Weinbau-Brudermeister Robert Hoß bei den Bad Breisiger SPD-Senioren

Wein gibt es erst seitzwölf Jahren wieder im Frankenbachtal

Wein gibt es erst seit
zwölf Jahren wieder im Frankenbachtal

Robert Hoß (links) war Gast bei den Breisiger SPD-Senioren und deren Vorsitzenden Mona Henzgen. Foto: privat

Bad Breisig. Im Jahre 2005 wurden am Hang des Oberbreisiger Elzenbergs erstmals wieder Weintrauben geerntet. 1936 war der Weinbau im Breisiger Ländchen als unrentabel eingestellt worden. Bis zu 90 Hektar Rebflächen hatte es in der Vergangenheit an den Hängen im Brohltal, Vinxt- und Frankenbachtal sowie in der Goldenen Meile gegeben. Mitte der 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts war dann endgültig Schluss mit dem Weinanbau im Breisiger Land.

Weinbruderschaft ging aus Bürgerinitiative hervor

Dies erfuhren die gut zwei Dutzend Besucher beim Mai-Treff der Arbeitsgemeinschaft (AG) 60plus im SPD-Ortsverein Bad Breisig/Brohl-Lützing im Hotel-Restaurant „Rheinischer Hof“ von Robert Hoß, dem Gründungsmitglied der Breisiger Weinbaubruderschaft. Hoß berichtete dort in einem Gastvortrag von den ersten Ideen über die Gründung des Vereins bis zur heutigen Zeit. Die Anwesenden folgten nach der Begrüßung durch die Vorsitzende Mona Henzgen seinen Ausführungen interessiert. Dass sich die Weinbaubruderschaft ursprünglich aus Mitgliedern der damaligen Bürgerinitiative gegen die Bebauung des Oberbreisiger Schimmers („BI Schimmers“) oberhalb der Straße „Am Schönblick“ entwickelte, war für viele neu. Volker Bodenbach, Peter Eschke, Rolf Henzgen, Hans Hollederer, Robert Hoß, Bernd Lang und Hüttenwirt Werner Schäfer, der einen Teil seines Grundstücks, im Elzenberg und unterhalb seiner Wanderhütte gelegen, zur Verfügung stellte, gründeten dann im Frühjahr 2003 im Beisein von Ahrwinzer Thomas Nelles die „Weinbaubruderschaft Bad Breisig aG“ (auf Gegenseitigkeit).

Die Grundidee dabei war, und dies wurde auch schriftlich fixiert, die alte Tradition des Weinbaus im Breisiger Land und insbesondere in Oberbreisig wieder in Erinnerung zu rufen und zu pflegen.

Backes und Spritzenhaus

wurden renoviert

Zunächst wurde unter enormem körperlichen Einsatz der Hang gerodet. Es wurden Stützmauern gezogen, der Boden hergerichtet und noch im gleichen Jahr das erste Feld mit Reben („Blauer Spätburgunder“) bepflanzt. Im Frühjahr 2004 folgte die Bepflanzung des zweiten Feldes. Parallel dazu waren die Brüder bei der Suche nach einem Kelterraum fündig geworden. Das alte Backes und das alte Spritzenhaus oberhalb der alten Schule in Oberbreisig, beide Gebäude völlig heruntergekommen und vermüllt, wurden seitens der Stadt Bad Breisig für 15 Jahre zur Verfügung gestellt. Gegenleistung: komplette Sanierung beider Gebäude. In Hunderten von Arbeitsstunden, mit Zuschüssen vom Kreis, Spenden der Geldinstitute Kreissparkasse und Volksbank sowie viel Eigenkapital kam man dieser selbstgestellten Aufgabe nach. Bis auf die Außenmauern musste praktisch alles erneuert werden. Das Ergebnis konnte und kann sich jedoch sehen lassen. Bei allen öffentlichen Festen in Oberbreisig öffnen die Mitglieder der Weinbaubruderschaft seit 2005 ihre Pforten in der Hauptstraße. Der „Winzertreff“ hat sich zum Publikumsmagneten entwickelt und ist beim Dorffest, der Kirmes oder dem Nikolausmarkt nicht mehr wegzudenken. Spenden und Veranstaltungsgewinne stecken die Weinbaubrüder hauptsächlich in die Verschönerung des Oberdorfs im Sinne ihrer Grundidee.

