Fußball-Rheinlandliga: Unentschieden an der Brauerstraße half keiner Mannschaft weiter

Das Derby hatte keinen Sieger

Das Derby hatte keinen Sieger

Lars Bohm von der SG Eintracht Mendig/Bell musste nach 86 Minuten mit der Gelb-Roten Karte vom Platz. SK

Das Derby hatte keinen Sieger

Cornel Hirt heißt ab 1. Juli 2017 der neue Trainer an der Brauerstraße.

Das Derby hatte keinen Sieger

Die Nummer 20 wird die Vulkanstädter verlassen: Niklas Heinemann schließt sich definitiv dem TuS Mayen an.

Mendig. So richtig freuen wollte oder konnte sich nach dem 3:3 (0:2) im Derby der Fußball-Rheinlandliga zwischen der abstiegsbedrohten SG Eintracht Mendig/Bell und dem TuS Mayen niemand. Der eine Zähler bringt weder die Gastgeber im Kampf gegen den Abstieg noch die Gäste im Bestreben um den zweiten Platz weiter. Im ersten Abschnitt sahen die nur 280 Zuschauer auf dem Kunstrasenplatz an der Brauerstraße eine chancenarme und von der Taktik geprägte Partie, in der sich beide Mannschaften neutralisierten und nur auf die Fehler des Gegners warteten. „Ich hatte die Devise ausgegeben, den Mendigern die Initiative zu überlassen und sie zu langen Bällen zu zwingen“, analysierte TuS-Trainer Thomas Reuter. „Dieses Konzept ist in den ersten 45 Minuten aufgegangen.“ So ganz nebenbei führten die Gäste durch zwei Freistöße von Kapitän Eike Mund sogar mit 2:0: Beim ersten Treffer wurde der Ball vom Mendiger Mannschaftsführer Florian Schlich unglücklich abgefälscht (30.), beim zweiten Tor segelte das Spielgerät an Freund und Feind vorbei ins Netz (44.). SG-Torhüter Yannik Reinländer sah hierbei unglücklich aus, verhinderte aber eine knappe Minute später gegen Mund die endgültige Entscheidung und dessen Hattrick.

Ausgerechnet Heinemann

Bis zur 60. Minute sahen die Gäste wie der sichere Sieger aus, aber ab diesem Zeitpunkt fand der TuS Mayen nicht mehr statt. „Wir haben das Spiel hergegeben, wir waren viel zu weit von unseren Gegenspielern weg“, räumte Reuter ein. „Vor allem Marcel Berg hat uns große Probleme bereitet, er ist halt ein überdurchschnittlicher Rheinlandligaspieler.“ Die Aufholjagd leitete aber ausgerechnet jemand ein, der in der nächsten Saison das Trikot des TuS Mayen tragen wird: Niklas Heinemann gelang in der 66. Minute der 1:2-Anschlusstreffer. Danach nahm das Derby so richtig Fahrt auf. Nur sechs Minuten nach seiner Einwechslung sorgte der Ex-Mayener Stephan Schikora für den Ausgleich (74.). Lediglich 180 Sekunden später behielt der Edeljoker erneut die Nerven, als er einen Foulelfmeter zur Mendiger 3:2-Führung verwandelte. Innenverteidiger Sven Thelen, von Reuter nach gut 50 Minuten auf die linke Abwehrseite beordert, hatte Berg rustikal von den Beinen geholt. „Wir haben den Gegner nach einer Stunde regelrecht beherrscht und ihn förmlich an die Wand gespielt“, freute sich SG-Übungsleiter Florian Stein. „Von daher ist es schade, dass wir den Vorsprung nicht ins Ziel gebracht haben.“ Daran hatte auch Schiedsrichter Torsten Moog aus Oberwesel seinen Anteil. Nach 80 Minuten zeigte er auf den ominösen Punkt, als Charles Butte gegen Pascal Steinmetz den Fuß aufgesetzt hatte. Steinmetz ließ sich diese Chance nicht entgehen und markierte den 3:3-Ausgleich. Mendigs Trainer Stein wollte sich zu dieser Szene nicht äußern, sein Kollege Reuter gab sich als Diplomat: „Er kann diesen Elfmeter geben, er muss ihn aber nicht geben.“ Dieser umstrittene Treffer läutete eine turbulente Schlussphase einer insgesamt fairen Begegnung ein. Von draußen wurde allerdings viel Hektik ins Spiel gebracht, der Mendiger Torwarttrainer Arno Rothbrust musste sogar hinter die Barriere (81.). Der Unparteiische verschaffte sich mit zwei Gelb-Roten Karten gegen den Mayener Uwe Unterbörsch (84.) und gegen den Mendiger Lars Bohm (86., beide wegen wiederholten Foulspiels) zusätzlich Luft. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit vergab wiederum Schikora die große Möglichkeit zum 4:3, als er den Ball aus fünf Metern Entfernung in die Wolken drosch.

„Vielleicht hatte die Eintracht aufgrund der Leistung in der zweiten Halbzeit einen Sieg etwas mehr verdient als wir, aber glücklich ist dieses Unentschieden wegen unserer starken ersten Hälfte auch nicht“, so Reuter. „Die Mendiger sind für mich sowieso nicht der klassische Underdog. Wenn sie dieses Team vor der Saison zusammengehabt hätten, wären sie unter den ersten sechs Mannschaften gelandet.“ Sein Gegenüber sah es ähnlich. „Mit dieser Leistung müssen und werden wir uns auch in den restlichen Spielen nicht verstecken“, meinte Stein, der die Vulkanstädter nach der Saison verlassen wird. Sein Nachfolger steht mittlerweile auch fest: Mit Cornel Hirt kommt ein alter Bekannter, der sich in der Rheinlandliga gut auskennt. Der 44-Jährige, im Münstermaifelder Stadtteil Keldung beheimatet, war in den vergangenen vier Jahren der verantwortliche Mann bei der SG Altenkirchen/Neitersen. Hirt tritt am 1. Juli 2017 seinen Dienst an der Brauerstraße an, sein Vertrag läuft über zwei Jahre. Fraglich ist nur, ob er mit der SG Eintracht Mendig/Bell einen Rheinlandligisten oder einen Bezirksligisten übernimmt. „Wir planen zweigleisig, wir haben ja auch gar keine andere Möglichkeit“, so SG-Vorsitzender Harald Heinemann. „Den Kader haben wir zum großen Teil auch schon zusammen.“

SG Eintracht Mendig/Bell: Reinländer, Kostrewa (68. Schikora), Spohler, Mrkalj, Schlich, Iino, Strahl, Butte, N. Berg (82. To. Schumacher), N. Heinemann, Bohm.

TuS Mayen: Michel, Schneider (52. Löhr), Thelen, Mund, Bokumabi, Unterbörsch, Steinmetz, Tutas, Uhrmacher (90. + 1 Jenke), Weis, Mey (40. Marx).

Schiedsrichter: Torsten Moog (Oberwesel).

Zuschauer: 280.

Torfolge: 0:1, 0:2 Eike Mund (30., 44.), 1:2 Niklas Heinemann (66.), 2:2, 3:2 Stephan Schikora (74., 77., Foulelfmeter), 3:3 Pascal Steinmetz (80., Foulelfmeter).

Besonderheiten: Mendigs Torwarttrainer Arno Rothbrust wird wegen Meckerns hinter die Barriere verwiesen (81.), Gelb-Rote Karten gegen Mayens Uwe Unterbörsch (84.) und gegen Mendigs Lars Bohm (86., beide wegen wiederholten Foulspiels).