VG Pellenz kauft Ufergrundstücke am Krufter Bach auf

Die Natur darf sichwieder frei entfalten

Die Natur darf sich
wieder frei entfalten

Othmar Luxem (1. Beigeordneter der VG Pellenz - v.li.), Rudolf Schneichel (Ortsbürgermeister von Kruft), Detlev Leersch (2. Beigeordneter der VG Pellenz) und VG-Chef Klaus Bell sind sich einig: „Gewässerschutz ist ein hohes Gut“. -UBU-

Kruft. Wenn ein Gewässer sich freuen könnte, der Krufter Bach würde es bestimmt tun. Denn die Verbandsgemeinde (VG) Pellenz hat an beiden Uferseiten Grundstücke aufgekauft, sodass sich das Gewässer eigendynamisch entwickeln und neuer Lebensraum für Pflanzen und Tiere entstehen kann.

Da der Krufter Bach zu den Schwerpunktgewässern im Rahmen des rheinland-pfälzischen Maßnahmenprogramms zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinien zählt, hat die VG vor fünf Jahren mit der Renaturierung des Teilabschnitts zwischen der Grenze zur Gemarkung Thür und der Ochtendunger Straße begonnen. Dass es der VG gelungen sei, Rahmen von Kauf- und Tauschgeschäften zahlreiche Uferparzellen in diesem Teilabschnitt zu erwerben, sei ein Kraftakt gewesen, berichtet VG-Bürgermeister Klaus Bell in einem Pressegespräch im Rathaus der VG. Denn die Grundstücke rechts und links des Baches gehörten überwiegend Privatleuten und Landwirten, deren Felder an das Gewässer angrenzten. Die Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern führte schließlich Rudolf Schneichel „Über alle Einzelparzellen mussten lange Verhandlungen mit den Eigentümer über einen Ankauf der Grundstücke durch die VG oder über einen Grundstückstausch geführt werden“, berichtet Schneichel von teilweise sehr schwierigen Gesprächen. Während einige Eigentümer schnell bereit waren, den Uferstreifen am Bach an die VG zu verkaufen, mussten für andere erst entsprechende Ausgleichsflächen gefunden werden. Bei Grundstücken, die sich im Eigentum von Erbengemeinschaften befanden, mussten schließlich alle Mitglieder mit dem Verkauf einverstanden sein.

Eine einvernehmliche Lösung musste gefunden werden!

Bei seinen Verhandlungen sei es Schneichel vor allem darum gegangen, mit allen Beteiligten eine einvernehmliche Lösung zu finden. Insbesondere für die Landwirte sei dies von großem Interesse gewesen. Dass ein Randstreifen zwischen dem Bachlauf und den benachbarten landwirtschaftlich genutzten Flächen geschaffen werden müsse, sei eine landespolitische Entscheidung. Um zu verhindern, dass Dünger oder sonstige Rückstände in die Oberflächengewässer gelangen, könnten die Eigentümer gegebenenfalls gesetzlich dazu verpflichtet werden, zwischen Bachlauf und ihrem Grundstück einen Korridor zu schaffen. „Das käme einer kalten Enteignung gleich“, betont Schneichel, dass gesetzlicher Zwang für ihn keine Option sei. Durch seine guten Kenntnisse der örtlichen Gegebenheiten sei es ihm schließlich gelungen, die Grundstückeigentümer von einer Einigung auf freiwilliger Basis zu überzeugen. „Einige Landbesitzer waren sogar bereit, ihre gesamten, am Bach liegenden Flächen, zu verkaufen“, so der Krufter Ortschef. „Dadurch kamen wir an Parzellen, mit denen wir vorher gar nicht gerechnet haben.“ Wieder andere Landwirte hatten sogar Vorteile durch den Verkauf der Uferrandstreifen, wie beispielsweise der erste Beigeordnete der VG Othmar Luxem. Seine Grundstücke lagen an beiden Seiten des Baches. „Die kleinere Fläche konnte ich aufgrund des Bachlaufs gar nicht bewirtschaften“, sagt Luxem. Er einigte sich mit der VG auf einen Grundstückstausch, der ihm Flächen einbrachte, die er nun landwirtschaftlich nutzen könne.

„In erster Linie soll jedoch die Natur von der Renaturierung profitieren“, betont Luxem. „Der Gewässerschutz ist ein hohes Gut.“ „Es stehen noch Gespräche mit fünf oder sechs Eigentümern aus, ansonsten seien alle Grundstücksverhandlungen abgeschlossen“, versichert Schneichel. Da die Vermessungsarbeiten beendet seien, gehe er davon aus, dass auch die letzten Verhandlungen, bis zum Frühjahr, positiv über die Bühne gehen werden. Die Forderung nach einem fünf bis zehn Meter breiten Randstreifens entlang des Baches seien erfüllt. Da gerade Linien gezogen wurden, seien sogar noch Flächen über, die im Eigentum der VG liegen. „Diese können als Grünland verwendet werden, sodass langfristig vernetzte Biotope entstehen können“, sagt Bell. „Die Natur nimmt sich alles zurück“. Die der VG durch den Ankauf der Grundstücke entstandenen Kosten wurden im Rahmen der „Aktion Blau Plus“ vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium mit einem Zuschuss von 90 Prozent gefördert.