Stellungnahme von Bündnis90/Die Grünen zur letzten Stadtratsitzung

Mehr Bürgerbeteiligung in Mayen

Geplantes Bürgerinformationssystem mit der Möglichkeit von Online-Meinungsumfragen ist ein großer Schritt in diese Richtung

24.04.2017 - 10:31

Mayen. Die jüngste Stadtratssitzung bestärkt die Mayener Grünen in ihrem Vorhaben, künftig die Bürgerinnen und Bürger stärker als bisher in politische Entscheidungen einzubinden. Das von der Verwaltung geplante Bürgerinformationssystem mit der Möglichkeit von Online-Meinungsumfragen ist für die Grünen ein großer Schritt in diese Richtung. „Wir Stadträte sind zwar als Vertreter der Bevölkerung gewählt, bilden aber mit unseren 32 Mitgliedern als Individuen lange nicht die komplette Bevölkerungsstruktur ab. Niemand von uns weiß zuverlässig, was die mehrheitliche Meinung in der Bevölkerung zu einzelnen Sachverhalten ist. Oft sind es Einzelmeinungen, die an uns herangetragen werden, oft hört man auch nur die lautesten Stimmen“, so Natascha Lentes, Fraktionsvorsitzende der Mayener Grünen im Rat. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der jüngsten Stadtratssitzung wünschen sich die Grünen mehr Einbindung der Bürger. „Nur so können wir sicher sein, auch die Interessen der Mayener zu vertreten und nicht zum Spielball der Lobbyisten zu werden. „


Anträge der Fraktion wurden abgelehnt


Die Enttäuschung in der jungen Fraktion war groß. Beide Anträge, die sie zuvor in überparteilichen Arbeitskreisen gemeinsam mit Menschen aus der Heimatstadt erarbeitet hatten, wurden mehrheitlich abgelehnt. Dabei sollte zunächst nur darüber entschieden werden, dass diese Themen in den zuständigen Ausschüssen beraten, konkretisiert und auf die Belange der Bürgerinnen und Bürger abstimmt werden.

Die Grünen hatten zum einen beantragt, den muslimischen Mitbürgern zu ermöglichen, sich auch auf dem städtischen Friedhof ihrer Heimatstadt Mayen entsprechend ihrer Glaubensregeln beisetzen zu lassen. Dieser Wunsch wurde von Bürgern, die bereits in 3. und 4. Generation in Mayen leben und arbeiten, an die Fraktion herangetragen. Bislang müssen Muslime ihre Angehörigen entweder im Herkunftsland, zu dem sie oft gar keinen Bezug mehr haben, oder in weiter entfernten Städten wie Mainz oder Ingelheim bestatten lassen. Dabei sind es nur gesetzliche Vorgaben, die es in der Friedhofssatzung zu ändern galt. „Wir wollten dieses Thema in den dafür vorgesehenen Ausschüssen beraten. Fachleute einladen, Erfahrungen der Nachbarstädte austauschen und mit Betroffenen diskutieren. Dass unsere Anträge abgelehnt wurden mit der Begründung, dies sei gar nicht gewollt, entspricht definitiv nur der gefühlten Wahrheit der Vertreter der GroKo. Warum man kein Interesse daran hat, herauszufinden, was die Menschen wirklich wollen, sondern schon im Voraus zu wissen glaubt, was Mehrheitsmeinung der Bevölkerung ist, können wir nicht verstehen. Dies ist an Ignoranz kaum zu überbieten“, so Mathias Kaißling, stellvertretender Fraktionsvorsitzender.


Nicht ein Muslim im Stadtrat


„Im gesamten Rat sitzt nicht ein Muslim. Es wurde gefachsimpelt und gemutmaßt. Der von uns angebotene Dialog mit Vertretern der muslimischen Gemeinden oder einem Imam wurde abgelehnt. Das wirkt für uns, als wolle man die Wahrheit gar nicht wissen und das fühlt sich durchaus arrogant an“, so Aaron Lentes, jüngstes GRÜNEN Fraktionsmitglied. Der 24 jährige Maschinenbaustudent zeigte sich in der Sitzung empört über die strikte Ablehnung, sich auch nur mit dem Thema weiter zu beschäftigen. Die pluralistische Welt höre doch nicht an Mayens Stadtmauer auf, meint Lentes und nahm wie seine Fraktionskollegen die abschließende Aussage des CDU Chefs: „Wir haben in Mayen andere Probleme, als diese“, sehr irritiert zur Kenntnis. Zumal der gesamte Rat zuvor durchaus ernsthaft und ausgiebig über banale Dinge wie Brötchentasten oder falschparkende Wohnmobile beriet und diskutierte.


