Exkursion des Historischen Vereins Andernach nach Sinzig

Zu Besuch beim Kaiser

Zu Besuch beim Kaiser

Kaiser Barbarossa in Sinzig. Foto: privat

Andernach. „Barbarossa. Kaiser zwischen Mythos und Marketing“- treffender konnte man diese Ausstellung im Schloss in Sinzig nicht betiteln. Sie beschäftigt sich auf zwei Etagen mit dem Mythos, sowie dem historischen Hintergrund Friedrich I., genannt „Barbarossa“, ein italienischer, zeitgenössischer Beiname aufgrund seines roten Bartes. Kein anderer Kaiser ist, vor allem im 19. Jahrhundert, so sehr zum Inbegriff eines heroischen Kaisers des Mittelalters geworden wie er. Dazu trug eine schon im 16. Jahrhundert in die volkstümliche Literatur eingegangene Sage bei, der Kaiser sei nicht gestorben, sondern schlafe, verborgen in einer Höhle des Kyffhäuser Gebirgsrücken und warte die Zeitenwende ab, um wieder aufzuerstehen. Im 19. Jahrhundert wird er so zur „Heilsfigur“ für alle, die sich Hoffnung machen auf einen Nationalstaat. Der Barbarossa-Kult reißt auch nach der Neugründung des Deutschen Kaiserreiches nicht ab, und so entstehen zahlreiche Denkmäler, auch Plätze, Straßen und Städte schmücken sich mit seinem Namen. So auch Sinzig. Es ist bekannt, dass sich Friedrich I. viermal hier aufgehalten hat. Erhalten ist aus dieser Zeit nichts. Auch keine Fundamente der alten Stauferpfalz, die der Kölner Kaufmann Bunge unter dem von ihm 1850 erbauten neuen Sinziger Schloss, in dem die Ausstellung nun stattfindet, wähnte. Trotzdem wurde eine Barbarossa-Statue aufgestellt, Barbarossa-Freilichtspiele durchgeführt und im 20. Jahrhundert „Barbarossa“ auch gern und gut vermarktet, sei es als Biermarke, Porzellan, Trinkgläser oder als Namensgeber für Apotheken und Sonnenstudios. Herr Menacher, der Kurator der Ausstellung, erklärte in einem Vortrag mit viel Bildmaterial den interessierten Besuchern den historischen Kern und die Gründe, die zur Mythenbildung führten. Dabei konnte er zahlreiche Facetten sowohl der historischen als auch der heroisierten Figur in seinem Fundus aufweisen, dass die Zuhörer, auch die, die weit hinten stehen mussten, interessiert lauschten, bevor sie dann die Exponate genauer und ausgiebig in Augenschein nahmen.

Vortrag „Kaiser im Mittelalter - Wirklichkeit und Mythos“

Passend zur Ausstellung und zum Jahresthema des Historischen Vereins Andernach beleuchtet Günter Haffke in seinem Vortrag (auch mit Bildmaterial), am 17. März, 19 Uhr im Parkhotel am Schänzchen in Andernach, verschiedene Kaiser des Mittelalters, von den Franken bis zu den Habsburgern. Was in Leben und Wirken der Kaiser entspricht der Wahrheit, was dem Mythos? Wie hat die Nachwelt von 1500 bis 2020 das beurteilt – die mittelalterliche Wirklichkeit betont oder den Mythos gebildet? Zum Problem Realität/Mythos ein Beispiel: Bekäme Karl der Große im Jahre 2020 den Karlspreis der Stadt Aachen oder müsste er sich vor dem internationalen Gerichtshof wegen Kriegsverbrechen und Völkermord verantworten?