Erinnerungen an das schwärzeste Kapitel deutscher Geschichte

Die Aktivisten von Pegida und ihre Ableger in verschiedenen deutschen Städten haben nichts, aber auch rein gar nichts begriffen und sind außerdem eine große Gefahr für unser demokratisches Staatswesen. Mit dumpfen ausländerfeindlichen Parolen agieren diese Herrschaften und schwadronieren von „Überfremdung“ und „Lügenpresse“. Erneut müssen sich Demokraten wieder deutlich vernehmbar zu Wort melden. Um zu verhindern, dass sich die Entwicklung der Weimarer Republik heute wiederholt, ist es bitter notwendig, dass alle demokratischen Kräfte zusammenstehen und der Pegida-Bewegung ein Riegel vorgeschoben wird. Es sind sowohl die Biedermänner in Nadelstreifen als auch der braune Mob, die unter dem Kürzel ‚Pegida‘ Erinnerungen an das schwärzeste Kapitel deutscher Geschichte wachrufen.

Josef Schuster, der neue Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, hat vor einigen Wochen vollkommen zu Recht angesichts der unverantwortlichen Attacken der neuen Bewegung vor dieser gewarnt und die Angriffe auf den Islam als absolut inakzeptabel zurückgewiesen. Es ist absolute Heuchelei, wenn Pegida-Anhänger so tun, als ob Meinungsfreiheit und Pressefreiheit etwas bedeuten. Die Charakterisierung unserer unabhängigen Presse als „Lügenpresse“ entlarvt die so genannte neue Bewegung als Ansammlung von Rechtsradikalen, die mit geistiger Freiheit nicht das Geringste zu tun haben. Josef Schuster ist auch vollkommen zuzustimmen, wenn er die Anhänger von Pegida als Rassisten bezeichnet, die mit ihren fragwürdigen Aktionen ihren Rassismus ausleben.

Demokraten müssen laut und deutlich ‚Nein‘ sagen, wenn sich braun und bräunlich schimmernde Heilsprediger mit ihren einfachen Lösungen für komplexe Fragen als Rattenfänger betätigen. Die Pegida-Anhänger nutzen die schrecklichen und menschenverachtenden Verbrechen von Islamisten dazu, alle hier lebenden Muslime zu diffamieren und unter Generalverdacht zu stellen. Wenn schon von Patriotismus die Rede sein soll, dann doch von einem positiven Verfassungspatriotismus, wie Johannes Rau es einmal formuliert hat. Der ehemalige Bundespräsident hatte auch einmal darauf hingewiesen, dass die Würde des Menschen für alle Menschen und nicht nur für Deutsche gilt. Doch mit einem solchen Patriotismus hat Pegida nichts im Sinn. Ganz im Gegenteil. Die Aufmärsche dieser Gruppierungen verstoßen gegen alle menschlichen Grundwerte und damit auch gegen den Geist unseres Grundgesetzes.

Manfred Kirsch, Neuwied