Pläne zum Bau einer „Sondermülldeponie“ in der Tongrube Leimersdorf sollen gekippt werden

Grafschafter Christdemokraten gehen auf die Barrikaden

Weitgehende Belastungen der Bevölkerung werden befürchtet

Grafschafter Christdemokraten
gehen auf die Barrikaden

Die Gesellschafter CDU-Spitze will eine Sondermülldeponie in der Tongrube Leimersdorf verhindern (von links): Michael Schneider, Klaus Huse, Leo Mattuscheck und Günther Armbruster. Foto: Jost

20.02.2017 - 16:22

Grafschaft. Die CDU-Grafschaft befürchtet mehr als weitgehende Belastungen der Bevölkerung, insbesondere im Ortsbezirk Leimersdorf, wenn die Pläne zur Errichtung einer „Sondermülldeponie“ in der dortigen Tongrube umgesetzt werden. Das machen die Spitzen von Partei und Fraktion jetzt in einer Pressekonferenz deutlich. Nach erster Auswertung der mehr als 700 Seiten starken Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren ergäben sich für die Grafschafter Christdemokraten zahlreiche Ungereimtheiten, Widersprüche und Verharmlosungen. „Das werden wir nicht widerstandslos hinnehmen,“ kommentierten der Grafschafter CDU-Vorsitzende Michael Schneider und der CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Klaus Huse. Es sei offensichtlich, „dass mit der Ablagerung von Sondermüll hohe zweistellige Millionenbeträge verdient werden sollen, während sämtliche Belastungen im wahrsten Sinne des Wortes den Menschen in der Grafschaft vor die Füße gekippt werden. Hier werden Gewinne privatisiert und Belastungen vergemeinschaftet.“


Lieber mit unbelastetem Erdaushub verfüllen


Bereits an der Begründung für die Notwendigkeit der Verfüllung der Tongrube mit Sondermüll kranke das ganze Vorhaben, so die CDU. Eine Rekultivierung könne genauso durch Verfüllung mit unbelastetem Erdaushub oder anderen geeigneten Massen erfolgen. In der Grafschaft gebe es andere Tongruben, wo dies beispielhaft gelungen sei, weisen Schneider und Huse auf die ehemalige Tongrube in Lantershofen hin, die nach der Ausbeute zu einem Naturschutzgebiet geworden sei. Die Christdemokraten setzten sich für eine konventionelle Rekultivierungsform ein, denn dann sei auch eine anschließende Nutzung der Flächen als Ackerland oder für andere landwirtschaftliche Zwecke möglich.

„Seit die Leimersdorfer Tongrube 2007 von der C.C. Gruppe Krefeld übernommen wurde, spielt Tonabbau in Leimersdorf keine Rolle mehr“, sind die Christdemokraten überzeugt. Deswegen überrasche es nicht, dass die Tongrube entgegen der damaligen Aussage bis heute noch nicht ausgetont sei. „Der Betreiber versucht das Ende des Tonabbaus solange zu verzögern, bis er die gewünschte Deponiegenehmigung erstritten hat. Er interessiert sich nur dafür, das Loch mit Schlacken und mineralischen Aschen zu verfüllen“, so Schneider.


Ursprüngliches Landschaftsbild wiederherstellen


Sehr kritisch sehen die Grafschafter Christdemokarten auch den Sachverhalt, dass die Verfüllung der Grube nach den vorliegenden Deponieplänen definitiv nicht dazu führen werde, das ursprüngliche Landschaftsbild wiederherzustellen. Um noch mehr Müll unterzubringen, solle die Grube vielmehr zu einem hohen Hügel aufgeschüttet werden, der definitiv auch der Landwirtschaft danach nicht mehr zu Verfügung stehe. Geradezu unverfroren klinge daher der entsprechende Passus in den Deponieplänen: „Nach Abschluss der Ablagerung fügt sich die rekultivierte Deponie hervorragend in die von Höhenunterschieden geprägte Landschaft ein“.

