Prunksitzung der Stadtsoldaten 1896 e.V.

Närrisches Feuerwerkder Raketen und Lachsalven

Närrisches Feuerwerk
der Raketen und Lachsalven

Regimentstänzer der Stadtsoldaten „bei der Arbeit“.

Närrisches Feuerwerk
der Raketen und Lachsalven

Das Kinderballett griff nach den Sternen. -RAU-

Närrisches Feuerwerk
der Raketen und Lachsalven

Andernach. Die Bühne der Mittelrheinhalle erwies sich am zurückliegenden Wochenende als ausgelassene Basisstation rheinischen Frohsinns und Heiterkeit. Lampenfiebrige Vorfreude in den Gesichtern der aktiven Stadtsoldaten, die am Samstag und Sonntag den Countdown des althergebrachten Saalkarnevals herunterzählen und diesen stimmungsvoll eröffnen durften. Während der gut fünf Stunden schöpfte der närrische Traditionsverein die unzählige Weite der närrischen Unterhaltungskunst in gekonnter Manier aus und zündete dabei gleich mehrere Raketen, die mit karnevalistischem Rückstoßantrieb zu Höhenflügen ansetzten.

Kommandant und Sitzungspräsident Heribert „Molly“ Zins hatte sich derweil mitsamt seinen restlichen Elferrätern vor eine weltraumgreifende Bühnenkulisse begeben, vor der sich das uniformierte Corps den Sitzungsgästen vereinsfarbenfroh in rot und gelb präsentierte. Das nach den begrüßenden Worten abgehaltene „Wibbeln“ widmete Heribert Zins dem „Ehrenmitglied“ Horst Zerwas, der wie alle anderen im Anschluss die Darbietung des Kinderballetts verfolgte. Auch der Nachwuchs der Stadtsoldaten griff dabei nach den Sternen, und wenn auch nur nach den Amerikanischen. So schlüpften die Kinder letztmals trainiert von Jana Druschke und Tanja Peters in die Rolle von „Cheerleadern“, die ihrem Publikum mal mächtig einheizten.

Nachdem „Et Blonchen“ Andrea Peters darüber berichtete hatte, wozu unkoordinierter Stuhlgang führen kann, füllten die Altstadtrebellen (Zins, Aaron Friedland, Stefan Fischer, Waldemar Thiele) die humoristischen Triebwerke: Mit ihrem Gesang über verträumte Andernacher Politiker und neuen Ideen für die „Essbare Stadt“ übersprangen sie die karnevalistische „Fünf-Prozent-Hürde“ deutlich. Ein Seitenhieb auf die letzten Wahlergebnisse der FDP blieb dabei nicht auf der Strecke.

Feinsinnige Recherchen

In schwindelerregende Höhen beförderte anschließend Tanzoffizier Yves Przybylla seine Tanzpartnerin Marijke Lahnstein, doch befand sich die Regimentstochter der Stadtsoldaten zu jeder Zeit der sehenswerten Einlage in sicheren Händen. Über eine Hand voll tagesaktuelle Themen hatten „Spitz und Spitz“ (Mättes Sabel und Johannes Asbach) im Rahmen ihrer feingeistigen Recherchen zusammengestellt und debattierten auf sprachlich hohem Niveau unter anderem über Abhörmethoden früher und heute. Der Gang zum Arzt bliebe uns heute erspart, stattdessen reichten die E-Mail-Adresse und das zugehörige Passwort.

Aus Kerzenschein entfachte sich einstweilen der atmosphärisch stimmige Tanz des Jugendballetts, dessen Leiterinnen Elena Lüdke und Jana Wagner ihre Nachwuchsschützlinge auf den Punkt genau vorbereitet hatten. Vorbereitung ist alles, dachte sich auch die Formation des „Regimentstanzes“, den die seit 30 Jahren existierende „2. Kompanie“ auf die Beine stellt und damit, unterstützt vom Regimentstochter Marijke Lahnstein, schwere Geschütze auffährt. „Hallo, ihr Leut“, riefen im Anschluss die „Vier Kleevkurschte“ Martina Eiden, Erika Schwickert, Andrea Paulmann und Vera Zerwas-Schneider ihrer Zuhörerschaft zu und besangen mehrstimmig innerstädtische Schieflagen. Für ihren elften Tanz auf der Stadtsoldatenbühne hatte das gemischte Gardeballett sich neue Kostüme anfertigen lassen - nicht nur Kommandant Zins fand dies „wunderbar“. Und die für Gardeballetts eher unübliche Zugabe wurde mit viel Beifall honoriert. Diesen verdienten sich auch Nadine Krebs und Nina Ruppert mit ihrer Version der Weihnachtsgeschichte. Beabsichtigte Wortwitze wie „Gold, Weihrauch und Möhren“ folgten auf köstliche Pointen rund um Maria und ihrem „Zimmermanns Jupp“. Die Voraussetzungen für eine kurze Zwischenlandung waren geschaffen.

„Bühnenkult in Hochkultur“

Von der Sitzungskapelle „MännDie“ musikalische wieder zur zweiten Runde begrüßt, befand sich die Sitzungscrew schnell wieder in einer gut gelaunten Umlaufbahn. Aktive Sportler der Turnerriege um Matthias Busenkell und Basti Hausberger beförderten sich per Sprungbrett in die luftleeren Räume Andernachs guter Stube, die anschließend „Bühnenkult in Hochkultur“ erleben durfte: Markus Topp hatte einmal mehr seinen „dünnen Hering“ Susanne Bell „an Board“. Deren Ausführungen über Auswahlkriterien für Festausschussmitglieder oder aber die Qual bei Wahl beim Schwimmbekleidungskauf zündete Lachsalven im Saal. In eben diesem hatte die Tanzgruppe trainiert von Marijke Lahnstein und Jennifer Reif ihre Laserschwerter gezückt und zogen ins intergalaktische Gefecht gegen Griesgram und Muckertum. Jener vertrieb auch Michael Krebs: Im 22. Bühnenjahr zog der zudem seit über einem Jahrzehnt erprobte Leiter der Fidelitas in der Rolle als „Kresse“ zum wiederholten Male alle Register, ulkte aus der „Bütt“ über die Dinge, die das Leben schreibt und erntete dafür stehende Ovationen.

Dass im Weltraum auch wohlklingende Töne ihren wohlverdienten Platz einnehmen, bewies der Spielmannszug der Stadtsoldaten mit einem „Heino-Medley“, bei dem sich die Truppe um Tambourmajor Sandra Bell nicht nur musikalisch, sondern vor allem auch optisch an dem Sänger aus Bad Münstereifel orientierte. Zur finalen Landung des Sitzungsflugkörpers zeigte sich das Damenballett, die „Just For Fun Dancers“, mit Schirm und Charme, wenn auch ohne Melonen dem erwartungsvoll dreinblickenden Publikum. Neu-Trainerin Monika Lahnstein hatte mit ihrer Ballettformation einen formvollendeten Tanz einstudiert, der flott und leichtherzig den idealen Schlusspunkt setzte. Sichtlich zufrieden bedankte sich die rot-gelbe Aktivenschar gemeinsam auf der Bühne für den gespendeten Applaus und verließ, angeführt von Neu-Puddelinchen Cathrin Ducht, das Rampenlicht. Zu groß war nun die Erdanziehungskraft, um zu weiteren Ausflügen ins Universum aufzubrechen. Das jetzt anstehende gemeinsame Feiern mit den Sitzungsbesuchern hatte sich das Stadtsoldatencorps schließlich mehr als verdient.