IHK-Koblenz präsentierte Konjunkturbericht - Präsident Sattler: „Die Politik ist gefordert“

„Keine Flaute, nur eine Delle“

„Keine Flaute, nur eine Delle“

Den IHK-Konjunkturbericht stellten (v.r.) Präsident Manfred Sattler, IHK Mitarbeiter Markus Elz und Hauptgeschäftsführer Arne Rössel vor. Foto: HEP

25.10.2014 - 08:00

Koblenz. Als eine „Delle“ im Konjunkturklima bezeichnete IHK-Präsident Manfred Sattler die gesunkenen Wirtschaftserwartungen, als er im Koblenzer IHK-Gebäude nun den Konjunkturbericht vorstellte. „Es hat uns eingeholt, was schon überall Realität ist“, sagte Sattler, fügte jedoch hinzu: „Die Wirtschaft wächst weiter, aber nicht mehr so stark wie bisher. Der Aufschwung ist verringert, jedoch auf hohem Niveau.“

Als Gründe führte der IHK-Präsident die Krisen in der Ukraine, Syrien, Irak, die Terrorgruppe Islamistischer Staat und schwächelnde Euro-Länder an: „Investitionen werden zurückgehalten und Aufträge nicht vergeben. Firmen sind angesichts der Unsicherheiten vorsichtig geworden, was ja auch Aufgabe eines verantwortlichen Unternehmers ist.“ Die IHK Koblenz hat im nördlichen Rheinland-Pfalz etwa 90.000 Mitglieder, von denen ca. 2000 in Sachen „Konjunktur“ befragt wurden.

Indikator sei zuerst die exportorientierte Industrie, was sich später auf die innere Wirtschaft niederschlage. So sei auch der Handel verhalten, hinzukäme, dass die Bürger alljährlich im Herbst weniger Lebensmittel verbrauchten. Laut Sattler bekomme der Handel zu spüren, was die Leute an Theke und Stammtisch diskutieren: „Die Bürger setzen auf feste Werte, legen ihr Geld in Steinen an. Die Bauämter erklären, es gibt eine hohe Zahl Bauanträge, ich kenne einen Mann, der baut mit 75 Jahren noch ein neues Haus“, stellte Sattler beispielhaft die Situation dar.

Der IHK-Präsident fordert, dass die Unsicherheiten beseitigt werden und hier sei die Politik gefragt: „Sie setzt unbewusst Zeichen, die nicht unbedingt wirtschaftsförderlich, sondern mehr sozial sind.“ Hier nannte Sattler die Rente mit 63: „Das machen die, die gut verdienen und es sich leisten können, also die oberen Posten. Diese Leute werden aber gebraucht, und wenn die plötzlich von heute auf morgen weg sind, haben viele Unternehmen ein Problem.“

IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel und IHK-Mitarbeiter Markus Elz stellten schließlich die konkreten Konjunktur-Zahlen vor und erläuterten diese.

Der Anteil der Unternehmen im Bereich der IHK Koblenz, die ihre momentane Situation als gut bewerten, sinkt von 44 auf 32 Prozent. Infolgedessen fällt der Indikator zur Beurteilung der Geschäftslage von zuletzt plus 35 Prozentpunkte auf plus 20 Prozentpunkte, bleibt damit aber auch weiterhin merklich im positiven Bereich. Mittlerweile erwartet rund ein Viertel der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage (Vorumfrage neun Prozent).

Der entsprechende Indikator für die Geschäftserwartungen fällt von plus 15 auf minus acht Prozentpunkte. Die Gefahr einer anhaltenden konjunkturellen Abkühlung nimmt dementsprechend zu.

Weiter heißt es, dass der IHK-Konjunkturklima-Indikator mit aktuell 105 Indexpunkten (Vorumfrage: 124 Punkte) unterhalb seines 5-Jahres-Durchschnitts von 115 Punkten liegt - verbleibt damit allerdings weiterhin oberhalb des neutralen Schwellwerts von 100 Punkten. „Falls sich die großen Volkswirtschaften der Eurozone nicht erholen und die Krisen im Nahen Osten sowie der Ukraine nicht gelöst werden, droht die Konjunktur jedoch weiter an Fahrt zu verlieren“, geben die Autoren des IHK-Berichts zu bedenken.

Konkret fällt der Saldo der Investitionsneigung für die kommenden zwölf Monate gegenüber der Vorumfrage von zuletzt null auf aktuell minus vier Prozentpunkte. Infolgedessen ist auch in den kommenden Monaten nicht mit Wachstumsimpulsen aus der inländischen Investitionsgüternachfrage zu rechnen.


