Mit den Geschäftsergebnissen im Jahr 2014 waren alle Leiter zufrieden
Die fünf Genossenschaftsbanken im Kreis Cochem-Zell steigerten ihre Bilanzsumme
Cochem. Die fünf Genossenschaftsbanken im Kreis Cochem-Zell förderten die heimische Wirtschaft auch im Jahr 2014. Mit den erzielten Geschäftsergebnissen zeigten sich die Bankleiter beim Jahrespressegespräch in der Kaisersescher Hauptstelle der Raiffeisenbank Eifeltor durchweg zufrieden. Die addierte Bilanzsumme, ein Gradmesser der Geschäftstätigkeit, beträgt zum Bilanzstichtag 2014 rund 1,958 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von rund 2,2 Prozent.
Kurzfristige Anlageprodukte
Das gesamte Kundeneinlagenvolumen inklusive der Einlagen bei den Verbundpartnern belief sich 2014 auf rund 2,379 Milliarden Euro. Die Einlagen konnten um rund 94,4 Millionen Euro oder 4,1 Prozent gesteigert werden. „Mit den historisch niedrigen Zinssätzen haben sich unsere Kunden arrangiert. Sie investierten nicht in risikoreiche Geldanlagen, die eine vermeintlich höhere Rendite versprechen“, fassten die Bankleiter zusammen. Das Geld wurde hauptsächlich in kurzfristige Anlageprodukte angelegt. In mittel- und langfristige Anlageformen flossen rund 28 Millionen Euro. „Dabei waren konservative Wertpapiere und Fondsanlagen bei unseren genossenschaftlichen Verbundpartnern, aber auch Aktien durchgängig gefragt“, so die Vorstände. Deutliche Kurswertzuschreibungen konnten in den Wertpapierdepots verzeichnet werden. Im Jahr 2014 verwalteten die Genossenschaftsbanken einen Kunden-Wertpapierdepotbestand von rund 545,7 Millionen Euro, das ist ein Plus von 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Nachfrage befriedigend
Die Nachfrage von Kundenkrediten beurteilten die Bankleiter als befriedigend. Das gesamte Kundenkreditvolumen belief sich 2014 auf rund 1,334 Milliarden Euro. Die Kreditnachfrage war verhalten, obwohl historisch niedrige Zinskonditionen nach wie vor angeboten werden. „Die Unternehmen im Landkreis Cochem-Zell finanzierten anstehende Investitionen teilweise aus Eigenmitteln, die sie in den vergangenen Jahren aufgebaut haben. Andere Unternehmen zögerten anstehende Investitionen wegen unsicherer wirtschaftlicher Entwicklung noch hinaus“, erläuterten die Bankvorstände. „Die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen führten dazu, dass Finanzierungen zur Gewinnung regenerativer Energie rückläufig waren.“
Dagegen lag die rege Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten in etwa auf dem Niveau des Jahres 2013. Die Kredite wurden in ausgewogenem Maß an mittelständische Firmen und Gewerbetreibende sowie Privatkunden vergeben.
Umstellung gelungen
Im Jahr 2014 stand die Einführung des Europäischen Zahlungsverkehrssystems SEPA auf der Bankenagenda. Sämtliche Umstellungsarbeiten konnten termingerecht erledigt werden. „Unsere Kunden nutzen den elektronischen Zahlungsverkehr immer stärker“, stellten die Bankleiter fest. „Sei es per Selbstbedienungsgerät in der Genossenschaftsbank, per PC von zu Hause aus oder per Handy von unterwegs. Sie informieren sich über Finanzangebote oder aktuelle Themen auf den Internetseiten unserer Banken.“ Damit stellen die Genossenschaftsbanken ihre Finanzdienstleistungen inzwischen auf drei Wegen zur Verfügung: durch persönliche, individuelle Kundenberatung, per Selbstbedienung in den Kundenservicestellen und über die Internetseite. „Neue Girokonten werden häufig als sogenannte online-Girokonten eröffnet. Darin zeigt sich neben dem Preisbewusstsein auch das veränderte Nutzungsverhalten unserer Mitglieder und Kunden“, so die Vorstände. Nach wie vor sei aber der persönliche Kontakt die Basis des genossenschaftlichen Geschäftsmodells. „Unsere Kunden wissen, wem sie ihr Geld anvertrauen“, sagten die Bankleiter. „Unsere meist langjährigen Kundenberater führen bedarfsorientiert Beratungsgespräche, um für jeden Kunden die optimale Finanzierung oder Geldanlage zu finden. Es geht um Beratung, nicht um Verkauf.“ „Wir bieten unseren Mitgliedern und Kunden marktkonforme Zinskonditionen sowohl im Kredit- als auch im Anlagegeschäft an“, sagten die Bankleiter. Der auch im Geschäftsjahr 2014 starke Einlagenzufluss, den sämtliche Genossenschaftsbanken im Landkreis Cochem-Zell verzeichnen konnten, sei klarer Beleg dafür. Mit den jeweiligen Geschäftsergebnissen zeigten sich die Bankleiter der Genossenschaftsbanken zufrieden und blickten in die Zukunft: „Bei Fortdauer der historischen Niedrigzinsphase, deren Ende nicht absehbar ist, müssen wir uns auf weiterhin sinkende Zinserträge einstellen. Gleichzeitig erhöhen sich die Kosten wegen der steigenden Regulierung. Diese Herausforderungen begegnen wir aktiv mit unserer Geschäftspolitik.“
