Es geht noch kälter

Geht es Ihnen genauso? Ich bin völlig untersommert. Obwohl der Monat erst heute in einer Woche endet, steht bereits fest, dass der Januar gemessen an der Durchschnitts-Temperatur der kälteste der letzten Jahre war. Wie heißt es doch so schön? „Lieber Frost am Morgen als Frust am Abend“. Aber die Minus-Temperaturen führen gerade dazu, dass sich an vielen Außen-Baustellen, wie zum Beispiel dem Neubau der Grundschule Mülheim („Kirschblütenschule“), seit einigen Wochen nicht viel tut.

Böse Zungen behaupten ja, Handwerker könnten nur aus einem Grund bei Minus-Temperaturen nicht arbeiten: Weil dann das Bier gefriere und sie nichts zum Trinken hätten. Doch wer im Handwerk tätig ist, der weiß sich den Jahreszeiten entsprechend anzuziehen. Nicht so meine Nachbarin. Bei ihr ist es nicht die Frage, was sie anzieht, sondern wie sie dort hinein kommt. Nein, sie hat natürlich nicht zugenommen. Ihre Kleidungsprobleme haben einen anderen Grund: Wasser dehnt sich bei Kälte aus und Menschen bestehen zu 80 Prozent aus Wasser. Was lernt man daraus? Viele Menschen sind gar nicht dick. Denen ist einfach nur kalt.

Auch wenn uns der diesjährige Januar extrem kalt vorkommen mag, so gab es in der Vergangenheit durchaus kältere Winter-Monate. So trieben beispielsweise im Dezember 1946, als der strenge Nachkriegswinter auch bei uns in der VG Weißenthurm für Temperaturen von bis zu minus 28 Grad Celsius sorgte, große Eisschollen über den Rhein. Die extreme Kälte begann damals kurz vor Weihnachten und hielt bis Ende Februar 1947 an. Die von den Amerikanern zwischen Weißenthurm und Neuwied erbaute Notbrücke über den Rhein, die die zerstörte Brücke ersetzte, konnte dem Druck der Eisschollen nicht standhalten und brach zusammen.

In vielen Schulen der Region konnte aufgrund der Kälte kein geregelter Unterricht stattfinden.

Wenn wir uns also heute im kuschelig warm geheizten Wohnzimmer über Temperaturen im Außenbereich von 10 Grad minus beschweren, sollten wir bedenken, dass wir – im Gegensatz zu unseren Vorfahren – eigentlich bestens gerüstet sind: Wir können die Heizung wärmer drehen, warme Kleidung zu beschaffen ist auch kein Problem und an Hunger leidet sowieso niemand.

Übrigens: Dem extrem kalten Winter vor 70 Jahren folgte ein sehr heißer Sommer mit Temperaturen von bis zu 38 Grad im Schatten. Hitze und geringe Niederschläge führten damals zu großen Ernteausfällen in der Landwirtschaft.

Insofern bin ich gespannt, ob nach diesem frostigen Januar des Jahres 2017 auch ein sonnenreicher Sommer folgt.

Ihr

Ausscheller