen und Herausforderungen im Umgang mit Misshandlungs- und Missbrauchsopfern. Dieses außergewöhnliche Projekt profitiert von der Beteiligung von insgesamt 74 Fachgesellschaften und Organisationen. Dazu zählen neben den medizinischen und nicht-medizinischen Fachgesellschaften auch die Bundesministerien für Gesundheit, Bildung und Forschung, der Justiz und für Verbraucherschutz sowie für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Unterstützung geben auch die Bundesbeauftragte für Drogen, der unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und die Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit.

Pressemitteilung

des Universitätsklinikum Bonn

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