45.885 Mitglieder
Zum Bilanzstichtag 2014 sind 45.885 Personen Mitglied bei einer Genossenschaftsbank im Landkreis Cochem-Zell. Dies ist ein Mitgliederzugang von 1209 Personen, sozusagen eine größere Ortsgemeinde in der Region. „Die in den vergangenen Jahrzehnten ständig gestiegene Mitgliederzahl bestätigt unser Geschäftsmodell und zeigt, wie stark wir im Landkreis Cochem-Zell verwurzelt sind. Wir arbeiten täglich dran, weitere Mitglieder zu gewinnen.“ Mit der Dividende auf ihre Geschäftsguthaben erhalten die Mitglieder einen deutlich über dem Kapitalmarkt liegenden Zinssatz. Mit einem Steueraufkommen von rund 6,4 Millionen Euro gehören die Genossenschaftsbanken zu den größten Steuerzahlern im Landkreis. Zudem unterstützen die Banken mit Geldspenden eine Vielzahl von sozialen Einrichtungen und Vereinen. Aktuell sind 487 Menschen in den 61 Geschäftsstellen der Genossenschaftsbanken beschäftigt, davon 32 Auszubildende. „Der sich abzeichnende Fachkräftemangel macht weder vor dem Bankensektor noch in unserer Region halt. Wir suchen kommunikationsstarke junge Menschen, die gern Banker werden möchten. Wir bieten gute Aufstiegschancen“, sagten die Vorstände.
Die Genossenschaftsbanken verfügen über ein eigenes System der Institutssicherung, das auf dem genossenschaftlichen Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ basiert. „Der damit verbundene unbegrenzte Einlagenschutz hat bei unseren Kunden einen deutlich höheren Stellenwert als das Streben nach der höchstmöglichen Rendite“, erklärten die Banker. Im Bereich der Großbanken werde ein vergleichbares Einlagensicherungssystem vergebens gesucht. Die EU will parallel zu diesem Sicherungssystem ein weiteres Einlagensicherungssystem aufbauen. Dieses System soll bei Bankschieflagen die Rückzahlung der Kundeneinlagen bis zu 100.000 Euro sicherstellen. „Das bedeutet im Klartext, dass die Genossenschaftsbanken zusätzlich auch in dieses Einlagensicherungssystem einzahlen müssen, damit eine europäische Großbank finanziell gestützt werden kann. Dies ist eine klare Wettbewerbsverzerrung“, beklagten die Vorstände der Genossenschaftsbanken.
Kaum Auswirkungen
Die Regulierungswelle seitens der EU und der Europäischen Bankenaufsicht beschäftigte 2014 auch die Genossenschaftsbanken. Damit seien für die Mitglieder und Kunden kaum spürbare Auswirkungen verbunden, bankintern jedoch bringen die permanenten Restriktionen, Auflagen und Neuerungen erhebliche kostenträchtige Organisationsarbeiten mit sich, berichteten die Banker. „Hier ist die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Es stellt sich ohnehin die Frage, ob das Verhältnis zwischen den gesetzlichen Neuerungen und dem Ziel der Risikominimierung noch gegeben ist oder die Gesetzgebung hier nicht über das Ziel hinausschießt.“
Die Genossenschaftsbanken stehen in einem starken Wettbewerb, in dem sie sich mit ihrem genossenschaftlichen Geschäftsmodell gut behaupten. Ein nicht zu unterschätzender Kostenverursacher ist die überbordende Bürokratie.
Damit die bürokratischen Anforderungen weiterhin unter angemessenen Kosten erfüllt werden können, schließen sich eine Reihe von Genossenschaftsbanken zusammen. 2014 verschmolzen die Raiffeisenbank Kaisersesch-Kaifenheim und die Raiffeisenbank Lutzerather Höhe zur Raiffeisenbank Eifeltor. „Gleichzeitig müssen die Banken auch mit sinkenden Erträgen aufgrund des politisch gewollten niedrigen Zinses umgehen. Das gelingt uns nur mit entsprechenden Betriebsgrößen“, sagte Rudolf Nieswand, Vorstand der Raiffeisenbank Eifeltor.