Anregungen und Vorschläge von Anwohnern sollen in ein Gesamtkonzept einfließen

Workshop „Hochwasserschutz am Rhein in der Verbandsgemeinde Bad Breisig“

20.03.2018 - 08:36

Bad Breisig. Um gleich mit einem Gerücht aufzuräumen: Das Rhein-Hochwasser 1993 war, obwohl immer wieder so bezeichnet - kein „Jahrhunderthochwasser“. Ein echtes Hochwasser dieser Größenordnung hätte noch viel schlimmere Auswirkungen. Das Wasser würde die B9 überspülen, die dann weder in Richtung Bonn noch Koblenz befahrbar wäre und in mehreren Bad Breisiger Rheinlagen käme es zu Inselbildungen. Bei einem tatsächlichen Jahrhunderthochwasser wären in Bad Breisig rund 2130 und in Brohl-Lützing über 300 Menschen unmittelbar betroffen. Das sind nur ein paar Informationen, die die Fachleute beim Workshop am 14. März in Bad Breisig in Sachen Hochwasser vortrugen. Verbandsbürgermeister Bernd Weidenbach erklärte zunächst das Hochwasserschutzkonzept, das angemessene und vom Kostenansatz her machbare Maßnahmen gegen das Rheinhochwasser bündeln soll. Einen 100 prozentigen Schutz gäbe es allerdings nicht. Alle Stellen, die bei Hochwasser zum Einsatz kommen, egal ob es um Organisation, Strom, Wasser-/Abwasser, Evakuierungen oder Rettungseinsätze geht, sind in das Gesamtkonzept eingebunden. Last but not least werden auch, so Verbandsbürgermeister Weidenbach die Rheinanwohner - also die Betroffenen - einbezogen, indem deren Vorschläge und Anregungen in das Konzept einfließen, das nach den Sommerferien für 2019 beschlossen werden soll. Als Vertreter des in Rheinland Pfalz für Hochwasser zuständigen Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten gab Ralf Schernikau einige Informationen. „Ein zehn-jähriges Hochwasser liegt bei uns bei 9,25m vor, ein 100-jähriges 11,35m“ (jeweils Rheinpegel Andernach). Zum Thema Polder erklärte er, dass durch deren gleichzeitige Öffnung in Baden-Württemberg, Frankreich und Rheinland Pfalz am Rhein lediglich ein Absenken des Pegels um 25 cm erreicht werden könne - was aber viele Anwesende schon als eine ordentliche Entlastung sahen. Hochwasserschutzwände, so Schernikau schützen auch nur bis zu bestimmten Höhen. Hochwasser könne man nicht verhindern, sich aber wohl darauf vorbereiten. Katastrophenschutz bis hin zu Evakuierungen ließen sich planen und organisieren. Selbsthilfe könne man bei den Rheinanliegern untereinander organisieren, zum Beispiel die Betreuung von Älteren oder Gehbehinderten, Nachbarschaftshilfe allgemein, Fragen klären, zum Beispiel wo die Autos sicher abgestellt werden können, welche Ansprechpartner es für welche Fragen gibt etc. Er verwies auch auf den Aspekt „private Hochwasservorsorge, zu der jeder Betroffene sogar laut Gesetz (§5, Absatz 2 des Wasserhaushaltsgesetzes) verpflichtet sei. Das Haus, Öltanks, Farben oder andere Stoffe zu sichern gehöre beispielsweise dazu. Wer die Möglichkeit hat, sich gegen Elementarschäden zu versichern, wird nicht entschädigt. Schernikau verwies bei Fragen zum Versicherungsschutz auf www.naturgefahren.rlp.de, die Verbraucherzentrale Rheinland Pfalz e.V. (Hotline (0 61 31) 2 84 88 68) sowie den Verbraucherservice des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.: verbraucher@gdv.de.

Dann übernahm Michael Faßbender, Geschäftsführer des Stadtplanungs- und Ingenieurbüros Fassbender-Weber-Ingenieure aus Brohl-Lützing die Moderation. Auch hier noch einmal der Hinweis, dass es keinen 100 prozentigen Schutz gegen Hochwasser geben könne. Aber wie und wo kann man Vorsorge treffen und sich organisieren? Dazu gehören die Grundlagenermittlung aufgrund der Topografie, die Bürgerinformation, Ortsbegehungen mit Ortskundigen, die Auswertung und die Umsetzung in ein Hochwasserkonzept mit konkreten Durchführungsmaßnahmen und Zuständigkeiten. Die Erhaltung der Infrastruktur mit Wasser- und Stromversorgung, Telekommunikation, Sicherung der Verkehrswege und Notwege (gerade hier im engen Rheintal), Lebensmittel- und Medikamentenversorgung, Pflege- und Notfallrettung seien die Schwerpunkte, so Faßbender. Die Hochwasser am Rhein ereignen sich übrigens fast immer zwischen dem 1. Januar und dem 30. April (Schneeschmelze). Während der Hochwasserphase gibt es ständige Warnungen, wobei in letzter Zeit sehr oft die App des Hochwassermeldezentrums verwendet wird. Faßbender verwies auf das Info-Material der Landesregierung, die Flyer der Verbandsgemeinde und die allgemeine Notrufnummer 112.


