Zum kommenden Schuljahr bekommt die Gesamtschule eine sechste Eingangsklasse

Rheinbacher Schulausschussdiskutiert neue Situation

Rheinbach. „Es ist nicht vermittelbar, dass die Stadt Rheinbach dafür bestraft wird, ein offensichtlich sehr attraktives Schulangebot vorzuhalten.“ Nicht nur der Erste Beigeordnete Dr. Rafael Knauber fand es unfair, dass der Erfolg der Gesamtschule Rheinbach künftig zumindest vorübergehend den städtischen Haushalt über Gebühr belastet. Doch der Rheinbacher Schulausschuss sah in seiner jüngsten Sitzung keine andere Möglichkeit, als angesichts von 159 angemeldeten Kindern eine sechste Eingangsklasse für die Gesamtschule zu beantragen. Knauber machte aber zugleich klar, Ziel müsse es sein, eine Sechszügigkeit auf Dauer zu vermeiden und nur als „Ultima Ratio“ vorübergehende räumliche Lösungen für einzelne Mehrklassen zu schaffen. Schulleiterin Elke Dietrich-Rein befürwortete die sechste Eingangsklasse, machte aber auch klar, dass die Schule einige räumliche Einschränkungen hinnehmen und Abstriche im pädagogischen Konzept machen müsse. Doch sie war überzeugt davon: „Wir rücken zusammen und kriegen das hin.“ Sie sei jedoch froh darüber, dass man mit der sechsten Eingangsklasse sämtliche angemeldeten Kinder auch aufnehmen könne.

Nur 103 Kinder kommen

aus Rheinbach selbst

Dabei wies Knauber darauf hin, dass von den 159 angemeldeten Kindern nur 103 aus Rheinbach selbst kämen. Allein aus Swisttal seien 27 Kinder angemeldet, das sind neun mehr als 2016. Hinzu kämen zwölf Kinder aus Alfter, elf aus Meckenheim und sogar sechs aus der Gemeinde Wachtberg. Die zusätzlich benötigten Räume und Ausstattungen summierten sich auf 400.000 Euro pro Jahr, rechnete Knauber vor. Diese Kosten müsse die Stadt Rheinbach alleine tragen, weil die Nachbarkommunen bislang nicht dazu bereit sein, ihren Teil dazu beizutragen. „Würden wir ausschließlich Rheinbacher Kinder berücksichtigen, dann wären die 135 Plätze in den bisher geplanten fünf Zügen völlig ausreichend.“ Problematisch werde die Situation erst durch die hohen Anmeldezahlen aus den anderen Kommunen. Zumal die Gemeinde Swisttal in Heimerzheim selbst eine Sekundarschule betreibe. Knauber war der Auffassung, dass die Beschulung auswärtiger Kinder an der Gesamtschule Rheinbach noch einmal mit allen Beteiligten intensiv diskutiert werden müsse. Weil die Gespräche mit der Gemeinde Swisttal bisher noch zu keinem Ergebnis geführt hätten, soll nun die Bezirksregierung an der regionalen Abstimmung über eine gerechte Verteilung der Schülerströme beteiligt werden.

Zwei Klassenstärken

nur für auswärtige Schüler

Schließlich würden bei einer Sechszügigkeit etwa zwei Klassenstärken nur auf auswärtige Schüler entfallen, die aber von der Stadt Rheinbach bezahlt werden müssten. Vorstöße bei Land und Bezirksregierung hätten leider bislang keine Veränderung bewirkt, doch er hoffe auf eine Gesprächsbereitschaft nach der anstehenden Landtagswahl. Wenn die sechs Klassen dauerhaft eingerichtet würden, müsse man allein dafür mit einer Erhöhung der Grundsteuer B um 38,7 Prozentpunkte rechnen. Rheinbacher Bürger würden also für die Beschulung auswärtiger Kinder zu Kasse gebeten. Wenn man hingegen auf die sechste Eingangsklasse verzichte, müsste man eine Reihe von Rheinbacher Schülern eine Absage erteilen, die sich dann wiederum in Nachbarkommunen einen Platz suchen müssten. Alles in allem eine äußerst unbefriedigende Situation, war man sich im Ausschuss einig. Zumal in den kommenden Jahren die Schülerzahlen sogar noch weiter ansteigen würden, prophezeite Knauber. In der Gemeinde Alfter, die bei der Gesamtschule mit der Stadt Rheinbach zusammenarbeitet, gebe es derzeit immerhin eine Bedarfsprüfung für eine dreizügige Dependance der Rheinbacher Gesamtschule, zumindest für die Sekundarstufe I.

An der Sechszügigkeit

führt kein Weg vorbei

SPD-Sprecherin Martina Koch glaubte, unter den derzeitigen Bedingungen führe an der Sechszügigkeit kein Weg vorbei, zumal angesichts neuer Baugebiete noch etliche Leute dazu kommen würden. Sie forderte allerdings auch die Gemeinde Swisttal auf, sich zu bewegen. Der Ausschussvorsitzende Dietmar Danz (SPD) machte zudem darauf aufmerksam, dass es derzeitigen Zeitpunkt lediglich um eine Lösung für das kommende Schuljahr 2017/18 gehe, über die weitere Zukunft müsse man zu einem späteren Zeitpunkt sprechen. Er warnte aber auch vor einer „Neiddebatte“ zwischen den Schulformen Gesamtschule und Gymnasium, denn in der Kommunalpolitik sei man sich über ein Schulsystem mit diesen zwei Säulen einig. Stefan Schwarzer, der Leiter des Städtischen Gymnasiums Rheinbach, hatte nämlich die Befürchtung geäußert, die zusätzlichen Investitionen in die Gesamtschule könnten zulasten des Gymnasiums gehen. Zumal das Gymnasium ohne auswärtige Schüler nicht existenzfähig sei. Dr. Reinhard Ganten (OWiG) war davon überzeugt, dass der Zuzug nach Rheinbach und in die Nachbarkommunen auch künftig anhalten werde. „Man kann nicht einen Masterplan beschließen mit dem expliziten Ziel der Ansiedlung von jungen Familien, und dann für deren Kinder keinen Schulplatz anbieten. Das geht gar nicht“, schüttelte er den Kopf. Zumindest aus schulischer Sicht sei eine Sechszügigkeit gar nicht so schlecht, bemerkte Schulleiterin Dietrich-Rein. Allerdings seien Übergangslösungen für viele Jahre, etwa mit Containern, nicht sinnvoll. Das gleiche gelte für einen dritten Standort, im Gespräch ist beispielsweise die frühere Albert-Schweitzer-Schule. Deren Klassenräume könnten im jetzigen Zustand von der Gesamtschule jedenfalls nicht genutzt werden. Ihre Bitte an den Ausschuss: „Wir brauchen Ruhe, um uns weiter entwickeln zu können.“ Das Hin- und Herschieben von Fachräumen binde viel Kraft und Energie. Sehr belastend sei auch die jährliche Zitterpartie rund um das Anmeldeverfahren, für die Schule ebenso wie für die Eltern der angemeldeten Kinder.