Informations- und Bürgerversammlung in Oedingen

Stadt Remagen möchte ein Konzept zum Schutz vor Hochwasser entwickeln

Experten informierten – Bürger hatten offensichtlich die direkte Ergreifung von Maßnahmen erwartet

Stadt Remagen möchte ein Konzept zum Schutz vor Hochwasser entwickeln

In Vertretung von Stadtbürgermeister Herbert Georgi nahm Beigeordneter Rolf Plewa die Unterschriftenlisten der AG Hochwasser entgegen, die die Stadt zum sofortigen Handeln auffordern. Foto: AB

06.02.2017 - 14:30

Oedingen. Zu einer ersten Informations- und Bürgerversammlung hatte die Stadt Remagen am Dienstag vergangener Woche in die Rheinhöhenhalle Oedingen eingeladen. Anlass waren die Starkregenereignisse der vergangenen Jahre in Unkelbach und Oedingen, zuletzt am 4. Juni vergangenen Jahres und davor 2010 und 2013. Die Stadt Remagen will nicht zuletzt aufgrund der Regelmäßigkeit der Starkregenkatastrophen ein eigenes Hochwasserschutzkonzept und hat dafür Landesmittel bekommen. Als Einstieg in dieses Konzept war die Informationsveranstaltung gedacht.

Die knapp 100 Bürger jedoch hatten dies offensichtlich so nicht wahrgenommen. Ihnen schwebte scheinbar vor, dass direkte Maßnahmen seitens der Stadt ergriffen werden. In einer Unterschriftenaktion hatte die AG Hochwasser um den in Oedingen lebenden Professor für Bodenkunde Dietmar Schröder 300 Unterschriften gesammelt, um von der Stadt Sofortmaßnahmen zu fordern. Die Unterschriften wurden dem Beigeordneten Rolf Plewa in Stellvertretung für Bürgermeister Herbert Georgi von der AG übergeben.

Unter der Moderation von Rolf Plewa eröffnete zunächst Stadtwehrleiter Michael Zimmermann mit einem Rückblick auf die Ereignisse vom 4. Juni 2016 die Infoveranstaltung, bevor Barbara Manthe-Romberg vom Info- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge in Mainz und Harald Wegener vom Ingenieurbüro Fischer, das von der Stadt mit einem Hochwasserkonzept beauftragt ist, detailliertere Informationen gaben.

Zimmermann betonte in seinen Ausführungen, dass Unkelbach im Juni vergangenen Jahres das dritte Mal in dreijährigem Abstand von einer Starkregenkatastrophe betroffen gewesen sei. Erstmals sei dies in einem so großen Ausmaß im vergangenen Jahr auch in Oedingen so gekommen. Rund 190 Feuerwehrleute aus allen Remagener Stadtteilen und Feuerwehrleute aus Sinzig, Wachtberg, dem rechtsrheinischen Bonner Raum und das THW Sinzig seien in Unkelbach und Oedingen im Einsatz gewesen. Aufgrund ihrer Erfahrungen hat die Feuerwehr den Ort Unkelbach in ihrem neuen Alarmplan in konkrete Abschnitte eingeteilt. Damit ist jede Einheit bereits bei der Anfahrt über ihr Aufgabengebiet informiert. Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises hat den Unkelbachern vier Container zur Verfügung gestellt, in denen Sandsäcke für den Notfall parat liegen. Des weiteren wird aus dem städtischen Säckel 2018 ein neues Mehrzweckfahrzeug für die Feuerwehr angeschafft. Dieses Fahrzeug ist speziell auf Hochwassernotlagen ausgerichtet. In Unkelbach sei das Hochwasser sehr speziell, es fließe am Friedhof herein und erst am Sportplatz wieder heraus.


Eine Gemeinschaftsaufgabe


Barbara Manthe-Romberg vom Info- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge in Mainz, das beim Gemeinde- und Städtebund angesiedelt ist und bei Hochwasserschutzkonzepten hilft, betonte, dass die Bürger unbedingt beteiligt werden müssten. Hochwasserschutz sei eine Gemeinschaftsaufgabe, eine Aufgabe von Kommunen und Bürgern. Man könne Vorsorge treffen mit Rückhaltebecken und mobilen Schutzwänden. Doch es könne auch passieren, dass Rückhaltebecken überlaufen und Schutzwände überflutet werden.

Man könne sich vorbereiten. Die Stadt habe sich entschlossen ein Hochwasserschutzkonzept zu erstellen. Letztlich jedoch bleibe jeder selbst verantwortlich. Hochwasser wie am Rhein seien vorhersehbar, Starkregenereignisse nicht. Als Möglichkeiten für die Bürger gab sie einige Beispiele wie Rückschlagklappen in den Abflusskanälen, wasserdichte Türen und Fenster, Sandsäcke oder abgemauerte Lichtschächte. Sehr wichtig sei aber vor allem die Versicherung gegen Elementarschäden.

Auch Harald Wegener, für den ein digitales Geländemodell der Lösungsansatz ist, machte deutlich, dass sich die Hochwasservorsorge in institutionelle und private Bereiche aufteile. Institutionell, also seitens der Kommune, gehe es um Flächen- und Bauvorsorge, und privat um Verhaltensvorsorge, Objektschutz und Versicherung. Wegener wartete mit weiteren umfangreichen Informationen und Statistiken auf. Doch die Bürger der AG Hochwasser betonten, dass sie die Gefahren kennen. Es gehe darum, das Wasser schon vor dem Ort aufzuhalten. So beispielsweise auf den Feldern. Vom Rückhalten des Wassers hielt Wegener allerdings nichts. Das Wasser müsse möglichst schadfrei abgeleitet und der Spitze das Volumen genommen werden. Den Bürgern war das jedenfalls etwas viel Theorie.


Ortsbegehung mit Bürgern


Bei der nächsten Veranstaltung will Wegener nun die Bürger einbeziehen. Ursprünglich war eine Ortsbesichtigung im kleinen Kreis geplant.

Nun soll sie öffentlich für alle durchgeführt werden. Die Koordination dafür soll nach Beigeordnetem Rolf Plewa bei Bauamtsleiter Gisbert Bachem liegen. Die anschließende Analyse führt Wegener durch und lässt sie in das Hochwasserschutzkonzept einfließen. Zudem wird es noch eine zweite Auftaktveranstaltung in Remagen geben. Noch in diesem Jahr soll dann das Hochwasserschutzkonzept vorgestellt werden.

Neben den Experten und dem Stadtwehrleiter nahmen auch Wolfgang Schäfer von der SGD Nord, Bauamtsleiter Gisbert Bachem und Ortsvorsteher Jürgen Meyer teil.

AB

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