Die Deponiepläne nach angestrebtem Abfallrecht widersprächen in dieser Hinsicht auch dem Rahmenbetriebsplan der Tongrube nach Bergrecht. Dieser sehe nämlich ein Angleichen auf umliegendes Geländeniveau und die landwirtschaftliche Nutzung sowie Randeingrünung vor. Der Rahmenbetriebsplan mache allerdings zum Zeitraum der Rekultivierung keine Angabe. Insofern liege bergrechtlich überhaupt kein Zwang vor, das Grubenloch schnellstmöglich mit Schlacken und mineralischen Aschen zu verfüllen. „Der Betreiber könnte vielmehr auch eine konventionelle Rekultivierung durchführen, auch wenn diese länger dauert“, glaubt Huse.


Meteorologischer Husarenstreich der Tonwerke


In völlige absurde Widersprüche verwickele sich nach Ansicht der Grafschafter CDU der Deponieantrag in Bezug auf die Windrichtungen und somit die Staubbelastung, die von der Deponie ausgehen könnte. Von „vorherrschender Westwindrichtung“ werde einleitend bezüglich der Region, in der die Tongrube liegt, gesprochen. Plötzlich solle jedoch eine eigene Windmessanlage der Tongrubenfirma ergeben haben, dass es „eine ausgeprägte Hauptwindrichtung aus Südost“ gebe. „Rein zufällig“, so die CDU-Kritik, würde damit Staub an den vorhandenen Wohnlagen vorbeiziehen. „Die tatsächlich vorherrschende Windrichtung hat sich ganz im Sinne des Betriebs fast komplett gedreht,“ so Schneider und Huse zu diesem „meteorologischen Husarenstreich“ der Tonwerke.

„Bereits die Verfüllung des Nordfeldes vor vielen Jahren mit den gleichen Stoffen wie zukünftig geplant hat massivste Staubbelastungen für die Menschen mit sich gebracht“, erinnert sich auch CDU-Gemeinderatsmitglied Günter Armbruster (Leimersdorf). Eine Million Tonnen Sondermüll, davon ein Großteil bestehend aus belasteten Sänden und Schlacken aus Kraftwerken, würde eine unerträgliche Staubbelastung und eine unkalkulierbare Gesundheitsgefährdung der Menschen mit sich bringen, glaubt er. Landwirte und Obstbauern im Umfeld der Grube stünden damit vor dem Aus.


Keine fachliche Zuverlässigkeit und Eignung


Die Grafschafter CDU-Kommunalpolitiker sehen auch nicht das geringste Maß an fachlicher Zuverlässigkeit und Eignung bei den Leimersdorfer Tonwerken. „Wer bereits beim einfachen Tonabbau so kläglich scheitert, kann schlechterdings nicht für den ordnungsgemäßen Betrieb einer Deponie mit ungleich höheren Auflagen sorgen. Die mangelhafte Abdichtung des Nordfeldes, die immer noch fehlende Abdichtung des Südfeldes und die diversen Hangrutsche unter Beeinträchtigung gemeindlicher Wirtschaftswege und Privatparzellen sprechen hier eine beredte Sprache.“

Man erwarte von der zuständigen Struktur- und Genehmigungsbehörde des Landes Rheinland-Pfalz (SGD Nord) eine eingehende Beschäftigung mit den diversen Widersprüchen im Deponie-Antrag der Tongrubenbetreiber. Dies beginnend damit, dass der Antrag offenbar schon 2014 geschrieben und seitdem nicht an diverse Änderungen der Fakten und der Rechtsprechung angepasst worden sei. „Wir haben durch unsere Beschlüsse im Gemeinderat bekundet, dass wir als Gemeinde Grafschaft etliche Zehntausend Euro in die Hand nehmen wollen, um unsere Interessen und die der Bürger durch fachkundige Juristen und Ingenieure zu artikulieren. Wir erwarten von der SGD Nord, dass sie als verfahrensführende Behörde einen ebenso hohen Aufwand betreibt und werden die diesbezügliche Entwicklung sorgfältig beobachten.“ JOST

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
21.02.2017 23:27 Uhr
Armin Linden

