Jörg Lempertz und Hans-Peter Ammel sprachen über ihre Eindrücke vom 1. Rock am Ring in Mendig

Nach dem Festival ist vor dem Festival

15.06.2015 - 12:55

Mendig. Nach den monatelangen, mitunter zeit- und kraftraubenden Vorbereitungen für das erste Rock am Ring - Festival in Mendig und einem für 90.000 begeisterte Besucher spektakulären Erlebnis können sich weder der Veranstalter noch die Gastgeber auf ihren Lorbeeren ausruhen. Denn nun heißt es: Nach dem Festival ist vor dem Festival. Eine Woche nach Rock am Ring in Mendig fassten VG-Bürgermeister Jörg Lempertz und Stadtbürgermeister Hans-Peter Ammel ihre ersten Eindrücke in einem Gespräch mit „Blick aktuell“ zusammen: Blick aktuell: „Mendig war nun fünf Tage im Ausnahmezustand. Jetzt ist der ’Rock´n -Roll - Zirkus‘ wieder abgezogen. Wie fühlen Sie sich?“ H.-P. Ammel: „Nach der vielen Arbeit, diversen Missionen und den Erwartungshaltungen im Vorfeld ist es einfach toll, feststellen zu können, dass es ein ’großer Wurf‘ war, Rock am Ring nach Mendig holen zu können.“ J. Lempertz: „Erschöpft aber glücklich. Allein die ein Jahr währenden Vorbereitungen waren eine große Herausforderung. Wir haben jedoch bei der harten Feuerprobe gemerkt, dass wir richtig aufgestellt waren und an der durchweg positiven Resonanz der Fans war zu ersehen, dass Marek Lieberberg mit seinem großen Vorhaben „Field of Dreams“ ins Schwarze getroffen hat, sodass der Mendiger Flugplatz als Veranstaltungsort international punkten konnte.“ Blick aktuell: „Die Anreise der zahlreichen Fans war bereits am Nürburgring ein Abenteuer. Wie gestaltete die An- und Abreise sich in diesem Jahr ?“ J. Lempertz: „Die Anreise war völlig unkompliziert, obwohl -entgegen der Prognose- bereits am ersten Anreisetag 50.000 Menschen ankamen. Aufgrund der lange vorher geplanten Verkehrsrouten und der Tatsache, dass Mendig verkehrstechnisch betrachtet hervorragend erreichbar ist, ging die Konzeption zu hundert Prozent auf.“ Blick aktuell: „Bereits im Vorfeld äußerten einige Anwohner die Befürchtung, dass die RaR-Besucher evtl. für Unruhen in der Stadt sorgen könnten. Hat es diesbezüglich Beschwerden gegeben?“ H.-P. Ammel: „Die Resonanz in der Mendiger Bevölkerung ist durchweg positiv. Insbesondere das disziplinierte Verhalten der Besucher wurde immer wieder in den höchsten Tönen gelobt. Eine Anwohnerin war sogar enttäuscht, dass sie nur eine einzige leere Flasche Bier entsorgen musste.“ J. Lempertz: „Die Mendiger haben die Gäste mit offenen Armen empfangen und genau so offen und herzlich waren die Fans auch gegenüber den Mendigern. Selbst die Polizei sagte, dass sie selten einen derart friedlichen Ablauf erlebt hätten, wie in der Stadt Mendig. Zwar war das Ordnungsamt mit zusätzlichen Security-Kräften im Einsatz, mussten jedoch nicht einmal aktiv werden, da der Umgang der Menschen miteinander vollkommen relaxt war.“


Bedenken haben sich nicht bewahrheitet Gespräche mit den Fans


Blick aktuell: „Es wurden im Vorfeld auch Bedenken hinsichtlich eventueller Lärmüberschreitungen geäußert. Hat es Überschreitungen der Grenzwerte gegeben?“ J. Lempertz: „Bei der Planung des Festivalgeländes wurde großer Wert auf die Ausrichtung der Bühnen bzw. der Lautsprecher gelegt, um das bewohnte Umfeld vor Lärm zu schützen. Außerdem wurde die Veranstaltung ständig überwacht und ein Lärmschutzgutachter war in Bereitschaft für den Fall, dass es Beschwerden geben könnte. Es gab je eine Beschwerde aus Ochtendung und Welling, wobei die umgehend in die Wege geleiteten Messungen keine Grenzüberschreitungen ergaben. Aus den unmittelbar am Festivalgelände gelegenen Orten: Mendig, Kruft und Thür gab es uneingeschränkt positive Resonanzen, da man das Festival hier akustisch entweder kaum wahrgenommen hat oder die Geräusche nicht als störend empfand.“ H.-P. Ammel: „Einige Anwohner waren sogar enttäuscht, dass sie von der Musik nichts oder nur sehr wenig mitbekamen. Ich habe eine Beschwerde aus Mülheim-Kärlich entgegen genommen, wobei sich auch hier nach der unmittelbar durchgeführten Messung keine Grenzüberschreitungen ergaben.“

