Stadt Unkel kauft das ehemalige Hotel Löwenburg
Der Schandfleck kann beseitigt werden
Abriss steht nichts mehr im Weg - Fachwerkhaus Roos wird erhalten - Aufnahme in Förderprogramm angestrebt
Unkel. Seit über zwei Jahrzehnten ist das heruntergekommene Gebäude des einst so renommierten Hotels „Zur Löwenburg“, in dem früher auch der Unkeler Winzerverein residierte, den Anwohnern ein absolutes Ärgernis. Früher einmal der gesellschaftliche Treffpunkt mit dem 400 Personen fassenden großen Saal, der in den 70ern abgebrannt ist, ist das Gebäude am Willy-Brandt-Platz, also im Herzen von Unkel, zum absoluten Schandfleck verkommen, auf den jeder Besucher sofort blickt, der sich der historischen Altstadt vom Neven-Dumont-Platz aus nähert. Schon mehrfach sah es so aus, als ob dieser Anblick den Unkelern und den Gästen der Stadt zukünftig erspart bleiben würde, aber immer wieder sprangen Investoren ab.
Doch nun ist Bewegung in die Sache gekommen.
„Nach Zustimmung der Kommunalaufsicht sowie der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion hat der Stadtrat in nicht öffentlicher Sitzung am Dienstag dem von Nikolaus Horstmann und seinem Sohn René Reich unterschriebenen Notarvertrag unisono zugestimmt, mit dem die Stadt das gut 2220 Quadratmeter große Areal mit dem ehemaligen Hotel Löwenburg und dem benachbarten, denkmalgeschützten Fachwerkhaus Roos, Freiligrathstraße 2, kauft. Damit haben die Mandatsträger eine zukunftsträchtige und überaus gute Entscheidung für unsere Stadt getroffen.“ Mit dieser Nachricht ging Stadtbürgermeister Gerhard Hausen am Freitagvormittag mit dem 1. Beigeordneten Wolfgang Plöger sowie in Beisein von Verbandsbürgermeister Karsten Fehr, Bauamtsleiterin Sonja Klewitz und dem für das Städtebau-Förderprogramm „Historische Stadtbereiche“ zuständigen Mitarbeiter Rudolf Flachs auf einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit.
„Uns waren lange Zeit die Hände gebunden. Nach langwierigen Verkaufsgesprächen, die von dem Willen geprägt waren, eine für beide Seiten tragbare Lösung herbeizuführen, können wir nun daran gehen, dieses Areal städtebaulich und touristisch weiterzuentwickeln“, freute sich Hausen.
„Die gesamte kommunale Familie bis hin zur ADD und zur Kommunalaufsicht hat gut funktioniert und an einem Strick in dieselbe Richtung gezogen“, so Karsten Fehr. Auch Landrat Rainer Kaul habe voll hinter dem Projekt gestanden und sich entsprechend eingesetzt. Beim Neujahrsempfang der Stadt habe Gerhard Hausen noch ungläubiges Gelächter geerntet angesichts seiner Prognose, in diesem Jahr eine Lösung für das Problem „Löwenburg“ zu finden, erinnerte sich Fehr.
Kosten für den Abriss genauso hoch wie der Kaufpreis
Kosten wird das die Stadt zunächst einmal 200.000 Euro, wobei zuzüglich zu dem Kaufpreis noch einmal dieselbe Summe für den Abriss eingeplant werden muss, der 2018 erfolgen soll. Wie der Kauf des Rüssel-Areals durch die Stadt Bad Hönningen soll auch das Projekt „Löwenburg“ als eine städtebauliche Maßnahme in Bund-Land-Förderprogramm „Historische Stadtbereiche“ einfließen. „Eine konkrete Förderzusage liegt natürlich noch nicht vor, weil wir ja noch nicht so weit sind, das Integrierte Stadtentwicklungskonzept vorlegen zu können. Allerdings ist uns eine Unterstützung durch das Programm in Aussicht gestellt und zugesichert worden, dass uns der vorzeitige Kauftermin nicht zum Schaden gereichen wird“, erklärte Sonja Klewitz.
Künftige Gestaltung des Areals ist noch offen
Welche Kosten jedoch als förderfähig anerkannt würden, stehe nach nicht fest, ergänzte Rudolf Flachs. Und wie es nach dem Abriss der Löwenburg weitergeht, steht – abgesehen vom Erhalt des Roos-Fachwerkhauses – auch noch nicht fest. Möglich wäre eine stadtbildverträgliche Neubebauung mit oder ohne Investor, aber auch eine offene Integration des Areals in den Willy-Brandt-Platz. „Entscheidend ist, dass es jetzt möglich ist, den für die Bürger nicht mehr zu ertragenden Missstand des mehr und mehr verfallenden Gebäudes zu beseitigen und das im Osten bis zur Grabenstraße reichende Areal insgesamt aufzuwerten. Wie das geschehen soll, da wird sich der Stadtrat bestimmt nicht drängen lassen, zumal die Bürger auch ein durchaus gewichtiges Wörtchen mitzureden haben“, so Wolfgang Plöger. Schon jetzt lägen der Stadt zwei Anfragen für das Grundstück ohne Baukörper vor, ergänzte Hausen abschließend.
DL
Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Danke. In Zukunft erwartet uns dort ganz sicher seelenlose Investoren"architektur" und wieder ist das Land etwas ärmer an Kultur geworden. Und Unkel ein bisschen beliebiger.
Es ist meist noch nicht mal das liebe Geld, sondern Phantasielosigkeit, die ein solches Verhalten rechtfertigt. Wirklich traurig. Stellen Sie sich diesen Bau mal mit neuen Sprossenfenstern vor, wie einfach es wäre. Wie gern man sich dort aufhalten würde.
Ein altes Haus ist niemals ein "Schandfleck" sondern ein Zeugnis unserer Geschichte, meist sogar eine spannende Herausforderung - im Nachhinein ist das Ergebnis einer gelungenen Sanierung fast immer besser und günstiger als ein Neubau an gleicher Stelle. Stellen Sie sich also dieser Herausforderung und verstecken Sie sich nicht hinter einem langweiligen Neubau.
Wirklich schade, dass dieses Haus abgerissen werden soll. Die kommunal Verantwortlichen feiern sich für diese Großtat. Aus meiner Sicht eine fatale Entscheidung. Ich gebe zu Bedenken, dass in ostdeutschen Innenstädten heute kaum noch ein historisches Gebäude stünde, wenn man nach 1990 alle "Schandflecken" dieser Art eingeebnet hätte, anstatt sie über einen langen Zeitraum von 25 Jahren zunächst zu sichern und anschließend zu sanieren.
Eine Stadt erzählt Geschichte und vermittelt Bewohnern wie Besuchern ein eigene Atmosphäre. Dazu braucht es historischer Gebäudesubstanz, auch die Löwenburg! 200.000 Euro für den Abriss nimmt die Stadt in die Hand! Das Dach des Gebäudes ließe sich für diesen Betrag sichern, wenn nicht vollständig erneuern.
Ich wünsche den Verantwortlichen in Unkel Geschichtsbewusstsein und historisch begründeten Gestaltungswillen.
Gruß aus Leipzig