Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck widmet Friedrich Wilhelm IV. und dem romantischen Rhein eine Ausstellung

„Freiräume“ für „Des Königs Traum“

„Freiräume“ für „Des Königs Traum“

Für seine Spendenbereitschaft belohnte die Stadt Köln das Ehepaar Therese und Friedrich Herbertz mit einem Lehnstuhl aus dem Holz des Domkrans.

„Freiräume“ für „Des Königs Traum“

Wer mag, kann beim Riesenpuzzle Hand an das berühmte Bauwerk legen. HG

Rolandseck. Vor 200 Jahren nahmen die Preußen als neue Herrscher das vom Wiener Kongress zugesprochene Rheinland in Besitz. Jubelfeiern werden aus diesem Anlass keine ausgerichtet, aber viele Veranstaltungen sind dem Thema gewidmet. Das Rheinland und die Preußen, eine Liebesbeziehung war es auch zu Beginn für beide Seiten keineswegs. Abgesehen von der Konfession passte dem Rheinländer die stramme preußische Ordnung nicht.

Die Preußen wiederum hätten sich eher über Sachsen als die Rheinlande und Westfalen gefreut. Doch wird von heute aus die Preußenzeit am Rhein trotz einiger Reibungen als produktive Phase bewertet, in der viele prägende Strukturen, Institutionen und Entwicklungen ihren Anfang nahmen. Friedrich Wilhelm IV. jedenfalls begeisterte sich seit seinen ersten Besuchen im Verwaltungsgebiet Rheinprovinz 1914/15 für den sagenumwobenen Strom, seine Geschichte und die Denkmäler der Region.

Damals war er noch Kronprinz. Als König, er regierte von 1840 bis 1858/61, unterzog er ganz Preußen, einschließlich der 1815 hinzugewonnenen Rheinlande, einer planmäßigen Verschönerung. Letzteres zeigt das Arp Museum Bahnhof Rolandseck im Themenjahr „Freiräume“ in seiner neuen Ausstellung „Des Königs Traum - Friedrich Wilhelm IV. und der romantische Rhein“.

Der Kronprinz: „Ich war halali“

Die Ausstellungsetage des Bahnhofes – der, 1858 fertiggestellt, als Treffpunkt gekrönter Häupter und der feinen Gesellschaft am Fluss, selbst Teil der Rheinromantik war – beleuchtet den Traum in drei Kapiteln mit rund 80 Exponaten: Gemälde, Skizzen, Modelle, Schriften, Möbel und andere kulturgeschichtliche Objekte. Im mittleren der Räume breitet sich, überragt vom Konterfei Friedrich Wilhelm IV., Burgenherrlichkeit aus, war doch der Regent, romantisch entflammt, der Mittelaltersehnsucht erlegen. In Form feiner Gipsmodelle versammeln sich die Klause von Kastel bei Saarburg, Burg Sooneck, der Königsstuhl von Rhens, die Trierer Porta Nigra, alles geschichtsträchtige Gebäude, deren Aus-, Um- oder Wiederaufbaubau er förderte. Mittendrin thront Schloss Stolzenfels unter einer Reproduktion des mächtigen Preußenadlers aus dem Kölner Dom.

Damit sind zwei herausgehobene Objekte der königlichen Bewunderung und Begierde genannt, denen das Museum in je einem Raum entsprechende Würdigung zuteilwerden lässt. Leider geographisch verdreht, gilt der Nordraum Schloss Stolzenfels und der Südraum dem Kölner Dom. Der Prinz suchte das unvollendete gotische Meisterwerk mit Sulpiz Boisserée auf, der seiner Schwester berichtete: „Du kannst Dir nicht denken, welche Freude er hatte…Der Kronprinz wollte nun eben gleich den Dom aufbauen.“ Und der hohe Gast hielt nach dem Besuch ekstatisch fest: „Ich war halali.“

Jubel über die

Domvollendung 1880

Bereits im Bahnhofsentree begegnet man seiner vergrößerten Zeichnung vom Dom, den er mit der Feder nicht nur auf die Berliner Spree-Insel versetzte, sondern dessen Türme er vorausschauend so in die Höhe wachsen ließ, wie sie später tatsächlich aussahen.