Blick aktuell: „Nun waren Sie ja beide auf dem Festivalgelände zugegen. Wie waren denn Ihre Eindrücke von der Stimmung und dem Verlauf?“ J. Lempertz: „Ich war häufig auf dem Campingplatz und habe das Gespräch mit den Fans gesucht. Dabei lobten fast alle die kurzen Wege vom Campingplatz zum Festivalgelände, kritisierten den Schotterweg, was bereits vom Veranstalter als verbesserungswürdig registriert wurde, waren begeistert von der Anordnung der Bühnenbereiche, der großen Zelte, der Flaniermeile mit ca. 150 gastronomischen Ständen sowie von dem Luna-Park und vertraten durchweg die positive Meinung, dass der Flugplatz Mendig eine Veranstaltungsfläche bietet, die den zeitgemäßen Ansprüchen genüge leistet. Interessant war für mich die Begeisterung der Gäste, die bei ihrem Besuch in der Stadt Mendig waren und die Herzlichkeit der Mendiger Bevölkerung kennenlernten. Da fielen Sätze wie: ’Andernorts wird protestiert und hier wird man mit offenen Armen aufgenommen.‘ H.-P. Ammel: „Die vorwiegend jungen Camper waren wirklich alle richtig gut drauf, und dass man sich hier von der tollen Stimmung mitreißen ließ, die bei den zum Teil spektakulären Auftritten der Bands brodelte, war einfach unvermeidlich. Insgesamt kann ich sagen, dass wohl kaum ein Bürgermeister so viel positive Resonanz erfährt, wie wir während des Festivals. Jedoch auch das Feedback im Internet, wo Fans aus der ganzen Welt Rock am Ring in Mendig in den höchsten Tönen lobten, hat für unsere Stadt einen Stellenwert, der zurzeit noch gar nicht eingeschätzt werden kann.“


Ein sehr emotionaler Moment


„Blick aktuell“: „Herr Lempertz, in unserer letzten Ausgabe ist ein Foto von Ihnen zu sehen, auf dem Sie der riesigen Menschenmenge von der Bühne aus zujubeln - und umgekehrt. Was war das für ein Gefühl?“ J. Lempertz: „Das war sehr aufregend. Als Marek Lieberberg mich anrief und in sein Büro bat, stand bereits ein Wagen bereit, der uns zur Bühne brachte. ’Jetzt geht´s zur Festivaleröffnung und wir lassen Mendig drei Tage lang rocken‘, sagte er, und als wir auf die Bühne kamen, um die Fans zu begrüßen, standen da schon die ’Donuts‘ und die ’Toten Hosen‘. Nach einem kurzen Small Talk mit Campino ging es zur Ansprache an den Bühnenrand, wobei der Blick auf die ca. 60.000 Menschen bei mir Herzrasen und Begeisterung gleichermaßen auslöste. Ein unvergesslicher Moment, zumal bereits in den ersten Minuten zu spüren war, dass Mendig als Austragungsort angenommen worden war.“


Erwartungen der Geschäftsleute nicht erfüllt


„Blick aktuell“: „Auch die Geschäftswelt in Mendig hat sich eine Menge vorgenommen. Leider haben deren Erwartungen sich nicht erfüllt. Woran kann das gelegen haben und was kann man zukünftig besser machen?“ J. Lempertz: „Die Erwartungen haben sich im ersten Jahr nicht erfüllt, was in meinen Augen mehrere Gründe hatte.

So fehlte zum einen ein Shuttle-Bus, der im kommenden Jahr dringend fahren muss, um den Service die Erreichbarkeit der Geschäfte zu gewährleisten. Zum anderen lag es daran, dass den Festivalbesuchern die große Angebotspalette der Mendiger Geschäfte nicht bekannt war. So habe ich mehrfach gehört, dass viele Fans beim nächsten Mal ihre Verpflegung nicht von zu Hause mitbringen und vom Parkplatz zum Campingplatz schleppen, sondern sich gleich vor Ort eindecken wollen.

