Leserbrief zum aktuellen Kita-Streik in Bad Bodendorf

Ein Appell an die Vernunft

Die Kita „Max und Moritz“ in Bad Bodendorf streikt nun schon die dritte Woche. Die Eltern sind entsetzt, hilflos, wütend und vieles mehr. Und das schon lange nicht mehr nur auf die Kommunen. Viele Eltern bangen um ihre Existenz, haben Ängste und Sorgen aufgrund der prekären Situation. Das hört sich für Außenstehende weit hergeholt und überzogen an, aber leider ist genau das in diesen Tagen bittere Realität. Und warum? Weil die Kita geschlossen hat, unbefristet, mit wenig Aussicht auf eine baldige Veränderung. Für die rund 120 Kinder, die „Max und Moritz“ besuchen und dort bisher zuverlässig und liebevoll betreut wurden, bleibt die Tür verschlossen.

Da ist eine Notgruppe für circa 30 Kinder nett gemeint, aber wenig sinnvoll. Erst recht, weil die Plätze dafür nach dem „Wer-zuerst-kommt-Prinzip“ verteilt wurden. Also müssen sich die berufstätigen Eltern der verbleibenden Kinder unbezahlten Urlaub nehmen, krank schreiben lassen, ihre Kinder mit zur Arbeit nehmen oder versuchen sie irgendwie anders unterzubringen. Das hat zur Folge, dass die Arbeitgeber der Eltern Abmahnungen aussprechen und sich bei der nächsten freien Stelle in ihrem Betrieb dreimal überlegen eine Mutter einzustellen.

Es ist ein berechtigter Kampf, den die Erzieher ausfechten. Das wissen wir alle. Ich selbst bin auch Erzieherin und weiß um die wenige Wertschätzung und schlechte Bezahlung. Aber in erster Linie bin ich Mutter zweier Kinder. Ich appelliere an die Arbeitgeber aller sozialen Einrichtungen und in meinem Fall speziell an die Stadt Sinzig, endlich den Forderungen entgegen zu kommen und sich zu bemühen ein gemeinsames Ziel zu finden. Außerdem appelliere ich an die Mitarbeiter der Bad Bodendorfer Kita: Findet einen anderen Weg und die Eltern stehen hinter euch.

Das, was wir Eltern in den letzten drei Wochen erlebt haben, hat wenig mit der von euch selbst eingeforderten Wertschätzung zu tun. Das gute Klima in der Einrichtung wird durch dieses militante Verhalten so sehr vergiftet, dass man kaum noch nette Worte über die Mitarbeiter und die Kita hört. Wenn diese Farce nicht bald endet, werden die sonst sehr engagierten Eltern in den Streik treten.

Aber am allerwichtigsten: Denkt an die Kinder! Viele Kinder fragen, jammern und weinen täglich nach dem Kindergarten und ihren Freunden. Einige Kinder fühlen sich sogar „schuldig“, dass die Erzieher im Moment nicht arbeiten möchten und fragen, ob diese böse auf die Kinder seien.

Dieser Kampf, wenn auch berechtigt, hat eine falsche Richtung eingeschlagen. Es geht nicht mehr um höhere Einstufungen, Rechte und Wertschätzung. Es geht um Existenzen und um das Wohl unserer Kinder.

Carmen Reuter, Bad Bodendorf