Neues Hochwasserkonzept


Für die Feuerwehr Bad Breisig informierte Wehrleiter Ronny Zillig über ein neues Hochwasserkonzept, das ständig aktualisiert wird und auch schon die Erfahrungen des diesjährigen Hochwassers berücksichtigt. Seit 2017 orientiert sich die Feuerwehr übrigens am Pegel Andernach statt Koblenz, um die Entwicklung der Mosel mit zu berücksichtigen. Die Feuerwehr, so Zillig, kann auch bei Stromausfall arbeiten, weil sie über Notstromversorgung verfügt. Rolf Flerus vom Entsorgungs- und Servicebetrieb Bad Breisig/Brohl-Lützing berichtete über den brandaktuellen Hochwassereinsatzplan 2018, der im Detail auflistet, bei welcher Hochwasserhöhe (auch hier nach dem Pegel Andernach) welche Maßnahmen zu erledigen sind, zum Beispiel welche der über 40 Schieber in welchem Kanal zu öffnen oder zu schließen, welche Anwohner wann über was zu unterrichten sind. Alles wird dokumentiert und die Informationen mit der Feuerwehr ausgetauscht. Zum Thema Stromversorgung berichtete Frank Kauth von der Westnetz Gmbh, dass die meisten bei Hochwasser gemeldeten Störungen sein Unternehmen gar nicht betreffen, dessen Verantwortung am Kasten endet. Die Kundenanlagen im Haus führen häufiger zu Stromausfällen, weil sie zu tief angebracht sind. Bei Hochwasserpegeln von 5,70 bis 9,60 m (hier Pegel Koblenz) gibt es für die Westnetz relativ wenig zu tun, lediglich vereinzelte Abschaltungen oder Vorsorgeschaltungen. Dann allerdings wird es kritisch, bei 9,80m fallen zum Beispiel die Straßenlaternen aus, ab 10,75 m muss großflächig abgeschaltet werden, zum Beispiel auch im Bereich des Altenheims oder der Tempelgasse. Abschließend ging es um Tipps, Anregungen und Fragen von Rheinanwohnern, die in das Hochwasserschutzkonzept einfließen sollen. Die erste Wortmeldung bezog sich auf die Fähre, die auch nach der allgemeinen Einstellung des Schiffsverkehrs bei 7,60 m noch weiter in Betrieb war und im südlichen überfluteten Uferbereich Bad Breisigs für zusätzlich störenden Wellengang sorgte. Mehrere Anregungen bezogen sich auf das Thema Selbsthilfe. Hier könnte auch die Nachbarschaftshilfe-App „nextdoor“ genutzt werden. In das Hochwasserkonzept sollen Anleitungen zur Bildung von Selbsthilfegruppen aufgenommen werden, auch Infotreffen eventuell mit Fachleuten vor Ort mit Aufgabenverteilungen. Bürgerversammlungen zum Thema Hochwasserschutz wurden genannt. Es wurde angeregt, für Wohnquartiere zuständige Ansprechpartner zu benennen. Einigen Anwohnern war die provisorische Pontonbrücke in der Biergasse für ältere Mitbewohner nicht sicher genug. KMI

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Regional+
 

Helferstab: Stelle zur Förderung von Kultur

Kreis Ahrweiler. Ab April 2024 nimmt die vom Land Rheinland-Pfalz geförderte Stelle „Regionalmanagement für Kultur“ für den Kreis Ahrweiler ihre Arbeit auf. Die zunächst auf ein Jahr befristete Stelle konzentriert sich auf die Vernetzung und Sichtbarkeit kultureller Akteure aus dem Kreis Ahrweiler sowie die Umsetzung von Kulturprojekten. In anderen Landkreisen ist eine solche Stelle vor allem bei den Kommunen zu finden. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Positiver Drogentest nach Verfolgungsfahrt in der Nacht

Flucht vor der Polizeikontrolle führt zur Beschlagnahmung eines Pkw in Euskirchen.

Positiver Drogentest nach Verfolgungsfahrt in der Nacht

Euskirchen. Gestern Nacht (Donnerstag, 25. April 2024) kam es in Euskirchen zu einer Verfolgungsfahrt. Im Rahmen einer Streifenfahrt kam den Polizeibeamten auf der Oststraße in Euskirchen ein Pkw entgegen. mehr...

Bargeld aus Lebensmittelmarkt entwendet

Einbruch bei Nacht in Puderbach

Bargeld aus Lebensmittelmarkt entwendet

Puderbach. In der Nacht von Dienstag, 23. auf Mittwoch, 24. April 2024 brachen bislang unbekannte Täter in einen Lebensmittelmarkt in Puderbach, Auf der Held, ein. mehr...

