Anregungen zur Stärkung in Wesel gefunden

Radverkehr in Andernach stärken

Radverkehr in Andernach stärken

So könnte es auch in Andernach aussehen. Privat

Radverkehr in Andernach stärken

Radstation mit Hinweistafel.

Andernach. Der Ortsverein der Grünen hatte unter dem Motto „Auf den Esel und ab nach Wesel“ zu einer (Rad-) Exkursion an den Niederrhein eingeladen. Das Ziel war nicht ohne Überlegung gewählt. Wesel erhielt im jährlichen „Fahrradklimatest“ des Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) mehrmals eine sehr gute Bewertung. Die große kreisangehörige Stadt gehört schon seit 1995 zur Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte und bemüht sich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit Unterstützung aller Fraktionen um eine Stärkung des Radverkehrs, der innerhalb der Stadt inzwischen immerhin einen Anteil von 30 Prozent erreicht hat. Für seine mit Muskelkraft betriebene Gierseilfähre über die Lippe („Quertreiber“) war Wesel zudem 2006 mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet worden und hatte damit auch überregionale Beachtung gewonnen. Ähnlich wie in Andernach handelt es sich bei Wesel um eine relativ „kompakte“ Stadt, in einem Radius von weniger als 5km wohnen mehr als 80 Prozent der Einwohner. Fahrten innerhalb der Stadt können somit problemlos mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Die radbegeisterten Teilnehmer der Exkursion hatten den wohltuenden Eindruck, dass Radfahrer in Wesel nicht nur geduldet, sondern als gleichwertige Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werden.

Diese hohe Akzeptanz des Radverkehrs kam nicht über Nacht. Die Stadt Wesel tut einiges, um für das Fahrrad zu werben. Ein besonderer Einsatz gilt dabei Kindern, für die jedes Jahr ein aktualisierter Stadtplan gedruckt wird. So soll schon bei den Jüngsten eine eigenständige Mobilität gefördert und damit das „Elterntaxi“ überflüssig werden.

Man hatte während einer dreistündigen Führung durch Michael Blaess, der als Verkehrsplaner seit bald zwanzig Jahren den Radverkehr bei der Stadt betreut, die Gelegenheit, Wesel im wahrsten Sinne „zu erfahren“. Man hat aus Wesel fünf Anregungen mitgenommen, mit denen sich der Radverkehr in Andernach stärken lässt.

Innenstadt – Tempo 30

und Radstation „Gleis 31“

Anders als in Andernach, wo teilweise nur kurze Abschnitte einzelner Straßen als Tempo 30 Zone ausgewiesen sind gilt in Wesel in der gesamten Innenstadt Tempo 30. Durch diese einfache und übersichtliche Lösung erspart man sich nicht nur einen Wald von Schildern, es gibt Radfahrern und Fußgängern mehr tatsächliche und gefühlte Sicherheit. Gleich am Bahnhof gibt es einem ehemaligen Werkstattgebäude der Deutschen Bahn eine Fahrradstation.

Hier können Fahrräder von Pendlern gegen ein geringes Entgelt in Boxen oder „Doppelparkern“ abgestellt werden. Angeboten werden weiterhin Leihräder und ein Reparaturservice. In NWR gibt es mittlerweile gut 80 solcher Radstation, die durch ein entsprechendes Programm des Landes gefördert werden. In Wesel wird die Radstation von einem gemeinnützigen Träger betrieben. Eine ähnliche Serviceleistung für Radfahrer ließe sich auch in der seit Jahren ungenutzten ehemaligen Expressgutannahme des Andernacher Bahnhofs anbieten.

Hauptstraßen mit

Radwegen – ohne Lücke

Die Hauptstraßen der Innenstadt werden beidseitig von ausreichend breiten Radwegen gesäumt. Auch innerhalb der Tempo 30-Zone wird der Radverkehr extra geführt, allerdings nur an stark frequentierten Straßen. In Andernach sollten vorrangig die Lücken der bestehenden Radwege geschlossen werden, dies gilt besonders für die von Schülern stark genutzte Breite Straße, die Thomaser Hohl einschließlich einer Anbindung an die Südhöhe, die Aktienstraße und die Koblenzer Straße.

„Aufgeblasene“ Radwege

An Kreuzungen stark befahrener Straßen mit Ampel gibt es an der Haltelinie einen extra markierten Bereich für Radfahrer. Sie können sich so sicher und gut sichtbar für die Autofahrer vor den wartenden Autos aufstellen. So bleiben sie immer im Blickfeld des Autofahrers und können bei Grün vor den Autos losfahren. Besonders für Linksabbieger bedeutet dies eine stark erhöhte Sicherheit. In Andernach wäre so ein „aufgeblasener Radweg“ etwa an der Kreuzung Werfststraße/Koblenzer-Straße denkbar.

Ausreichende und

sichere Abstellmöglichkeiten

In Wesel fallen im Stadtgebiet zahlreiche sogenannte „Anlehner“ auf. Das sind kleine Gruppen von drei bis zehn Anlehnbügeln, an die sich jeweils zwei Fahrräder stellen und anketten lassen. Die Anlehner in Wesel sind wohltuend unauffällig und haben dabei doch zwei entscheidende Details, die besondere Beachtung verdienen. Die Anlehner haben hier zwei Querstreben, das macht sie nicht nur verwindungssteifer, so können auch Kinderräder leicht abgestellt und abgeschlossen werden. An manchen Stellen wurden die Anlehner nicht ortsfest einbetoniert, sondern sie lassen sich – etwa bei Festen – mit geringem Aufwand abbauen. 80m Prozent des PKW-Verkehrs in den Städten sind Fahrten unter 5km. Wenn mehr Menschen für diese geringen Entfernungen auf das Rad umsteigen, lassen sich Abgase und Lärm verringern, die Städte gewinnen an Lebensqualität und der Bedarf an Parkplätzen sinkt. Davon würden dann alle profitieren, selbst diejenigen, die auf den eigenen PKW in der Stadt nicht verzichten können oder wollen. Pressemitteilung

Bündnis90/Die Grünen