Der Arbeitskreis „Europa“ der Koblenzer SPD hatte zur „Europa-Feier 2016“ eingeladen - Fazit:

Zu einem einheitlichen Europakann es keine Alternative geben

Zu einem einheitlichen Europa
kann es keine Alternative geben

Die Europafeier fand in der Begegnungsstätte Sankt Franziskus in der Goldgrube statt. Die Begrüßung übernahm Gastgeber Reinhard Mangelsdorf (Arbeitskreis Europa der SPD Koblenz) (Mitte). Ein mit Spannung erwarteter Vortrag kam von Dr. Carsten Kühl (Finanzminister a.D.) und Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig hatte Grußworte mit im Gepäck. (v.l.). Udo Stanzlawski

Zu einem einheitlichen Europa
kann es keine Alternative geben

Dr. Carsten Kühl (Finanzminister a.D.) stand auch einer Podiumsdiskussion mit Jugendlichen und ihren Erwartungen an Europa zur Verfügung.

Koblenz. Der Arbeitskreis „Europa“ der Koblenzer SPD hatte für Dienstag, 10. Mai zur „Europa-Feier 2016“ in die Begegnungsstätte Sankt Franziskus, Koblenz-Goldgrube, eingeladen. Nachdem sich der Veranstaltungssaal gefüllt hatte, begrüßte Reinhard Mangelsdorf, Mitglied der SPD und Leiter des Arbeitskreises „Europa der SPD Koblenz“, die Anwesenden, insbesondere auch den Oberbürgermeister der Stadt Koblenz, Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, sowie Dr. Carsten Kühl, ehemaliger Finanzminister von Rheinland-Pfalz, der sodann den Vortrag zum Thema „Wirtschaftliche Grundlagen zur Zukunftssicherung der Europäischen Gemeinschaft“ halten sollte. Mangelsdorf gab anschließend nochmals seiner besonderen Freude Ausdruck, dass es der Oberbürgermeister ermöglichen konnte, der Einladung des Arbeitskreises Folge zu leisten, um die Veranstaltung mit einer kurzen Rede zu eröffnen. Prof. Dr. Hofmann-Göttig ging zunächst auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik ein, hob dabei hervor, dass die Einwohnerzahl der Stadt Koblenz einen Migrantenanteil von 28 Prozent aufweise und sich im Übrigen durch eine hohe Einwanderungsquote auszeichne. In diesem Zusammenhang - mit Blick auf Europa und im Besonderen auf die EU - beklagte der Oberbürgermeister die fortschreitende Entsolidarisierung in der EU, sich zum Beispiel in der fehlenden Bereitschaft, insbesondere der osteuropäischen Länder, Flüchtlinge aufzunehmen, manifestierend. Dabei klammerte er auch die derzeit komplizierten Beziehungen zur Türkei nicht aus. Mit Hinweis auf die zahlreichen Städtepartnerschaften, die die Stadt Koblenz unterhält, und deren nicht zu unterschätzenden positiven Auswirkungen auf die Völkerverständigung, schloss Prof. Dr. Hofmann-Göttig seine Ausführungen mit einem hoffnungsvollen Ausblick auf die weiteren Entwicklungen auf dem europäischen Kontinent.

Dr. Carsten Kühl als gern begrüßter und sehr geschätzter Redner erinnerte zu Beginn seines Vortrages an die Bedeutung der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) im Jahre 1951 mit seinen sechs „Gründerstaaten“ Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg für die Schaffung eines dauerhaften Friedens auf dem europäischen Kontinent, nachdem der verheerende Zweite Weltkrieg über 50 Millionen Menschen das Leben gekostet hatte. Daran anknüpfend skizzierte der Redner weitere wesentliche Etappen der europäischen Integration wie das Inkrafttreten der „Römischen Verträge“ im Jahre 1958, die erste Erweiterung der EG im Jahre 1973 (sog. „Norderweiterung) und den Abschluss des „Fiskalpaketes“ im Jahre 2012.

Kühl: Nationalen Egoismen

wirksamer begegnen

Auch Dr. Kühl musste auf verschiedene Probleme in der EU hinweisen. So sei es immer noch nicht gelungen, nachhaltige Fortschritte bei der Herstellung einheitlicher beziehungsweise gleichwertiger Lebensverhältnisse in den einzelnen EU-Staaten zu erzielen. Zudem gelte es, nationalen Egoismen wirksamer zu begegnen, insbesondere in der Flüchtlingspolitik. Obwohl es - so Dr. Kühl in seinen Ausführungen weiter - keine Alternative zur europäischen Entwicklung im Rahmen der EU gebe, fehle es derzeit an Visionen, an Persönlichkeiten, die man damit in Verbindung bringen könnte, um der Verwirklichung der Idee von den „Vereinigten Staaten von Europa“ neue Impulse zu verleihen.

Die Podiumsdiskussion leiteten Jugendliche ein, die - im Rahmen des Jugendaustauschs - von einer Reise nach Israel berichteten und sehr lebendig ihre Eindrücke vom Land und von den Leuten, insbesondere den Jugendlichen, schilderten. Belegt wurde damit ein weiteres Mal, dass durch unmittelbare Begegnungen Bindungen geschaffen sowie Solidarität und Empathie gefördert werden können zwischen den einzelnen Völkern. Die sich daran anschließende Diskussion, auch inspiriert beziehungsweise angeregt durch die einleitenden Grußworte des Oberbürgermeisters sowie den Vortrag von Dr. Kühl, wurde von den einzelnen Teilnehmern sehr engagiert geführt. In den verschiedenen Redebeiträgen spiegelten sich kritische Anmerkungen zum aktuellen Zustand der EU wider (zu wenig Transparenz, teilweise zu viel Bürokratie, zu wenig Interesse der einzelnen Bürger am „Projekt“ Europa), die darin gipfelten, dass eine Diskutantin gar von einem „Trümmerhaufen“ sprach, den Europa derzeit „abbilde“. Zugleich wurden jedoch - im Einklang mit dem Oberbürgermeister und Dr. Kühl, dass es zu einem einheitlichen Europa keine Alternative gebe - alle Kräfte beschworen, „Europa nicht scheitern zu lassen“ - worin sich letztlich alle Anwesenden einig waren; einig auch darin, dass hierfür noch viel Kraft, Energie und Zuversicht zu investierten seien. Für die angenehme musikalische Umrahmung in der Begegnungsstätte Sankt Franziskus sorgte das Duo „Ukrainisches Kaleidoskop“. Die EUROPA-Veranstaltung am 10. Mai 2016 hat, auch dank der klugen und umsichtigen Leitung durch Reinhard Mangelsdorf, für die Verwirklichung des europäischen Einigungsgedankens einen weiteren Beitrag geleistet.

Eberhard Kocksch