Aktionsgemeinschaft, Einzelhandel und Stadt beschreiten einen neuen Weg

„First Friday“ – eine Strategie gegen den Zeitenwandel im örtlichen Handel

„First Friday“ – eine Strategie gegen den Zeitenwandel im örtlichen Handel

Die Mehrzahl der zur Informationsveranstaltung erschienenen Händler, Gastronomen und anderer Unternehmer möchten sich am Projekt „First Friday“ aktiv beteiligen. MKA

„First Friday“ – eine Strategie gegen den Zeitenwandel im örtlichen Handel

Ein Blick in die Hochstraße kurz nach Geschäftsschluss.

„First Friday“ – eine Strategie gegen den Zeitenwandel im örtlichen Handel

Mehtap Turan (AAA) präsentierte das Konzept „First Friday“.

Andernach. Wenn der Citymanager einer Nachbarstadt an den Andernacher Oberbürgermeister mailt: „First Friday – ich ziehe den Hut vor den Andernachern. Welch‘ eine tolle Idee!“, dann kann die Aktionsgemeinschaft „Andernach attraktiv“ (AAA) mit ihrem Vorhaben wohl nicht ganz falsch liegen. Im Ratssaal des Historischen Rathauses konnten Oberbürgermeister Achim Hütten und die AAA-Vorsitzende Mehtap Turan über 50 Einzelhändler, Gastronomen und weitere Unternehmer begrüßen, die sich über das neue Projekt zur Belebung des innerstädtischen Einzelhandels in Andernach informieren wollten. „First Friday bedeutet“, so Hütten, „an jedem ersten Freitag im Monat, die Nacht zum Tage zu machen, die Geschäfte bis 22 Uhr offen zu halten und dies zu verbinden mit einem kulturellen Angebot.“ Letzteres sei auch der Grund, warum die Stadt mit im Boot sei.

Vormarsch des Onlinehandels erfordert Reaktion des Einzelhandels

„Wir müssen mehr Frequenz in die Stadt bekommen!“, richtete ein Fachhändler, der mit seinen Umsätzen in der Bahnhofstraße alles andere als zufrieden schien, einen deutlichen Appell an seine Kolleginnen und Kollegen. „Diese Chance müssen wir jetzt nutzen, wir haben nicht mehr viele!“, forderte er im Anschluss an die Konzept-Präsentation durch Mehtap Turan. Die junge Unternehmerin und Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft, einem Verein, der sich in Andernach für die Entwicklung der innerstädtischen Handels-, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe in der Mitverantwortung sieht, warf die Frage in die Runde: „Warum sollen Kunden zum Einkauf nach Andernach kommen?“ Ein sogenannter „Mehrwert“ könnte es sein - ein Einkaufserlebnis, eine besondere Atmosphäre und Stimmung. Ein Alleinstellungsmerkmal könne Andernach ein neues Kundenpotenzial erschließen. Mit „First Friday“ möchte die AAA, zusammen mit dem Handel und der Gastronomie, die Mehrwert-These auf den Prüfstand stellen.

Die positiven Rückmeldungen des Handels nach den bisherigen Festen und Aktionen in der Innenstadt bestätigen die Magnetfunktion besonderer Events, auch für die Ladentheke. Dabei ragt die Besucherfrequenz bei der alljährlichen, und inzwischen in der Region bekannten, Kulturnacht heraus. An dieses Erfolgsrezept lehnt sich daher auch „First Friday“ an. Achim Hütten: „Man kann nicht jeden Monat so einen Aufwand betreiben, wie in der Kulturnacht, aber eine ‚kleine Kulturnacht‘ könnte es werden.“

Eine gute Planung ist meist von Erfolg gekrönt

Das Konzept „First Friday“ sieht vor, die Innenstadt ab April 2019 an jedem ersten Freitag im Monat mit einem kulturellen Rahmenprogramm unter einem bestimmten Motto zu beleben. Ein Einkauf soll so für die Besucher mit Emotionen verbunden sein. Das Motto ist dabei wie ein „roter Faden“, der sich durch die Einkaufsstraßen und Geschäfte zieht. Schaufenster und Angebote sollen möglichst darauf ausgerichtet sein. Die kulturellen Veranstaltungen finden in der Zeit von 18 Uhr bis 22 Uhr statt. Ihre Organisation erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen dem Kulturamt, der Wirtschaftsförderung und der Aktionsgemeinschaft. Am 5. April geht es mit einer bunten und fröhlichen Auftaktveranstaltung „Happy Birthday“ los. An einem weiteren Freitag soll sich das Publikum in der Stadt in die 1001. Nacht versetzt fühlen. Die Innenstadt wird sich dann in einen Orientbasar verwandeln, auf dem selbstverständlich auch gefeilscht werden darf. Und in einer „Nacht der Wächter“ können sich die Besucher im Fackel- und Laternenschein unter anderem an den angebotenen Lesungen und den spannenden Führungen durch kaum bekannte Hinterhöfe erfreuen. Am Infoabend selbst wurde die Idee geboren, auch Andernachs Partnerstädte einmal zum Thema zu machen.

Dalai Lamas Weisheit „Wenn wir nicht zusammenarbeiten, werden wir für unsere Probleme keine Lösung finden“, gilt auch für die Umsetzung des Projekts „First Friday“. Erfolg verspricht dieser von der AAA initiierte Weg nur, wenn ein Großteil der Einzelhändler und Gastronomen bereit ist, ihn aktiv mitzugehen. Konkret bedeutet das, sein Geschäft am jeweiligen Freitag bis 22 Uhr geöffnet zu halten und möglichst eine aufs Motto ausgerichtete Außenwirkung anzustreben. Verständlich, dass die Bürgervertreter im Kulturausschuss und dem Stadtrat die zugesagte und nachstehend dargestellte Ein-Jahres-Finanzierung an eine solche Solidarität knüpfen. Die Vereinseinnahmen der Aktionsgemeinschaft reichen für das Vorhaben nicht aus. Erfreulicherweise signalisierte bereits die Mehrzahl der anwesenden Inhaber von Einzelhandelsgeschäften und Gastronomiebetrieben im Anschluss an die Präsentation durch Handabstimmung ihre Bereitschaft zur Beteiligung an der Projektumsetzung. Der AAA-Vorstand, aber auch die weiteren First-Friday-Befürworter haben in den nächsten Wochen dennoch einiges an weiterer Überzeugungsarbeit zu leisten.

Die Stadt Andernach unterstützt „First Friday“ für ein Jahr mit 60.000,00 Euro aus dem Etat des Kulturamts. Mit dem Betrag können zwölf Veranstaltungen realisiert und vermarktet werden. Außerdem stehen 15.000,00 Euro aus dem Etat von Andernach.net zur Finanzierung der Personalaufwendung für die Projektkoordination zur Verfügung. Die AAA soll einen Eigenanteil leisten. Die Haushaltssatzung 2019, so auch der im Teilhaushalt „Kultur, Bücherei, Museum“ ausgewiesene Betrag, soll endgültig in der Stadtratssitzung am 6. Dezember verabschiedet werden.