Grüne Ex-Ministerin Eveline Lemke verlässt Karlshochschule

Schluss nach einem halben Jahr

Amtsantritt der Hochschulchefin ohne Studienabschluss war von Kritik begleitet

Schluss nach einem halben Jahr

Für Eveline Lemke ist ihr Abschied als Hochschulchefin kein Absturz. Foto: eveline-lemke.de

10.07.2017 - 08:14

Karlsruhe/Bad Bodendorf. Nach einem halben Jahr intensiver Zusammenarbeit verlässt Eveline Lemke als bisherige Präsidentin die Karlshochschule. Der Schritt geschieht im gegenseitigen Einvernehmen und in bester Absicht beider Seiten. Grund der gemeinsam herbeigeführten und getragenen Entscheidung, die nach langer und offener Diskussion gefällt wurde, waren grundlegend verschiedene und nicht vereinbare Ansichten über das Führungskonzept und die langfristige Positionierung der Hochschule. Über die konkreten Inhalte der Diskussion, insbesondere der unterschiedlichen Auffassungen zur künftigen Ausrichtung der Hochschule wurde Stillschweigen vereinbart, um öffentliche Diskussionen zum Nachteil der Hochschule zu vermeiden.

„Die Hochschule bedankt sich außerordentlich für den hervorragenden Einsatz und die stets sehr guten Leistungen von Eveline Lemke und bedauert zutiefst den nicht überbrückbaren inhaltlichen Dissens, der zu dieser Entscheidung führte“ heißt es in einer Pressemitteilung der Hochschule.

Eveline Lemke hat sich zu ihrem Rücktritt als Hochschulchefin bei Facebook wie folgt geäußert: „Ich möchte mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Karlshochschule herzlich für die gute, vertrauensvolle und intensive Zeit bedanken, die ich in der Karlshochschule verbringen durfte. Allen an der Karls Wirkenden wünsche ich auf diesem Wege beruflich wie persönlich Glück, Gesundheit und Erfolg für die Zukunft!“.


Hochschulchefin ohne Studienabschluss


Zum 1. April 2017 hatte die Karlshochschule International University Eveline Lemke zur Präsidentin der Hochschule bestellt. Damals hieß es seitens der Hochschule: „Mit dieser Entscheidung positioniert sich die Karlshochschule als transformative Hochschule mitten in den großen Problemlagen unserer Zeit: Wie kann unser Wirtschaften und Leben nachhaltig gestaltet werden, wie sichern wir den sozialen und demokratischen Zusammenhalt angesichts der vielfältigen Bedrohungen der offenen Gesellschaft?“, betont Prof. Dr. André Reichel, Mitglied des Senats, und meint weiter „Frau Lemke ist als Wirtschaftsministerin und Vizeministerpräsidentin a.D. in höchstem Maße geeignet, Brücken zwischen Hochschule – als Lern- und Forschungsraum – und Gesellschaft zu bauen.“

Hierzu gab es allerdings auch Kritik, da Lemke keinen Studienabschluss besitzt. Der Vorsitzende des Hochschulrates gab hierzu öffentlich bekannt, dass die Studien- und Lebensleistungen von Lemke einem Hochschulabschluss gleichkommen.


Von Absturz keine Rede?


Im Anschluss an den Weggang Lemkes von der Karlshochschule war in einem Zeitungsbericht unter anderem die Rede von „Absturz“ der ehemaligen Regierungs-Vizechefin. Nach dem Verlust des Spitzenjobs wehrt sich die in Bad Bodendorf lebende Grünen-Politikerin gegen diese Berichterstattung.

„Liebe Freundinnen und Freunde, der Blick in die morgendliche Zeitungslektüre hat bei mir mal wieder ein Stöhnen ausgelöst. Der „Blitzabsturz“ wird da berichtet. Meine Güte!

Das ist doch kein Absturz. Deshalb: Das ist kein Absturz. Weder bin ich ein Flüchtender, der im Mittelmeer ertrinkt, noch muss ich vor Bomben fliegen, meine Kinder und Enkel werden nicht von Hunger bedroht und ich bin nicht obdachlos. Mein Schicksal ist doch gnädig mit mir: Ich habe Freunde, Familie (und was für eine tolle Familie), Heimat und immer einen vollen Teller und zu oft einen vollen Bauch...

Außerdem: Mir ging es nie um Titel, ich will immer nachhaltig für ein gutes Leben wirken. Deswegen ist der Verlust eines „Titels“ auch nicht schlimm für mich. Dieser Subtext, dass es mir, weil ich eine prominente Politikerin war, nur um Selbstdarstellung geht und wenn das nicht möglich ist, ein Absturz vorliegt, nervt! Traurig bin ich über die entgangen Möglichkeiten, wirken zu können. Gerade vor einigen entscheidenen letzten Gesprächen in der Karlshochschule erhielt ich von einem Freund das Buch „Die Welt von Gestern“ von Stefan Zweig, der zwei Weltkriege und als Jude den Genozid überlebte. Er schreibt über Menschen, die quasi von „vulkanischen Erschütterungen unserer europäischen Erde“ umhergespühlt werden. Er beschreibt sein „ins Leere geworfen werden ... in das ... schon wohlbekannte ‚ich weiß nicht wohin‘. Aber ich beklagte das nicht; gerade der Heimatlose wird in einem neuen Sinne frei, und nur der mit nichts mehr Verbundene braucht auf nichts mehr Rücksicht zu nehmen.“ Zweig war es wichtig, im Buch und im Leben bei aller Freiheit aber die Hauptbedingungen der Rechtschaffenheit und Unbefangenheit zu erfüllen. Derartige Worte leiten mich in diesen Tagen, in denen ich wieder frei bin. Oft obliegt diese Freiheit nur der Jugend. Ich finde sie in der Mitte des Lebens.

Oder hat mich die Freiheit gefunden? Tatsächlich ist es so: Ich werde von den spannenden Abenteuern in meinem Leben gefunden, ich muss sie gar nicht suchen.

Und jetzt: Ich ruhe mich einfach mal aus. Welch schönes Privileg.“ schrieb Lemke in einem Post im sozialen Netzwerk „Facebook“.

-CF-

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