Menschen mit Behinderung absolvierten Praktika in verschiedenen Betrieben
Eintauchen in die reale Arbeitswelt
25 Menschen fühlten sich wohl am Arbeitsplatz, Caritas Werkstätten freuten sich über großen Erfolg ihrer Aktion
Kreis Ahrweiler. Es war ihnen anzumerken: Sie hatten sich sehr schnell eingelebt in den Betrieben und würden ein solches Erleben der realen Arbeitswelt gerne wiederholen. Bei der Abschlussveranstaltung der Caritas Werkstätten der St. Raphael Caritas Alten- und Behindertenhilfe (St. Raphael CAB) in der Kreisverwaltung Ahrweiler zeigte sich sofort, dass alle Beteiligten äußerst zufrieden waren mit dem Ablauf einer einmonatlichen Aktion, bei der Menschen mit Behinderung in Betrieben der Region einmal das reale Arbeitsleben erfahren konnten - nicht als Außenstehende, sondern direkt an Schreibtisch, Maschine oder Fließband. 25 Menschen mit Behinderung hatten an der beispielhaften Maßnahme in 25 Unternehmen teilgenommen. Das war eine Steigerung um zehn Personen, wie Doris Hein, Leiterin der Virtuellen Werkstatt EXTERN der Caritas Werkstätten, betonte. Man hoffe, im kommenden Jahr weitere zehn Stellen hinzugewinnen zu können. Unter dem Motto „Mitten im Arbeitsleben“ gehörten bei den Aktionstagen im Landkreis Ahrweiler zu den Praktikanten Schüler der Levana-Schule, der Förderschule für ganzheitliche und motorische Entwicklung in Bad Neuenahr-Ahrweiler, sowie Beschäftigte der Caritas Werkstätten St. Elisabeth in Sinzig.
Ein selbstbestimmtes Leben
Das Ziel, Menschen mit Behinderungen und Unternehmen der Region zusammenzubringen, sei wirklich erreicht worden, betonte Doris Hein. Die Betroffenen und ihre Arbeitgeber stimmten da gerne zu. Landrat Dr. Jürgen Pföhler hob die große Bedeutung der beruflichen Aktionstage hervor. „Hier verlassen die Menschen mit Handicap ihre Einrichtungen und begeben sich in die reale Berufswelt. Sie erleben, wie es am Arbeitsplatz zugeht. Diese Tage sind ein hervorragendes Projekt der Integration behinderter Menschen. Ihnen wird es ermöglicht, den Werkstattalltag oder die Schulbank zu verlassen, die Kenntnisse und Fertigkeiten auch einmal am sogenannten ‚ersten Arbeitsmarkt` unter Beweis zu stellen. Ein zentrales Anliegen des Kreises Ahrweiler ist es, unseren behinderten Mitbürgern ein weitgehend selbstbestimmtes Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen. Wir haben 2005 – weit vor dem Inkrafttreten der UN-Behindertenkonvention und als erster Landkreis in Rheinland-Pfalz – den Teilnahmeplan für Menschen mit Behinderungen beschlossen.“ Der AW-Kreis bekommt mit den Caritas-Werkstätten in Ahrweiler im August 60 neue Plätze für Menschen mit Handicap, im kommenden Jahr wird eine weitere Einrichtung in Adenau eröffnet.
Ein wichtiger Schritt für die Gesellschaft
Es gehöre für den Menschen mit Behinderung Mut dazu, die Werkstatt und das bekannte Umfeld zu verlassen, auch der Betrieb müsse sich erst einmal mit der Situation auseinandersetzen, erklärte Franz Josef Bell, Geschäftsbereichsleiter Arbeit der St. Raphael CAP. Wie gut das geklappt habe, erläuterten Peter Jansen, Geschäftsführer der Lackfabrik Jansen, und ein behinderter Mitarbeiter, der über ein Praktikum vor vier Jahren eine Festanstellung bekommen hatte: „Von solchen Verträgen haben doch beide Seiten nur Vorteile, Arbeitnehmer und Arbeitgeber.“ Peter Jansen ergänzte: „Was wir mit der Einstellung von Behinderten umsetzen, ist keine Sozialtat. Das geschieht im wirtschaftlichen Interesse. Natürlich ist es auch ein wichtiger Schritt für die Gesellschaft.“
Allein die Caritas hat in ihren fünf Werkstätten der Region fast 1000 Beschäftigte, davon im Kreis Ahrweiler 330. Von den Beschäftigten, die Praktika in Unternehmen oder Behörden absolviert hätten, könne sich etwa ein Drittel über einen weiteren Vertrag freuen. Das bestätigte Wolfgang Wittenberg, der Vorsitzende des Werkstattrates der Caritas Werkstätten. „Menschen mit Behinderung sollen gleichberechtigt an der Gesellschaft teilnehmen. Wir müssen die Inklusion leben, sie sollte ein selbstverständlicher Teil unseres Lebens sein. Bitte helfen Sie den Behinderten und uns, indem Sie weitere Praktikumplätze zur Verfügung stellen“, appellierte Wittenberg an die Unternehmen.
Fähigkeiten und Ressourcen
Doris Hein sprach noch über die Ziele der Caritas: „Unsere zentrale Aufgabe liegt darin, für den Übergang und die Vermittlung von Menschen mit Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu sorgen. Dabei ist es uns wichtig, die Fähigkeiten und Ressourcen jedes Einzelnen zu berücksichtigen und einen passgenauen Nischenarbeitsplatz in einem Betrieb zu erschließen.“
Wer mehr über die Aktion und weitere Informationen wünscht, wendet sich an Doris Hein, d.hein@srcab.de, dort kann sich jeder Interessent auch die Broschüre „Beruflicher Ratgeber für Menschen mit Behinderung zur Teilnahme am Arbeitsleben“ der Caritas Werkstätten bestellen.