Das ist sicherlich keine einfache Situation. Vieles war allerdings vor Jahren absehbar. Tempo raus in der Rekultivierung ! Auch ein LGB, das sich sehr zurücknahm. Die Verfüllung des Süd - u. Nordfeldes wurde seinerzeit in geschlossenen Systemen geplant. Transport in Silozügen DIN ISO 9002 zertifiziert. Eigene Logistik & Spedition. Stationär eingeblasen in Mischanlage. Mittels Wasser, Zement + Aschen zu einer Masse konditioniert, Baumechanisch verdichtet. Monitoring. Teures Verfahren i.d. Herstellung. Dies will man heute, mittels LGB vermeiden. Selbst unser Wasser wurde im Produktbaustoff eingemischt - weg ! Ein durchdachtes geschlossenes System. Ca.1.5 Mill. cbm in To. vermischt. Diese Art industrieller Deponieprozesse, heute bei den LGB entschwunden. Selbst die Stoffe, wurden "vereinfacht". Beim Süd- u. Nordfeld bedenken, eine fehlende Baugrundlage für die L79 wurde geschaffen. Glauben Sie, CCU + LGB würden heute M.€. für eine "Nordumgehung" incl. "Süd-L79" ausgeben ? Nie.



Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Regional+
 

Helferstab: Stelle zur Förderung von Kultur

Kreis Ahrweiler. Ab April 2024 nimmt die vom Land Rheinland-Pfalz geförderte Stelle „Regionalmanagement für Kultur“ für den Kreis Ahrweiler ihre Arbeit auf. Die zunächst auf ein Jahr befristete Stelle konzentriert sich auf die Vernetzung und Sichtbarkeit kultureller Akteure aus dem Kreis Ahrweiler sowie die Umsetzung von Kulturprojekten. In anderen Landkreisen ist eine solche Stelle vor allem bei den Kommunen zu finden. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Positiver Drogentest nach Verfolgungsfahrt in der Nacht

Flucht vor der Polizeikontrolle führt zur Beschlagnahmung eines Pkw in Euskirchen.

Positiver Drogentest nach Verfolgungsfahrt in der Nacht

Euskirchen. Gestern Nacht (Donnerstag, 25. April 2024) kam es in Euskirchen zu einer Verfolgungsfahrt. Im Rahmen einer Streifenfahrt kam den Polizeibeamten auf der Oststraße in Euskirchen ein Pkw entgegen. mehr...

Bargeld aus Lebensmittelmarkt entwendet

Einbruch bei Nacht in Puderbach

Bargeld aus Lebensmittelmarkt entwendet

Puderbach. In der Nacht von Dienstag, 23. auf Mittwoch, 24. April 2024 brachen bislang unbekannte Täter in einen Lebensmittelmarkt in Puderbach, Auf der Held, ein. mehr...

Alkohol und Drogen im Straßenverkehr

Aus dem Polizeibericht

Alkohol und Drogen im Straßenverkehr

Montabaur. Die Polizeiinspektion Montabaur führt derzeit verstärkte Kontrollen im Straßenverkehr durch, insbesondere mit dem Fokus auf Alkohol- und Drogenkonsum. Aufgrund eines Hinweises aus der Bevölkerung... mehr...

SPD Niederbieber-Segendorf

Bürgergespräch

Neuwied-Rodenbach. Der OV SPD Niederbieber-Segendorf lädt zum Bürgergespräch am Sonntag, 5. Mai nach Neuwied-Rodenbach ein. Um 11 Uhr trifft man sich zum traditionellen Rundgang am Dorfplatz in Neuwied-Rodenbach. mehr...

SPD Ortsverein Neuwied Stadtmitte und Irlich

Wiederherstellung der Postdienstleistungen in der Pfarrstraße

Neuwied. Der SPD Ortsverein Neuwied Stadtmitte und Irlich, unter der Führung von Fredi Winter, reagiert entschieden auf die Ankündigung, dass die ehemalige Hauptpost von Neuwied in der Pfarrstraße seit dem 2. Mai keine Dienstleistungen der Deutschen Post oder DHL mehr anbietet. mehr...