Arbeitsmarkt bleibt stabil, aber ohne Impulse


Dennoch bleibt der Arbeitsmarkt stabil, aber ohne Impulse. Die Einstellungspläne der befragten IHK-Unternehmen fallen für die nächsten zwölf Monate infolge der pessimistischeren Erwartungen ebenfalls verhaltener aus. Mit minus drei Prozentpunkten (Vorumfrage plus sechs) liegt der Indikator allerdings weiter nahe des neutralen Nullwertes, sodass eine stabile Entwicklung des Arbeitsmarkts ohne zusätzliche Beschäftigungsimpulse erwartet wird.

Die Industrieunternehmen im IHK-Bezirk Koblenz bewerten ihre aktuelle Situation weniger positiv als noch in der ersten Jahreshälfte.

Etwa ein Drittel der Unternehmen berichtet jedoch auch weiterhin von einer guten Geschäftslage (Vorumfrage 51 Prozent). Zudem geben 37 Prozent der Betriebe an, mit überdurchschnittlicher Kapazitätsauslastung zu arbeiten (Vorumfrage 47 Prozent). Per saldo waren die Auftragseingänge in den zurückliegenden drei Monaten allerdings sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland rückläufig. Der Indikator zur Beurteilung der momentanen Geschäftslage fällt entsprechend von plus 43 Prozentpunkten auf 24 Prozentpunkte, liegt damit aber weiterhin deutlich im positiven Bereich.

Beim verarbeitenden Gewerbe sinkt die Investitionsneigung von expansiven plus acht auf minus zwei Prozentpunkte. Zusätzliche konjunkturelle Wachstumsimpulse vonseiten der inländischen Investitionsgüternachfrage sind daher vorerst nicht zu erwarten. Auch die Beschäftigungsneigung sinkt von plus acht auf jetzt plus drei Prozentpunkte.

Lediglich die Hersteller von Investitionsgütern (Beschäftigungssaldo plus 21 Prozentpunkte) planen weitere Mitarbeiter einzustellen.

Die Handelsunternehmen im IHK-Bezirk Koblenz- insbesondere der Großhandel - beurteilen ihre Geschäftslage bereits seit mehr als einem Jahr zurückhaltender als andere Branchen. Der Handel berichtet von unterdurchschnittlichen Gewinnen und Umsätzen und beurteilt die Geschäftslage als „schwach“ (aktuell plus fünf Prozentpunkte; Vorumfrage plus 17 Prozentpunkte). Für die nächsten zwölf Monate rechnen die Handelsunternehmen mit einer weiteren Verschlechterung ihres Geschäfts (die Erwartung fällt von plus 17 auf minus neun Prozentpunkte). Während im Einzelhandel (Beschäftigungssaldo minus 21 Prozentpunkte) personelle Einschnitte zu erwarten sind, plant der Großhandel eine konstante Mitarbeiterzahl (Beschäftigungssaldo plus/minus null). Gleichzeitig hat sich die Investitionsneigung im Großhandel trotz der schwachen Zukunftsaussichten verbessert. Mit einem Konjunkturklimaindikator von 98 Indexpunkten (Vorumfrage 117) bewegt sich der Handel unterhalb des gesamtwirtschaftlichen Durchschnittniveaus.

Auch die Dienstleister im IHK-Bezirk Koblenz bewerten ihre Situation zurückhaltender als im Frühjahr. Der Anteil der Unternehmen, die überdurchschnittliche Umsätze generieren können, ist im Vergleich zur Vorumfrage zurückgegangen. So sinkt der Saldo zur Beurteilung der Geschäftslage von zuletzt plus 36 Prozentpunkte auf plus 25 Prozentpunkte - bleibt damit allerdings weiterhin auf einem expansiven Niveau.

Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate äußern sich die Dienstleister vorsichtiger. Per saldo sinken ihre Geschäftserwartungen von plus zwölf auf minus sieben Prozentpunkte. Der IHK-Konjunkturklimaindikator fällt, im Vergleich zur Frühjahrsumfrage, von 123 auf 108 Indexpunkte, liegt damit aber weiter im expansiven Bereich über der Schwelle von 100 Punkten.

Trotz der gesunkenen Indexzahlen warnt IHK-Präsident Manfred Sattler jedoch vor einer Krisenstimmung: „Die Wirtschaft im nördlichen Rheinland-Pfalz blickt skeptisch in die Zukunft, befindet sich aber weiterhin in einer sehr guten Verfassung.“ HEP

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