Rheinbach Classics verzeichnet neuen Besucherrekord

25.000 gut gelaunte Fans versetzten Rheinbach in einen positiven Ausnahmezustand

Gut und gerne 1000 Oldtimer säumten drei Tage lang die Plätze und Straßen in der Innenstadt – Sabrina Berrenrath aus Remagen ist die neue Miss Petticoat

19.07.2017 - 13:55

Rheinbach. Zweieinhalb Tage lang herrschte wieder Ausnahmezustand in der Rheinbacher Innenstadt: die Großveranstaltung „Rheinbach Classics“ lockte in ihrer 12. Auflage rund 25.000 Besucher in die Glasmetropole, die ein Wochenende lang zum wohl größten Automobilmuseum der Welt mutierte. Gut und gerne 1000 Oldtimer auf vier und auch auf zwei Rädern säumten die Plätze und Straßen in der Innenstadt und buhlten zugleich um die Aufmerksamkeit der autoverrückten Besucher aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. Etwa die Hälfte davon war im Originalstil der 1950 er und 1960 er Jahre gekleidet und ausstaffiert, denn Rheinbach Classics ist zugleich ein Mekka der Rock‘n‘Roll Fans, von denen nicht wenige ihr ganzes Leben dem damaligen Zeitgeist verschrieben haben.

Zum ersten Mal ging es schon am Donnerstagabend los mit einer „After-Job-Party“, die mit etwa 1000 Besuchern ein voller Erfolg gewesen sei, wie Heinz Haubrichs, Cheforganisator und Vorsitzender des Vereins „Rheinbach Classics“ mitteilte. Daher überlege man, auch im kommenden Jahr eine solche Veranstaltung als Vor-Auftakt anzubieten. Bürgermeister Stefan Raetz mahnte allerdings auch, die Anwohner nicht überzustrapazieren, größer könne und dürfe die Veranstaltung auf keinen Fall werden. Doch auch in diesem Jahr habe sich wieder gezeigt, dass es sich bei den „Rheinbach Classics“ um eine Wohlfühlveranstaltung für alle handele: für die Teilnehmer, die Besucher und auch die Anwohner. „Die Classics passen einfach zu einer Stadt wie Rheinbach“, war der Bürgermeister überzeugt, der selbst praktisch Tag und Nacht als einer von vielen ehrenamtlichen Mitstreitern im Einsatz war.


Mehr als 300 ehrenamtliche Helfer im Einsatz


Insgesamt trugen nämlich etwa 300 ehrenamtliche Helfer dazu bei, dass die Veranstaltung einmal mehr ein Erfolg auf der ganzen Linie wurde. Allein im Oldtimer-Bereich waren 180 Helfer aktiv, viele davon waren zum ersten Male mit von der Partie und noch nicht 100-prozentig mit den Abläufen vertraut. Das führte auch dazu, dass der Oldtimer-Korso mit seinen 300 alten Schätzchen mit leichter Verspätung startete, was dem Jubel am Straßenrand aber keinen Abbruch tat. Zu Tausenden standen die Zuschauer entlang des Korso-Weges und sparten nicht mit Beifall für die teilweise wunderschönen historischen Fahrzeuge aus dem vergangenen Jahrtausend. Am weitesten angereist für den Korso war ein Oldtimer-Fan aus Budapest mit seinem Steyr Puch 500S vom Ende der 1960er Jahre, einem Fiat 500 nicht unähnlich.

Video

19.07.2017 19.07.2017 - Rheinbach Classics 2017
Rheinbach im Ausnahmezustand! Die Rheinbach Classics hatten zweieinhalb Tage lang für gefüllte Straßen und Gassen in der Glasmetropole gesorgt. Bereits in ihrer 12. Auflage scheint die Veranstaltung kaum etwas an ihrem Reiz verloren zu haben – auch in diesem Jahr sorgten Musik, Motoren und Peticoats aus den 50er und 60er Jahren für eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit. Rund 300 Herlfer waren an den Veranstaltungstagen auf den Beinen, damit die Fahrzeuge, die Hauptattraktion der Rheinbach Classics, ansprechend in Szene gesetzt werden konnten.

