Pappeln und Lahnhochwasser machen Genehmigungsverfahren für neuen Beachclub schwierig

Drei Millionen Euro-Investment für Camping an der Lahn

Drei Millionen Euro-
Investment für Camping an der Lahn

So stellt sich der Planer von Investor Gerrie Verkoelen das Hauptgebäude des neuen Fachbacher „Beach Club“ vor. Quelle: Beachclub Fachbach an der Lahn GmbH / Facebook

Drei Millionen Euro-
Investment für Camping an der Lahn

Betreten auf eigene Gefahr - in der Saison und auf einem renovierten Campingplatz wohl kaum möglich. -WW- Willi Willig

Fachbach. In Fachbach werden zurzeit „dicke Bretter gebohrt“. Ein Investor will das angestaubte Camping-Platz-Image generell und insbesondere das, des im Dornröschenschlaf befindlichen Fachbacher Campingplatzes nicht nur aufpolieren, sondern quasi komplett umkrempeln. Entstehen soll eine zeitgemäße, europaweit vermarktbare Anlage im oberen Bewertungssegment. Drei Millionen Euro sollen dafür in den nächsten drei Jahren investiert werden. Investor Gerrie Verkoelen bringt von Natur aus das mit, was man in Deutschland unter erstklassigen Insiderkenntnissen verbucht - Verkoelen ist Niederländer. Doch nicht nur die sprichwörtlich angeborene Camping-Affinität macht ihn zum erfolgsversprechenden Kandidaten, Verkoelen ist an der Lahn kein Unbekannter. Dem Gasthaus „Stadt Coblenz“ in Fachbach hauchte er vor Jahren neues Leben ein, auch in Nassau investierte er in die beliebte Supa-Golf Anlage. Jetzt will Verkoelen den Fachbacher Campingplatz komplett umgestalten und in eine 3-Sterne-Anlage (in Camping-Führern die Top-Kategorie) verwandeln. Der Campingplatz gehört Verkoelen bereits, er war an einen Landsmann verpachtet, jetzt soll ein völlig neuer Wind wehen. „Der Fachbacher Campingplatz ist ungefähr 60 Jahre alt. Er ist aber leider auch auf dem Stand der 60er oder höchstens 70er Jahre stehen geblieben“, erklärt Fachbachs Ortsbürgermeister Dieter Görg. Als Orts-Chef steht Görg „uneingeschränkt hinter den Visionen“ des Niederländers und hält diesen für „den richtigen Mann“. Er habe auch keinen Grund an der Umsetzung der Vision zu zweifeln, „schließlich hat Verkoelen schon kräftig in die nötigen Grundstücksaufkäufe investiert. Und wer macht das schon, wenn er es nicht ernst meint?“, fragt Görg.

Doch was genau ist die Vision von Verkoelen? Dieter Görg erklärt den Stand der Planungen:

Top-Kategorie Campingplatz

Entstehen soll ein Top-Kategorie Campingplatz mit ansprechender Gastronomie im Beachclub-Stil. Von der Anzahl der Stellplätze her wird der neue Platz eher sogar ein wenig kleiner als bisher, die Aufenthaltsqualität erhöht sich aber maßgeblich. „Das steht und fällt mit den sanitären Anlagen und der Gastronomie“, so Görg, der den Investor nach Kräften bei den Gesprächen mit den genehmigenden und zu hörenden Behörden unterstützt. Jeweils vier Stellplätze aneinander erhalten völlig neue Ver- und ggf. Entsorgungsanschlüsse. Dazu zählt auch der Breitbandanschluss des gesamten Areals, durch die sowieso anstehende Sanierung des Furtwegs kann das gerade mit erledigt werden. Dazu kommen mietbare Campinghäuser, eventuell auch in mobiler Variante und ein kompletter Wohnmobilstellplatz mit den nötigen Ver- und Entsorgungseinrichtungen. Ein Bootsanleger für Kanus und Yachten soll das Ensemble komplettieren. Sukzessive sollen Freizeiteinrichtungen ergänzt werden, zunächst gilt es aber den Platz möglichst ohne ihn für eine Saison zu schließen, generell zu sanieren. Zuerst müssten also Gastronomie und die sanitären Einrichtungen angepackt werden.

Doch wo ist das Problem? Warum geht es dann nicht einfach los?

„Da gibt es gleich zwei Herausforderungen: das Lahnhochwasser und die damit verbundenen Auflagen und die Pappeln“, so Görg. Das Campingplatz-Areal in Fachbach - ist wie eigentlich alle Campingplätze im Lahntal nicht nur im Retensions (also Rückstau-)raum der Lahn, sondern teilweise im direkten Abflussbereich bei schon geringem Hochwasser. Das macht bauliche Veränderungen schwierig, um es vorsichtig zu formulieren. Glücklicherweise war Fachbachs Orts-Chef bis zu seiner Pensionierung als Verwaltungsangestellter in einer Baubehörde tätig und weiß so auch als Ehrenamtler „wie der Hase läuft“. Für den Investor sind solche Hindernisse nicht immer nachzuvollziehen, „anscheinend ist das in den Niederlanden einfacher geregelt“, schmunzelt Görg. Geplant ist aber unter anderem Teile der neuen Anlage in Containerbauweise zu errichten, damit sie im Falle eines Hochwassers weggefahren werden können. Beim Biergarten am Deutschen Eck in Koblenz gibt es eine ähnliche Variante, da werden die Container bei Hochwasser einfach angehoben.

40 Meter hohe Pappelhybriden

Das größere Problem - im wahrsten Wortsinn - sind allerdings 16 riesige Pappelhybriden. Die sind nicht nur dem Ortsbürgermeister seit Jahren „ein Dorn im Auge“. „Die Bäume sind inzwischen rund 40 Meter hoch und eine echte Gefahr. Als sogenannte Pappelhybriden werfen sie ganze Äste ab, um sich zu vermehren. Die Gefahr durch die Bäume geht deshalb nicht wie üblich von dem Totholz aus, die Pappeln werfen gesunde, auch mal armdicke Äste ab“, so Görg - mitten in einem Campingplatz ein unhaltbarer Zustand. Doch das Fällen der Bäume wurde bislang durch die zuständige Behörde verboten. Jetzt kommt allerdings Schwung in die Sache: noch im Februar sollen die Bäume mit einem Hubsteiger befahren werden. Finden sich bei der Begutachtung keine Nistplätze, könnte gefällt werden, allerdings wenn das Ergebnis bei einer erneuten Befahrung nach Offenlegung der Pläne bestätigt wird. Und dann auch nur mit Sondergenehmigung nach dem 29. Februar - im Außenbereich darf dann nämlich gar nicht mehr gefällt werden.

Was passiert, wenn die Bäume nicht gefällt werden dürfen?

„Es gibt keine Alternative“ so Görg. Dann wir der Campingplatz zwangsläufig sterben, weil ein großer Teil des Areals gesperrt werden müsste. Verkoelen hat schon angedeutet, dass seine Versicherung das Risiko weiterhin nicht tragen will und auch die Gemeinde ist da in Teilflächen in der Haftung“, so Görg. „Viel wichtiger ist aber das Projekt für Fachbach, das aufgrund der Tallage sowieso wenig Gewerbeflächen hat, extrem wichtig ist, aber auch für den Tourismus im gesamten Lahntal von Bedeutung ist. Es muss jetzt losgehen, da gibt es keine zweite Möglichkeit“, fasst Görg zusammen.

Willi Willig