Leserbrief zur Entscheidung zum Alten Rathaus Mayen

Mehr Sachlichkeit ist angebracht

Mayen. In der Diskussion um das Alte Rathaus Mayen scheint mir etwas mehr Sachlichkeit angebracht. Ich verstehe die Bedenken derer, die auf die historische Bedeutung des Gebäudes verweisen. Begriffe wie „Bierschwemme“, „Kneipe“ oder „Schnapsidee“ aber wollen nur Stimmung machen. Mayen hat sich in den letzten Jahren gewandelt, nicht nur zum Besseren. Vor 26 Jahren, als es schon einmal darum ging, Gastronomie ins Alte Rathaus zu bringen, gab es in der Innenstadt keine nennenswerten Leerstände, die Seitenstraßen waren noch voller Geschäfte. Der Einzelhandel ist seither massiv zurückgegangen. Wir können einige Entwicklungen – Internethandel und „Grüne Wiese“ - nicht rückgängig machen. Wir können aber die Innenstadt da stärken, wo sie noch heraus ragt: bei Gastronomie, Kultur und Erleben. Dabei wird das Bierhaus helfen und letztlich die Innenstadt insgesamt profitieren.

Und zum Thema Nutzung historischer Gebäude: Die Genovevaburg ist seit Jahrzehnten erfolgreiche Festspiel-Stätte; übrigens mit Weinstube und angebauter Gastronomie im unteren Burghof. Im Brückentor gibt es eine dauerhafte Karnevalsausstellung. Die Herz-Jesu-Kirche ist selten voller als wenn dort die beliebte karnevalistische Messe mit Willi Weber stattfindet, der seinerseits den Stadträten „Banausenhaftigkeit“ vorwirft bei ihrer Entscheidung zum Mayener Bierhaus.

Manch Altvorderer aus der Kirchengemeinde hätte vielleicht auch Bedenken angesichts von Narrenkappen in der heiligen Messe. Trotzdem war die Karnevalsmesse eine hervorragende Idee.

Bedenkenträger gab es in Mayen schon immer. Als letztes Jahr die Eisdiele am Markt eröffnete, sorgten sich einige Bürger ernsthaft, weil die großen Sonnenschirme den Blick auf die Auslage benachbarter Bekleidungsgeschäfte verdeckten. Was soll man dazu sagen?

Das Alte Rathaus wird als historisches Gebäude von Rang erhalten bleiben. Aber es wird mehr Menschen in die Innenstadt und auch in das Gebäude selbst bringen, das ansonsten von den meisten Menschen nur von außen bewundert wird.

Das christliche Abendland wird auch in Mayen nicht untergehen, nur weil im Erdgeschoss des Alten Rathauses eine Gastronomie einzieht, wie es sie als „Rathausstuben“ oder „Ratskeller“ in ganz Deutschland hundertfach gibt.

Dirk Meid, Mayen