Bürgerjournalismus im Offenen Kanal Neuwied

Redaktion sucht Zuwachs

Neuwied. Im April startete das Bildungszentrum BürgerMedien e.V. mit Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung (MASTD) das Projekt „Bürgerjournalismus in Offenen Kanälen“ im Offenen Kanal Neuwied. mehr...

Verleihung der Sportabzeichen

SV Unkel 1910 e.V.

Verleihung der Sportabzeichen

Unkel. Unkel ein Stelldichein, um aus den Händen von Bürgermeister Karsten Fehr und Hans-Willi Korf vom SV Unkel verdientermaßen ihre im Jahr 2023 erlangten 29 Sportabzeichen feierlich in Empfang zu nehmen. mehr...

TC Rot-Weiss Neuwied

Tennis für Anfänger und Fortgeschrittene

Neuwied. Der TC Rot-Weiss Neuwied betreibt seit Jahren eine erfolgreiche Kooperation mit der VHS Neuwied. Auch in diesem Jahr haben Tennisfreunde wieder die Möglichkeit, den Sport neu zu erlernen oder Vorkenntnisse auszubauen. mehr...

Eltern-Kind-Turnen beim VfL Waldbreitbach

Trainerin bzw. Trainer gesucht

Waldbreitbach. Für das beliebte Eltern-Kind-Turnen sucht der VfL Waldbreitbach eine neue Trainerin bzw. einen neuen Trainer. Das Angebot soll, wie bisher, immer dienstagsnachmittags in der Sporthalle... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
K. Schmidt:
Ich glaube, innerhalb der anderen Parteien verstehen das sehr, sehr viele. Aber weil die Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene zu sehr befürchten, Macht abzugeben, oder aus anderen unerfindlichen Gründen, nimmt man dort schon gar nicht mehr wahr, was die eigene Parteibasis denkt. Wenn man...
Amir Samed:
Am meisten nutzt es der AfD aber, dass die in Bund und Ländern regierenden Parteien immer noch nicht verstehen wollen, was ihnen die meisten AfD-Wähler mit ihrer Stimmabgabe eigentlich sagen möchten....
K. Schmidt:
Herr Müller: "Die Lüge gehört zum politischen Geschäft... Man mag mit der Politik der vergangenen Jahrzehnte nicht einverstanden sein, was man auch nicht kann..." Richtig erkannt. Nur wen wählt man nun? Und wie stehen Sie zu der von den "Omas" offenbar gefeierten "Brandmauer", die in sehr vielen Konstellationen...
Gabriele Friedrich:
@Amir Samed, Sie sollten besser aufpassen mit ihrem Betondenken der AfD....
Gabriele Friedrich:
Ach die AfD, blamiert sich mittlerweile nur noch und langsam kommen die Straftaten raus. Ist doch hervorragend wie *Krah* sich selber entfernt von den Wahlplakaten, wie Höcke sich schwitzend blamiert mit seinem Geschichtsbuch und er vor Gericht musste. Die Weidel wird auch immer blasser und Chrupalla...
Amir Samed :
@Utz der Bär, ich bevorzuge wissenschaftliche Literatur. ...
Utz der Bär:
@Amir Samed: Glauben Sie ernsthaft, dass mehr als 200 Jahre Industrialisierung spurlos an unserer Umwelt vorbeigegangen sind? Denken Sie doch einfach mal selber nach, anstatt nachzuplappern, was ihnen irgendwelche Pseudo-Schwurbler auf Tiktok oder wo-auch-immer weismachen wollen! Was uns alle noch viel...
Amir Samed :
@juergen mieller, ich habe schon einiges an Niveaulosen und inhaltsleeren gelesen, Sie schaffen es dies noch zu unterbieten. Solange Sie auf dieser Ebene weiter agieren und sich einer sachlichen Diskussion und Argumentation verweigern, bleiben ihnen Antworten von mir erspart. Es ist nie zu spät, lernen...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service