So wurden in den vergangenen Jahren Rankdrähte in der Hauptstraße gezogen und die notwendigen Rebstöcke gepflanzt. Drei renovierte Weinpressen wurden platziert und mit Blumenschmuck versehen. An der Parkplatz-Einfahrt gegenüber der alten Schule wurden zwei renovierte 1000-Liter-Weinfässer aufgestellt. Die alte Parkplatzmauer wurde komplett erneuert und mit Blumenbeet versehen. Das alte Kriegerdenkmal auf dem Oberbreisiger Friedhof wurde neu gestaltet sowie das große Eichenkreuz dort komplett erneuert. Die Dachsanierung der städtischen Toilettenanlage an der alten Schule gehörte ebenfalls zu den ehrenamtlichen Aktivitäten der Weinbaubrüder.

Die Mitglieder der Weinbaubruderschaft wechselten im Laufe der Jahre. Für Bernd Lang stieg Andreas Jansen ein (inzwischen verstorben), Paul Maurenbrecher kam hinzu und fungierte lange Jahre bis zu seinem Ausscheiden als Kellermeister. Hans Hollederer ging (inzwischen verstorben), ebenso Peter Eschke. Alfred Marx und Franz-Josef Kraus waren einige Jahre Mitglieder. Von der Gründungsgruppe sind derzeit noch Volker Bodenbach, Rolf Henzgen, Robert Hoß und Werner Schäfer dabei. Die Mannschaft vervollständigen die inzwischen hinzugestoßenen neuen Weinbaubrüder Bolko Haase, Kay Mantoan, Reinhard Myritz und Hartmut Sielaff (Kellermeister).

Krönung der Weinkönigin war ein einmaliges Ereignis

Zum Schluss seiner Ausführungen ging Robert Hoß, der seit der Gründung das Amt des Brudermeisters innehat, noch einmal kurz auf das von der Weinbaubruderschaft bisher einmalig organisierte „Weinblütenfest“ am dritten Maiwochenende 2006 ein. Hintergrund war: Die Hobby-Winzer wollten der Öffentlichkeit ihre Arbeit und ihre Ideen präsentieren. Dabei wurde auch grafisch und auf Fotos die alte Breisiger Wienbautradition vorgestellt und erläutert. Die Attraktion war damals aber sicherlich die Krönung einer Bad Breisiger Weinkönigin auf der Treppe der St.- Viktor-Kirche. „Olga I. aus dem Hause ‚St. Viktor‘“ wurde unter musikalischer Begleitung der Brassband „Fidele Lähmdeuwele“ zu Hause abgeholt und zum Krönungsplatz gebracht. Die Zeremonie übernahm neben anderen der Schirmherr der Veranstaltung, Bürgermeister Bernd Weidenbach, den anschließenden Ehrentanz Hüttenwirt Werner Schäfer. Fotos davon sind auch heute noch in der Gaststätte „St. Viktor“ zu bewundern.

Hoß gab auch noch zu verstehen, dass die Weinbaubruderschaft weiterhin aktive Mitglieder sucht, die in den Kreis der Hobby-Winzer passen. Dabei machte er deutlich, dass das Gesellige unter den Mitgliedern ebenfalls eine große Rolle spielt und es deshalb „menschlich passen“ müsse.

Mona Henzgen bedankte sich bei Robert Hoß mit einer kleinen Aufmerksamkeit. Anschließend kamen noch einige Themen aus der Breisiger Kommunalpolitik zur Sprache, bevor man zum gemütlichen Teil des Abends überging. Der nächste Monats-Treff der AG 60plus findet am Mittwoch, 21. Juni, 18 Uhr, im Restaurant „Pomm & Pasta“ statt. Zu Gast wird Waldi Fabritius mit dem Thema „Die Geschichte der Jahnhalle“ sein.

Infos und Kontakt zur AG 60plus unter Tel. (0 26 33) 47 02 83, Mona Henzgen, oder per E-Mail an breisig60plus@t-online.de.