Am Samstag hatte Raetz zusammen mit Landrat Sebastian Schuster und dem Oldtimer-Experten Johannes T. Hübner 130 fachkundig restaurierte und liebevoll gepflegte Oldtimer auf die touristische Ausfahrt geschickt. Unter dem Motto „Eifel, Burgen, Fachwerk“ führte die Orientierungsrallye über 150 Kilometer zu einigen sehenswerten Orten der Region. So gab es unter anderem Stempelstellen an Schloss Miel und in der Burg Zievel, ihre Mittagspause verbrachten die Teilnehmer im Kloster Steinfeld. In den einzelnen Ortschaften, die von den Oldtimern durchfahren wurden, herrschte teilweise Volksfeststimmung mit eigenen Feiern, und die Oldtimer-Enthusiasten wurden allenthalben mit Waffeln, Gebäck und Getränken versorgt.


Verjüngungskur für den Vorstand erwünscht


Doch für die Zukunft wünscht sich Haubrichs eine „Verjüngungskur“, insbesondere für das Organisationsteam, das schon heute mit den Planungen für „Rheinbach Classics“ im kommenden Jahr beginnt. Die sollen vom 13. bis 15. Juli 2018 stattfinden. „Die Veranstaltung wird immer größer, und einige Leistungsträger hören immer wieder auf. Deshalb werden ständig junge Leute gesucht, die bereit sind, Verantwortung für einen kleinen Teilbereich zu übernehmen“, so der Appell von Haubrichs. „Über frisches Blut in unseren Reihen würden wir uns sehr freuen“, bittet er Menschen mit „Benzin im Blut“ und einer Vorliebe für Rock‘n’Roll-Musik darum, sich bei ihm oder anderen Vorstandsmitgliedern zu melden.

In jedem Fall sollte aber die Organisation der Veranstaltung in den ehrenamtlichen Händen des Vereins bleiben und nicht etwa an eine professionelle Eventagentur vergeben werden, stellte Haubrichs klar. Denn dann, so fürchtet er, ginge nicht nur der Charme verloren. Auch die Akzeptanz in der Bevölkerung für das Großereignis, das das Leben in der Stadt doch einige Tage lang beeinträchtigt, werde dann wohl schwinden.


Zahlreiche Preise wurden vergeben


Natürlich gab es auch in diesem Jahr wieder eine ganze Reihe von Preisen zu gewinnen. So kürte eine fachkundige Jury die „Best of Rheinbach Classics“-Fahrzeuge. Den originalgetreuen und am besten restaurierten Oldtimer hatte Siegfried Materowicz dabei mit seinem 1968er Mercedes 280 SL „Pagode“ in silbergrau. Der Kerpener verteidigte damit seinen Titel vom Vorjahr, den er damals allerdings mit einem Jaguar E-Type errungen hatte. Die „Rheinbacher Hupe“ für den Publikumspreis nahm Andreas Wietzge aus Darmstadt mit nach Hause, denn er hatte ein wahrlich sehenswertes Fahrzeug vorgestellt. Der genau 100 Jahre alte American La France Speedster aus dem Jahr 1917 war der unumstrittene Hingucker der Rheinbach Classics.

Der vor Messing und Nickel nur so strahlende Sechszylinder mit unfassbaren 15 Litern Hubraum brachte zwar „nur“ 150 PS auf die Kette, dafür aber unvorstellbare 1.700 Newtonmeter Drehmoment. Der Klang aus den armdicken Auspuffrohren war ohrenbetäubend und auch der Spritverbrauch mit annähernd 50 Litern auf 100 Kilometer eher als überdurchschnittlich zu bezeichnen. Da der Tank allerdings stolze 160 Liter fasst, kommt man mit einer Tankfüllung dennoch 400 Kilometer weit. Die theoretische Höchstgeschwindigkeit gibt der Besitzer mit 200 Stundenkilometern an, „das hat sich aber noch niemand getraut“, schmunzelt er. Denn das Fahrzeug besitzt lediglich an der Hinterachse eine Bremse, weil man damals noch der Ansicht war, dass sich Fahrzeuge mit Vorderradbremse nach vorne überschlagen würden, ähnlich wie bei einem Fahrrad. Erst ab etwa 1920 seien die Vorderradbremsen bei Autos modern geworden.