Davor sind nicht von ungefähr ein Original-Domtürmchen und Elemente der Remagener Apollinariskirche positioniert. Schließlich orientierte sich der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner beim Bau von Sankt Apollinaris stark am prominenten Kölner Vorbild, das viele Deutsche als Friedens-, Freiheits- und Einheitssymbol verstanden. Doch zurück zur Hauptausstellung ein Stockwerk höher, deren Macher sich glücklich schätzen, die nur selten ausgeliehene Original-Urkunde zur Grundsteinlegung des Weiterbaus am Dom 1842 präsentieren zu dürfen, natürlich auch vom „erhabenen Protektor des Werkes“, dem König, unterschrieben.

Die Fertigstellung der Kathedrale geriet zum Volksbegehren, das sich sogar auf Ziergefäßen und Kaffeetassen niederschlug. Es gibt Souvenirs zu sehen, die den Dom mal als Baustelle, mal vor der Zeit in vollendeter Pracht abbildeten sowie einen Jubiläumspokal, der zeigt, dass alle wie auch immer gestellten Personenkreise am Dom mittragen.

Das Ende der Bauarbeiten wurde am 16. Oktober 1880 gebührend gefeiert. Unter anderem nahmen Therese und Friedrich Herbertz, verkleidet als Herzöge von Kleve, am Festzug teil. Sie hatten viel für die Domvollendung gespendet. Als Dank schenkte ihnen die Stadt Köln einen Lehnstuhl aus dem Holz des Domkrans.

Den Stuhl treffen die Besucher der Ausstellung ebenso an wie ein Foto des Paares am Festtag sowie das einzige Foto von Dombaumeister Zwirner.

Innenleben von

Schloss Stolzenfels

Vollends wohnlich wird es im Nordraum, der die Ausstattung von Schloss Stolzenfels nachempfindet. Auch in Potsdam verlor der Preußenprinz den Burgenausbau nicht aus den Augen. Nach dem 1836 begonnenen Aufbau der Ruine wurde am 14. September 1842 die Einweihung von Schloss Stolzenfels, das zweite rheinische Großprojekt und Sommersitz Friedrich Wilhelm IV., gefeiert. Kuratorin Dr. Susanne Blöcker schreibt im Katalog: „Von vorneherein war Stolzenfels als preußisches Schloss gedacht.

Es sollte die Verbindung Preußens mit dem Rheinland verbildlichen. Während der Abwesenheit des Königspaares war es öffentlich zugänglich und die Ausstattung mit Glasgemälden, mittelalterlichen Tafelbildern, Waffen und Möbeln wurde gezeigt.“ Des Königs Kunst- und Kulturinteresse, das sich mit einer immensen zeichnerischen Kreativität paarte, worauf in Rolandseck auch zwei Skizzenbücher hinweisen, war indes nicht Selbstzweck. Seine Sehnsucht nach vermeintlich glorreichen vergangenen Zeiten teilte er mit vielen Zeitgenossen. Es war zugleich die ideologische Sehnsucht, die vorrevolutionäre Ständegesellschaft wieder zu etablieren und ihr als Monarch von Gottes Gnaden vorzustehen.

Auf dem Hintern ein Wappen

Restaurative Politik „in Zeiten, als die Demokratie schon am Horizont stand“ (Blöcker) und rückwärts gewandte Ideale stießen im Rheinland auch auf Kritik. Im Karneval machten sich Uniformierte über das militärische Gehabe lustig. Und Heinrich Heine verspottete den Unteroffiziershelm, die Pickelhaube: „Das ist so rittertümlich… Das mahnt an das Mittelalter so schön, an Edelknechte und Knappen, die im Herzen getragen die Treu‘ und auf dem Hintern ein Wappen.“

Die Ausstellung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Hans-Arp-Allee 1, zu der ein aufschlussreicher, schön bebilderter Katalog erschienen ist, läuft bis 16. August. Sie ist dienstags bis sonntags und feiertags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Über das umfangreiche Begleitprogramm informieren das Internet unter www.arpmuseum.org und der Flyer.