Beratung über die Umsetzung eines Ruhewaldes wurde verweigert


Auch der zweite Antrag, der zunächst nur darauf abzielte, im Ausschuss über die Umsetzung eines Ruhewaldes zu beraten, wurde mehrheitlich abgelehnt. Anders als andere Ratsmitglieder sieht Matthias Kaißling keinen Konflikt zwischen der Bewirtschaftung des Waldes und der Nutzung einer Teilfläche als Ruhewald. „Ich bin mir sicher, dass beides gut nebeneinander funktionieren kann“, so Kaißling und legt die Eckdaten des Forstes dar: Der Mayener Stadtwald ist der größte zusammenhängende Waldbesitz in der Osteifel mit einer Gesamtbetriebsfläche von 1.645 Hektar. Ein Ruhewald würde je nach Konzept etwa 1 Hektar Platz einnehmen. Da bliebe genügend Raum für die Holzbewirtschaftung, wenn man nur wolle. Trotz Enttäuschung schauen die GRÜNEN nach vorne. „Dass wir dicke Bretter zu bohren haben, war uns von vorne herein klar. Unser Ziel ist es, die Bürger mehr in die Entscheidungen mit einzubinden. Sollten die Mayener beispielsweise tatsächlich mehrheitlich keinen Ruhewald wünschen, gäbe es für uns auch keinen Anlass, ein solches Vorhaben anzuregen. Aber dafür muss man die breite Meinung in der Bevölkerung kennen“, so Natascha Lentes und sieht dem geplanten Bürgerinformationssystem der Verwaltung optimistisch entgegen. „Mit diesem neuen System können alle Mayenerinnen und Mayener ihre Meinung mitteilen und auch an Abstimmungen teilnehmen. Die Menschen haben uns - alle 32 Räte, die wir in diesem Gremium sitzen - gewählt, um ihre Interessen zu vertreten. Aber dafür müssen wir auch alle hören. Nicht nur diejenigen, die gute Beziehungen haben oder am lautesten sind.“ Pressemitteilung

Bündnis 90/DIE GRÜNEN

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Flut im Ahrtal: Anklage gegen Ex-Landrat?

Koblenz. Die Staatsanwaltschaft Koblenz wird am Donnerstag, 18. April über das Ergebnis der Ermittlungen im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 informieren. Nun steht die Frage im Raum: Erhebt die Staatsanwaltschaft Koblenz Anklage gegen Jürgen Pföhler, den Ex-Landrat des Landkreises Ahrweiler? Pföhler wird unter anderem vorgeworfen, am Abend des 14. Juli 2021 zu spät den Katastrophenalarm ausgelöst zu haben. mehr...

Die wilde Fahrt endete im Krankenhaus - und zwar zur Blutentnahme.

Westerwald: Promille-Spritztour mit Bagger

Windeck. Am Sonntagmorgen, dem 14. April, informierte ein Zeuge die Polizei gegen 05:10 Uhr über den Diebstahl eines Baggers in Windeck. Der Anrufer gab an, dass der Fahrer des Baggers aufgrund seiner unkontrollierten Fahrweise möglicherweise betrunken sei. Die Polizei traf zwei 18- und 19-jährige Windecker im Bereich des Bachmühlenwegs an, wo der gemeldete Bagger auf einem nahegelegenen Grundstück abgestellt war. mehr...

Regional+
 

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

TTC Karla: Unglückliche Niederlage der Ersten bei Mülheim-Urmitz/Bhf II

Lanstershofen. Ein Auf und Ab erlebte die 1. Mannschaft. Das Sextett Stefan Ockenfels, Justus Ulrich, Marvin Krupp, Marco Zabbei, Peter Klein und Moritz Ulrich lag schnell mit 0:6 zurück und es sah nach einer glatten Niederlage aus. Dann drehte sich das Spiel, da die Karlas die nächsten 6 Einzel gewannen (2x Marvin, je einmal Stefan, Justus, Peter und Moritz) und es stand 6:6, alles war wieder offen. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

Stromausfall in Bad Neuenahr

Cornelia Brodeßer:
Zitat: Durch die umgehende Reaktion der Ahrtal-Werke wurden die Betroffenen AnwohnerInnen bereits nach rund 20 Minuten wieder versorgt. Vielen Dank, suuuper Leistung!!!...

Autorenduo aus Mendig veröffentlicht Debütroman

Gabriele Friedrich:
Wenn er halt so heißt, dann heißt er so. Wen sollte das denn stören? ...
K. Schmidt:
Irgendeiner muss ja mal fragen: Darf der Herr so heißen?...
Gabriele Friedrich:
@Amir Samed/ Wer solche Sätze benutzt: "Die Spreu vom Weizen trennen" DER ist ein Nazi und nicht jemand, der das bemängelt. Mäßigen Sie einfach Ihre Ausdrucksweise....
Michael Kock:
@amir samed: Es wäre geradezu naiv zu glauben, dass Flüchtlinge, die vor Krieg (Syrien) oder den Taliban (Afghanistan) fliehen, sich von einer Bezahlkarte aufhalten liessen. Ihr Argument, dass Geflüchtete aus Greiz, Thüringen abgewandert sind, nachdem die Bezahlkarte eingeführt wurde, weist ja nur darauf...
Amir Samed:
@Gabriele Friedrich + @Trudjean wenn keine Sachargumente greifen holen Menschen wie sie gerne die "Nazikeule" heraus, um Kritiker permanent als Rassisten zu diffamieren. Argumente? Wozu? Die Diskussion wird mit verbalen Totschlägern geführt, den Nazikeulen. Die Argumente zählen nicht nur mehr "Mora...
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service