Sabrina Berrenrath ist „Miss Petticoat“


Die Siegerin des diesjährigen Petticoat-Wettbewerbs ist Sabrina Berrenrath aus Remagen, die sich im Finale mit gegen zwei Dutzend Mitbewerberinnen durchsetzen konnte und für ein Jahr „Miss Petticoat“ sein darf. Auf Platz zwei kam Kristina Stüttgen aus Brühl, Platz drei belegte Viola Kornfeld aus Schlüchtern. Das originalste Paar im Stil der Fünfziger und sechziger Jahre war wie im Vorjahr Petra und Christian Klee aus Bad Honnef, die sich aber diesmal nur ganz knapp im Finale durchsetzen konnten.

Insgesamt elf Live-Bands verwöhnten an drei Tagen das Publikum musikalisch und sorgten immer wieder dafür, dass sich kleine und auch größere Gruppen von originalgetreu gekleideten Tänzern vor der Bühne im Rhythmus der Musik bewegten. Doch den größten Zuspruch hatten naturgemäß am Freitagabend die lebenden Legenden der Popgruppe „Slade“, der erfolgreichsten Band der 1970er Jahre. Wie schon damals, versetzten auch in Rheinbach ihre weltbekannten Hits wie „Mama Weer All Crazy Now“, „My Oh My“, „Far Far Away“ oder „Cum On Feel The Noize“ die 2000 Fans in helle Begeisterung.


Slade spielten vor 2.000 begeisterten Fans


Die britischen Musiker aus den englischen Midlands gelten als Pioniere der damaligen „Glam-Rock-Bewegung“. In Rheinbach standen mit Gitarrist und Sänger Dave Hill und Schlagzeuger Don Powell noch zwei Gründungsmitglieder mit auf der Bühne. „Es war einfach bombastisch“, schwärmte Haubrichs. Bewährt habe sich auch das erstmals angewandte Konzept, die Hauptgruppe Slade gleich zu Anfang spielen zu lassen. Den Grund nannte Vorstandsmitglied Jens Hoffmeister: „Alle, die zu den Legenden kommen, sind selbst meist schon älteren Semesters. Die können und wollen nicht bis 22 Uhr warten.“ Außerdem könnten sie dann auch noch den letzten Zug erwischen, der um 23 Uhr am Rheinbacher Bahnhof abfährt.

Bei der „Classics Rocknacht“ folgt auf den Auftritt der Supergruppe die „Rock-und Party-Time“ bis in die Nacht hinein, wobei die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte und beliebte AC/DC-Tribute Band „Dirty Deeds `79“ den Himmeroder Wall mit Klassikern wie „TNT“, „Hells Bells“ oder „Highway to Hell“ zum Kochen brachten. Bei „Thunder“, „TNT“ und „Whole Lotta Rosie“ feierten die „Deeds“ und das Publikum, das auch vom wild über die Bühne rasenden Gitarristen Volker „Vangus“ Voigt begeistert war, eine rauschende Hard Rock-Nacht.


Unfall hätte schlimmer ausgehen können


Alles in allem war es während der gesamten Veranstaltung erstaunlich ruhig geblieben. „Wir hatten manchmal schon den Eindruck, unsere Funkgeräte wären defekt, weil so wenige Meldungen durchkamen“, schmunzelte Hofmeister. Dabei hätte der ehemalige Zeitungsmann beinahe selbst für Schlagzeilen gesorgt, denn er machte einen ungeplanten Abflug, als er auf unebener Straße in der Nähe von Kalenborn mit seinem Motorroller von der Straße abkam und kopfüber in den Graben stürzte. „Ich sah den Roller an mir vorbei fliegen“, konnte er im Nachhinein nur den Kopf schütteln und dreimal auf Holz klopfen, denn außer einigen Schrammen am Kinn und am rechten Handgelenk sowie einer verstauchten linken Hand kam er noch einmal glimpflich davon. „Bei 70 Sachen hätte das schlimmer ausgehen können“, war ihm bewusst. JOST

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