Bernhard Gasper aus Westum besitzt über 1.000 alte Sinziger Postkarten

Sammlerstücke, die Geschichten erzählen

Sammlerstücke, die Geschichten erzählen

Sammlerstücke, die Geschichten erzählen

Sammlerstücke, die Geschichten erzählen

Westum. Des Menschen Hobby ist sein Himmelreich - und manche Hobbys kommen manchmal recht skurril daher.

Nicht in diese Rubrik, aber unter dem Begriff „ausgefallen“ geht die Sammelleidenschaft von Bernhard Gasper aus Westum. Ihm haben es alte Postkarten aus dem ehemaligen Postleitzahlenbereich 54, also aus der Stadt Sinzig, angetan. Mit über 1.000 Sammelstücken verfügt er wohl über die größte Sammlung in Sinzig. Seit über 20 Jahren widmet er sich teilweise recht zeitintensiv seiner Sammlertätigkeit.

In Zeiten von SMS und E-Mail biete das Sammeln der alten Stücke natürlich auch einen gewissen Notalgieefffekt. Und jede Karte erzählt natürlich auch ihre eigene Geschichte. Mit dem Verschicken von Postkarten ging es ab 1880 los. Schnell wuchs eine umfangreiche Verlagsbranche heran. Postkarten wurden damals zum Trend. Die Rückseite war in den Anfangszeitenzeit ausschließlich der Empfängeradresse vorbehalten. Die Grüße mussten also kurz und knapp auf die Motivseite geschrieben werden.

Fast alle alten Karten spiegeln zwei Trends wieder: Zum einen hatten unsere Vorväter meist eine gestochene scharfe und präzise und vor allen sehr gut lesbare Handschrift - Stichwort: Schönschreiben in der Schule. Denn trotz „Sütterlinschrift“ sind fast alle Karten bei gewissen Vorkenntnissen einfach zu entziffern. Zum anderen war die Post damals verdammt schnell. Dank Ausgangs- und Eingangsstempel lässt sich nachvollziehen, dass fast alle Karten es in einem Tag quer durch Deutschland schafften - Stichwort: Nachzüge der Post, in denen eifrig sortiert wurde. Und das seine Karten gelaufen sind, also tatsächlich verschickt wurden, darauf legt Bernhard Gasper sehr großen Wert.

Sinzig ist für Postkartensammler nicht gerade das Eldorado. Remagen, aber vor allem Bad Neuenahr-Ahrweiler haben da wesentlich mehr zu bieten. Tourismus und Kurbetrieb sorgten seinerzeit für eine sehr große Postkartenvielfalt. So gibt es von Franken, Koisdorf, Westum oder Löhndorf kaum alte Postkarten. Aus Bad Bodendorf schon deutlich mehr, meist aus den Zeiten des florierenden Kurbetriebs. Deutlich besser sieht es da in Sinzig selbst aus - auch wenn die Motive mit Sankt Peter, Schloss und dem Barbarossadenkmal eher eingeschränkt sind. Die älteste Postkarte in Gaspers Besitz in Form einer Farblithografie, die alle Sinziger Motive vereint, stammt übrigens aus dem Jahr 1896. Da viele Gastrobetreiber Postkarten intensiv als Werbemittel einsetzen, kann man in Gaspers Sammlung auch sehr schön eine Zeitreise in die einstige Sinziger Gastronomie und Hotellerie unternehmen - und erfährt ganz nebenher, dass die erste Sinziger Tankstelle in Form einer Zapfsäule vor der heutigen Apotheke Vogel bestand.

Weitere Ausstellungen geplant

Das ausgefallene Hobby hat übrigens seinen Preis. „Die professionellen Händler sind sehr geschäftstüchtig“, umschreibt Gasper die Tartsache, das eine seltene Karte schon einmal mit 25, 30 oder gar 40 Euro zu Buche schlagen kann. Und einige Motive bieten auch Grund zum großen Rätseln. Welche Ecke von Sinzig oder welches Haus ist da abgebildet? Daher hat Gasper gerne viele Sinzigkenner zu Besuch. Die haben manches Rätsel gelöst, aber es gibt immer noch genug geheimnisvolle Karten.

Die Sammlung gab es bisher erst einmal bei einer kleinen Ausstellung im Rathaus zu bewundern. Doch im Jahr 2017 ist eine große Ausstellung mit den Postkarten von Bernhard Gasper bereits Bestandteil des großen Festreigens. Und zart angedacht ist auch eine weitere Ausstellung zum Weihnachtsmarkt 2016, dann möglicherweise im Büro des Bürgerforums.