Außerdem haben die hochsommerlichen Temperaturen am Donnerstag und Freitag dafür gesorgt, dass die Besucher sich so wenig wie möglich bewegten und das Unwetter in der Nacht von Freitag auf Samstag führte unter anderem dazu, dass die Leute mindestens den halben Samstag damit beschäftigt waren, die Spuren der Nacht zu beseitigen bzw. ihre Zelte wieder instand zu setzen. Somit fehlten in der Gesamtbilanz zwei volle Tage. Dennoch möchte ich den Mendiger Geschäftsleuten ein großes Dankeschön dafür aussprechen, dass sie sich so gut vorbereitet hatten. Unser Ziel für das kommende Jahr wird sein, auf umsatzfreundlicheres Wetter zu hoffen, den Shuttle-Bus auf den Weg zu bringen und vielleicht auch die schon einmal ins Auge gefasste Markthalle unmittelbar gegenüber des Festivalgeländes mit entsprechenden Angeboten zu füllen.“


Shuttle-Bus soll 2016 für eine bessere Anbindung sorgen


H.-P. Ammel: „Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass der Shuttle-Bus bis zum Schwimmbad, vorbei am Lava-Dome und der Brauerei fahren sollte und eine entsprechende Verkehrsplanung rechtzeitig in Angriff genommen werden muss. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass einige Mendiger Bürger sich spontan entschlossen hatten, die RaR-Besucher zum Schwimmbad zu fahren, nachdem diese nach dem doch recht langen Weg dorthin gefragt hatten. Selbst bei der siebenten oder achten Fahrt vom Festivalgelände zum Vulkanbad mit ihrem privaten Pkw stellte sich für die hilfsbereiten Mendiger niemals die Frage nach evtl. Benzinkosten. Sie hatten einfach Spaß daran, den Gästen der Stadt behilflich sein zu können.“


Mitarbeiter zukünftig entlasten


Blick aktuell: „Herr Lieberberg hat bestätigt, dass Rock am Ring mindestens in den kommenden fünf Jahren in Mendig stattfinden wird. Ein solches Festival stellt allerdings auch völlig neue Anforderungen an eine Kommune. Werden Sie personell darauf reagieren?“ J. Lempertz: „Ja, es muss in jedem Fall eine personelle Aufstockung geben. Das, was in diesem Jahr von den Mitarbeitern der Verwaltung geleistet wurde, sprengte fast jeden Rahmen, da die Männer und Frauen ja auch ihren originären Aufgaben nachkommen mussten. Wir müssen in der Politik in aller Sachlichkeit über ca. zwei Festeinstellungen dringend reden, um die zahlreichen und vielfältigen Aufgaben rechtzeitig in Angriff nehmen zu können und zu bewältigen. Nicht zuletzt muss ich meine Mitarbeiter vor einer derartigen Dauerbelastung wie in diesem Jahr dringend schützen.“ H.-P. Ammel: „Zum einen besteht natürlich die Hoffnung, dass sich vieles wiederholt und der Aufwand dadurch geringer werden wird, aber dass eine personelle Aufstockung in einem gewissen Umfang notwendig ist, darüber werden wir -so glaube ich- sicher keine großen Auseinandersetzungen haben. Wie das im Einzelnen aussehen soll, werden wir bei entsprechender Gelegenheit ausdiskutieren.“


Perfektes Teamwork


J. Lempertz: „Ich möchte an dieser Stelle keinesfalls versäumen, meinen Mitarbeitern danke zu sagen, denn diese haben wirklich Großartiges geleistet.

Das war Teamwork mit gegenseitiger Unterstützung, gegenseitigem Verständnis für diese Sondersituation und vor allem mit einem Höchstmaß an Kompetenz. Insbesondere die Bereitschaft, nicht nach dem Feierabend oder gar einem freien Wochenende zu fragen, ist keine Selbstverständlichkeit und gebührt einer großen Anerkennung.

Geradezu sensationell war übrigens die Nachfrage der RaR-Fans nach den selbstklebenden Tattoos mit dem Spruch „Mendig grüßt Rock am Ring!“, von denen unsere Mitarbeiter im Hexagon sage und schreibe 25.000 Stück auf die Arme, Beine Rücken und die Gesichter der Fans geklebt haben.

H.-P. Ammel: „Da in der Stadt alles ruhig blieb, mussten unsere Kooperationspartner aus Andernach und Mayen erst gar nicht angefordert werden.

Unser Bauhof hatte alles souverän im Griff.“ Blick aktuell: „Vielen Dank für das Gespräch.“

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