Botschafter feierte 10 Jahre Partnerschaftsverein Neuwied-Karaba

Weltweit einmaliger Aussöhnungsprozess im Land

24.11.2015 - 09:46

Neuwied. Rund zwanzig Jahre nach dem großen Genozid, bei dem unterschiedlichen Schätzungen zu Folge zwischen 500.000 und 1 Mio. Menschen ermordet wurden, ist Ruanda auf dem aufsteigenden Ast und Hoffnungsträger Ostafrikas. Einen kleinen Anteil daran hat auch der Partnerschaftsverein Neuwied-Karaba. Vergangene Woche hatte er zum 10-jährigen Geburtstag eingeladen. Dass sogar Ruandas Botschafter H.E. Igor Cecar an den Feierlichkeiten teilnahm, war Ausdruck der Wertschätzung und Dankbarkeit. Seinen Aufenthalt in der Region nutzte der Botschafter, um Kontakt zur Stein- und Bimsindustrie aufzunehmen. „Bims gibt es zwar in Ruanda, wird dort aber nicht als Baustoff verwendet“, erklärte Vereinsvorstand Dietmar Rieth. Aufgrund seines erfolgreichen Engagements in Ruanda, das schon vor Vereinsgründung begann, wurde er von Ruanda zum Investment Promotor ernannt. In ihrer Einführung legte die Vereinsvorsitzende Sybille Hass-Machill Wert darauf, dass man sich als Partner- und nicht Freundschaftsverein versteht. Partner begegnen sich nämlich auf Augenhöhe. Von Gründung an sei klar gewesen, dass man sich nicht in der klassischen Entwicklungshilfe engagieren möchte. „Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass dadurch Abhängigkeiten entstehen“, erklärte Sybille Hass-Machill. „Viel aus Europa übertragenes und gut gemeintes scheiterte beispielsweise an den klimatischen-ökologischen Bedingungen“, ergänzte Dr. Richard Auernheimer, langjähriger Staatsekretär und Präsident der Partnerschaftsverein Rheinland-Pfalz. Deshalb hat sich der der Partnerschaftsverein Neuwied-Karaba projektbezogener Arbeit verschrieben. So wurde als erstes Projekt ein Kindergarten gebaut. Nach dem Bau von zwei Vorschulen nahm man sich dem Ausbau der Wasserversorgung in Kamegeri, im Distrikt Karaba, an. 2010 unterstützte der Partnerschaftsverein die Reaktivierung eines Schulkomplexes. Zu den Höhepunkten in der jungen Vereinsgeschichte zählt der Besuch von Bundespräsident a.D. Horst Köhler anlässlich des landesweit ausgetragenen Ruandatags. 2013 wurde ein Handwerkszentrum eröffnet, dass die Neuwieder initiiert hatten. Hier werden junge Leute beispielsweise zu Schreinern, KfZ Mechanikern oder Solarteuren ausgebildet. Das Ausbildungszentrum ist für Neuwied-Karaba e.V. der konsequente Schritt nach dem Ausbau der Schulen. Zum 10-jährigen Vereinsbestehen gratulierte auch Oberbürgermeister Nikolaus Roth. Er dankte dem Verein für dessen Engagement und brachte seinen Stolz auf die Leistungen, die von Neuwied ausgehen, zum Ausdruck. Er erinnerte daran, dass sich eine Freundschaft erst in schlechten Zeiten beweist. Die Neuwieder Kontakte und Hilfen reichen nämlich bis 1984, also vor die Zeit des Genozids, zurück. „Ein Verein bietet ganz andere Möglichkeiten zu helfen“, erklärte Sybille Hass-Machill die Vereinsgründung, die sie und Dietmar Rieth, auf den Weg brachten. Dietmar Rieth war als Landtagsabgeordneter seit 1996 einige Male in Ruanda gewesen.


Aus Ruanda flüchtet niemand


Der Besuch des Botschafters stand unter der Überschrift „Entwicklungszusammenarbeit stärken – Fluchtursachen vermeiden, geht das?“ Aus Ruanda kommen keine Flüchtlinge nach Deutschland. Dafür nimmt das Land selbst Flüchtlinge auf. Derzeit 70.000 aus Burundi. Die Schlüsselwörter heißen Versöhnung, Hoffnung und Zukunft. Ruanda hat sich nach 1994 eine neue Verfassung gegeben. Frauen stellen mit 64 Prozent die Mehrheit im Parlament. Die neue Nationalhymne wurde von einem einsitzenden Kriegsverbrecher geschrieben. „Wir haben die Komfortzone verlassen, nach Gemeinsamkeiten gesucht und Opfer und Täter an einen Tisch gebracht“, erklärte H.E. Igor Cesar und ist sicher: „Eine Konfliktlösung kann immer nur aus dem Land selbst entstehen“. Für Dr. Richard Auernheimer ist der Friedensfindungs- und Aussöhnungsprozess weltweit einmalig. Ruandas Bevölkerung ist jung und erfolgreich. Viele Ruander sitzen als CEO´s in den ostafrikanischen Vertretungen internationaler Konzerne. „Von Ruanda aus besteht ein Zugang zu einem Markt von 164 Mio. Menschen“, sagte der Botschafter. Wenn der Ruandas Präsident Paul Kagame von Staatschefs gefragt wird, wie sie seinen Land helfen können, bittet er um Studienplätze für die Jugend. Bildung und Gesundheit sind die Themen, die nach 1994 tatkräftig angegangen wurden. Außerdem wurde die Armut erfolgreich bekämpft. Seitdem geht es bergauf im Land. „Die Ruander sind die Preußen Ostafrikas“, sagte Dietmar Rieth. So ist in Verwaltungen ausgehangen, wie lange die Bearbeitung eines Anliegens dauern darf. Im Falle einer Beschwerde sind an der Tür des Sachbearbeiters gleichzeitig der Name und die Telefonnummer seines Vorgesetzten zu finden. Falls es Anlass zur Beschwerde gibt.

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25.11.2015 11:51 Uhr
Volker Seitz

Ruanda ist ein rarer Lichtblick und Vorzeigebeispiel eines Landes in Afrika. Gute Regierungsführung hat sich zum Nutzen der Bevölkerung ausgezahlt. Die Wirtschaft der jungen Nation boomt und die Lebenserwartung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verdoppelt. Der Anteil der Bevölkerung, die oberhalb der Armutsgrenze lebt, konnte in fünf Jahren um zwölf Prozentpunkte auf 45 Prozent gesenkt werden. Das ist der Verdienst der Regierung von Paul Kagame.Nicht weniger als 41 Prozent der nationalen Ausgaben fließen in Gesundheit und Bildung. Die Führung des Landes hat verstanden wie stark der Wohlstand und Lebensqualität eines Landes von der Bildung abhängt. Siehe Ortner-Online.at vom 27. Oktober 2015 "Für Ruander gibt es keinen Anreiz,in unsichere Boote zu drängen" Volker Seitz, Botschafter a.D.



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