Alkohol und Drogen im Straßenverkehr

Aus dem Polizeibericht

Alkohol und Drogen im Straßenverkehr

Montabaur. Die Polizeiinspektion Montabaur führt derzeit verstärkte Kontrollen im Straßenverkehr durch, insbesondere mit dem Fokus auf Alkohol- und Drogenkonsum. Aufgrund eines Hinweises aus der Bevölkerung... mehr...

SPD Niederbieber-Segendorf

Bürgergespräch

Neuwied-Rodenbach. Der OV SPD Niederbieber-Segendorf lädt zum Bürgergespräch am Sonntag, 5. Mai nach Neuwied-Rodenbach ein. Um 11 Uhr trifft man sich zum traditionellen Rundgang am Dorfplatz in Neuwied-Rodenbach. mehr...

SPD Ortsverein Neuwied Stadtmitte und Irlich

Wiederherstellung der Postdienstleistungen in der Pfarrstraße

Neuwied. Der SPD Ortsverein Neuwied Stadtmitte und Irlich, unter der Führung von Fredi Winter, reagiert entschieden auf die Ankündigung, dass die ehemalige Hauptpost von Neuwied in der Pfarrstraße seit dem 2. Mai keine Dienstleistungen der Deutschen Post oder DHL mehr anbietet. mehr...

Bürgerjournalismus im Offenen Kanal Neuwied

Redaktion sucht Zuwachs

Neuwied. Im April startete das Bildungszentrum BürgerMedien e.V. mit Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung (MASTD) das Projekt „Bürgerjournalismus in Offenen Kanälen“ im Offenen Kanal Neuwied. mehr...

Verleihung der Sportabzeichen

SV Unkel 1910 e.V.

Verleihung der Sportabzeichen

Unkel. Unkel ein Stelldichein, um aus den Händen von Bürgermeister Karsten Fehr und Hans-Willi Korf vom SV Unkel verdientermaßen ihre im Jahr 2023 erlangten 29 Sportabzeichen feierlich in Empfang zu nehmen. mehr...

TC Rot-Weiss Neuwied

Tennis für Anfänger und Fortgeschrittene

Neuwied. Der TC Rot-Weiss Neuwied betreibt seit Jahren eine erfolgreiche Kooperation mit der VHS Neuwied. Auch in diesem Jahr haben Tennisfreunde wieder die Möglichkeit, den Sport neu zu erlernen oder Vorkenntnisse auszubauen. mehr...

Eltern-Kind-Turnen beim VfL Waldbreitbach

Trainerin bzw. Trainer gesucht

Waldbreitbach. Für das beliebte Eltern-Kind-Turnen sucht der VfL Waldbreitbach eine neue Trainerin bzw. einen neuen Trainer. Das Angebot soll, wie bisher, immer dienstagsnachmittags in der Sporthalle... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
K. Schmidt:
Ich glaube, innerhalb der anderen Parteien verstehen das sehr, sehr viele. Aber weil die Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene zu sehr befürchten, Macht abzugeben, oder aus anderen unerfindlichen Gründen, nimmt man dort schon gar nicht mehr wahr, was die eigene Parteibasis denkt. Wenn man...
Amir Samed:
Am meisten nutzt es der AfD aber, dass die in Bund und Ländern regierenden Parteien immer noch nicht verstehen wollen, was ihnen die meisten AfD-Wähler mit ihrer Stimmabgabe eigentlich sagen möchten....
K. Schmidt:
Herr Müller: "Die Lüge gehört zum politischen Geschäft... Man mag mit der Politik der vergangenen Jahrzehnte nicht einverstanden sein, was man auch nicht kann..." Richtig erkannt. Nur wen wählt man nun? Und wie stehen Sie zu der von den "Omas" offenbar gefeierten "Brandmauer", die in sehr vielen Konstellationen...
Gabriele Friedrich:
@Amir Samed, Sie sollten besser aufpassen mit ihrem Betondenken der AfD....
Gabriele Friedrich:
Ach die AfD, blamiert sich mittlerweile nur noch und langsam kommen die Straftaten raus. Ist doch hervorragend wie *Krah* sich selber entfernt von den Wahlplakaten, wie Höcke sich schwitzend blamiert mit seinem Geschichtsbuch und er vor Gericht musste. Die Weidel wird auch immer blasser und Chrupalla...
Amir Samed :
@Utz der Bär, ich bevorzuge wissenschaftliche Literatur. ...
Utz der Bär:
@Amir Samed: Glauben Sie ernsthaft, dass mehr als 200 Jahre Industrialisierung spurlos an unserer Umwelt vorbeigegangen sind? Denken Sie doch einfach mal selber nach, anstatt nachzuplappern, was ihnen irgendwelche Pseudo-Schwurbler auf Tiktok oder wo-auch-immer weismachen wollen! Was uns alle noch viel...
Amir Samed :
@juergen mieller, ich habe schon einiges an Niveaulosen und inhaltsleeren gelesen, Sie schaffen es dies noch zu unterbieten. Solange Sie auf dieser Ebene weiter agieren und sich einer sachlichen Diskussion und Argumentation verweigern, bleiben ihnen Antworten von mir erspart. Es ist nie zu spät, lernen...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service