Nieverns Ortsbürgermeister gibt sein Amt nach 32 Jahren ab

Auf Franz Lehmler folgt Lutz Zaun

Auf Franz Lehmler folgt Lutz Zaun

Franz Lehmler, dienstältester Ortsbürgermeister in der Verbandsgemeinde Bad Ems, gibt sein Amt ab. WW/Willi Willig

Auf Franz Lehmler folgt Lutz Zaun

Kandidat Lutz Zaun verfügt bereits über langjährige kommunalpolitische Erfahrung.

Nievern. Franz Lehmler, der aktuell dienstälteste Ortsbürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems, nimmt seinen Hut. Auf eigenen Wunsch tritt Lehmler zurück, um nach 32 Jahren die Geschicke der Ortsgemeinde in neue Hände zu legen. Einziger Kandidat, soviel steht seit Montag fest, ist Lutz Zaun, bislang Beigeordneter der Gemeinde Nievern, aber auch der Verbandsgemeinde Bad Ems. Am vergangenen Montag endete die Frist für die Einreichung von Wahlvorschlägen beim Landeswahlleiter für die am 13. März parallel zur Landtagswahl stattfindenden Direktwahl in Nievern.

„Ich hätte mir eigentlich einen Gegenkandidaten gewünscht“, beginnt Lutz Zaun. Der 58-jährige Diplom-Verwaltungswirt ist als Sachgebietsleiter beim Statistischen Landesamt in Bad Ems tätig und bringt damit schon eine Grundvoraussetzung für einen Nieverner Ortschef mit, schmunzelte Zaun beim Ortstermin im Nieverner Bürgerhaus. Seit 1986 ist er kommunalpolitisch aktiv, seit 1989 ist er im Nieverner Gemeinderat tätig, seit 1994 gehört er auch dem Verbandsgemeinderat an. Zurzeit ist er Beigeordneter der Verbandsgemeinde und seiner Heimatgemeinde, ehrenamtlich in der Feuerwehr und im Gesangverein, aber eigentlich in den meisten Nieverner Vereinen „irgendwie“ aktiv.

Vom „Zugereisten“

zum echten „Heckebock“

Dass Zaun ein „Zugereister“ ist, haben sogar die meisten „Heckeböck“, so werden die Nieverner in den Nachbargemeinden liebevoll genannt, inzwischen vergessen. Seit 1966 lebt er in der Gemeinde und „war damals lange ,Zugezogener‘, da ich weiter auf das ,Johnny‘ zur Schule ging – das führte oft zu Reibereien“, erinnert sich Zaun lächelnd. Das haben die Nieverner aber offenbar inzwischen ausgeblendet. Inzwischen ist er seit langem „Heckebock“ mit Leib und Seele und kandidiert „aus vollster Überzeugung, um das weiterzuführen, was mein Freund Franz Lehmler in 32 Jahren aufgebaut hat.“

„Wenn ich irgendetwas möchte, dann ist es die Art und Weise fortzuführen, wie Franz Lehmler Nievern die Gemeinde geführt hat. Gisela Bertram hat ihn während des Neujahrsempfangs ‚die Klammer, die Nievern einte‘ genannt. Diese Klammer wäre ich auch gerne“, führte Zaun weiter aus. Er appellierte an die Nieverner, zur Wahl zu gehen, „nicht um mich zu wählen, sondern um überhaupt zu wählen. Das ist wichtig. Am gleichen Tag ist ja auch die Wahl zum Landtag“, so Zaun.

Franz Lehmlers Amtszeit

prägte die Ortsgemeinde

„Ich habe inzwischen fünf Enkelkinder – ich würde mich gerne einfach mehr um meine Familie kümmern“, nannte Franz Lehmler den Grund für seinen „Rücktritt“. „Es ist eine gute Gelegenheit die Wahl mit der Landtagswahl zu verbinden, und außerdem glaube ich, mit Lutz Zaun jemanden zu haben, der Nievern nicht nur weiterführen, sondern ganz toll gestalten kann“, erklärte der 66-Jährige. 32 Jahre Franz Lehmler haben Nievern geprägt, das Neubaugebiet, das Gewerbegebiet Maaracker, aber auch die Gewerbeflächen „Vor der Bahn“ haben den Ort verändert. „Alles hat seine Zeit, ich wünsche mir einfach für die Zukunft ein klein wenig mehr Ruhe“, so Lehmler. „Das Miteinander und Füreinander ist besser geworden“, fasste Lehmler seinen Eindruck der vergangenen drei Jahrzehnte zusammen. Eine solide Finanzpolitik bestätigen ihm auch die eigentlichen politischen Gegner, wobei Nievern in diesem Punkt eher zur Einheit neigt. „Ortsbürgermeister ist ein Fulltime-Job, eine Rund-um-die-Uhr-Aufgabe“ bringt es Lehmler auf den Punkt. „Der erste Gedanke morgens und der letzte abends gelten der Gemeinde, da gehen 32 Jahre auch nicht ohne Spuren an einem vorbei, und es wird Zeit zum Stabwechsel“, erläuterte Lehmler.

Viel bleibt nicht, was Franz Lehmler heute anders anpacken würde oder gerne noch erledigt hätte, lediglich um die – wegen des Bad Emser Einspruchs – geplatzte weitere Ansiedlung auf dem Maaracker „ist es schade“, findet Lehmler. Und auch den ersten „negativen“ Haushalt – für andere Gemeinden schon lange Normalität, hätte Lehmler lieber nicht mehr als Ortsbürgermeister zu verantworten, aber „148.000 Euro an unerwarteter Gewerbesteuerrückzahlung hat keiner mal eben auf der Seite liegen, sonst hätten wir alles mit Rücklagen stemmen können“, so Lehmler.

Im Interview wirkt Franz Lehmler entspannt, mit sich im Reinen: „Wenn die Enkel mal sagen, dass der Opa bestimmt mehr Zeit hat, wenn er mal nicht Bürgermeister ist, dann gibt einem das schon zu denken. Genauso wie der plötzliche Tod des langjährigen Bad Emser Ortsbürgermeisters und guten Freundes, Ottmar Canz, der nur zwei Jahre älter war als ich, das hat mich in meinem Entschluss schon bestätigt. Und zuletzt bin ich mir sicher, in Lutz Zaun einen tollen Nachfolger zu haben, das würde übrigens auch bei etlichen Gegenkandidaten gelten“, schließt Lehmler.

Am 13. März wird sich zeigen, wie viele Nieverner der gleichen Meinung sind. /Willi Willig