500 Jahre Reformation: „Ökumenische Nacht der Kirchenmusik“

400 Sänger feierten die Reformation

400 Sänger feierten die Reformation

Anlässlich des Reformationsjahres waren die drei Kantore Peter Uhl, Thomas Schmidtund Thomas Sorger auf die Idee der Ökumenischen Musiknacht gekommen.

400 Sänger feierten die Reformation

In der ersten Stunde gaben die Kinder-und Jugendchöre den Ton an.

400 Sänger feierten die Reformation

Margarete Moritz und Hermann-Josef Schneider vom ACK Neuwied gestalteten mit den jungen Sänger/innen das Abendlob.

400 Sänger feierten die Reformation

Mit zeitgenössischem Liedgut verbreitete die Teenie-Jugend der Mennonitischen Brüdergemeinde Ringstraße gute Laune.

400 Sänger feierten die Reformation

Beim Heimspiel war der Kinderchor Crescendoder Marktkirchengemeinde besonders gut aufgelegt.

Neuwied. 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums stehen in Neuwied zahlreiche Veranstaltungen an. Ein Höhepunkt fand Samstagabend in der Neuwieder Marktkirche statt. 400 Sängerinnen und Sänger aller Generationen, aus sechzehn Chören des Kreisgebietes, gaben sich bei der „Ökumenischen Nacht der Kirchenmusik“ ein Stelldichein. Die erste Stunde gehörte den Kinder- und Jugendchören. Und während hier der ein oder andere Kleine gegen Ende des Konzerts schon mal Gähnen musste, sangen sich die Erwachsenen im Gemeindehaus erst fröhlich ein. Vier Stunden waren Zeit genug, um das gesamte Spektrum der Kirchenmusik zu erfahren. Auch Lieder von Martin Luther selbst. Er hatte der Kirchenmusik entscheidende Impulse gegeben. Luther führe die eigene Sprache in den Gottesdiensten in Deutschland ein, anstatt der lateinischen Gesänge. Verkündung und Musik gehörten für Martin Luther zusammen. „Vom Himmel hoch“, „Aus tiefer Not“ und „Gelobet seist Du, Jesus Christ“ zählen zu seinen geläufigsten Liedern, die nicht nur in evangelischen Gottesdiensten, sondern auch in katholischen Messen und bei anderen christlichen Glaubensrichtungen gesungen werden. Anders „Eine feste Burg ist unser Gott“. Dieses bekannte Lied des Reformators singen nur die Evangelischen. Am Samstag aber stand das Verbindende im Vordergrund. „Wir wollen das Verbindende, nicht das Trennende betonen“, erklärte der evangelische Kreiskantor Thomas Schmidt. Vor rund einem Jahr kamen er, der katholische Regionalkantor Thomas Sorger und Dekanatskantor Peter Uhl auf die Idee der ökumenischen Kirchennacht. Die größte Herausforderung, so Peter Uhl, lag darin, dass man durch die Fülle der Chöre keine gemeinsamen Proben durchführen konnte. Aber auch ohne klappte alles reibungslos und die Zuhörer genossen einen schönen und außergewöhnlichen Abend. Margarete Moritz vom mitveranstaltenden Arbeitskreis christlicher Kirchen (ACK) begrüßte die Gäste. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des ACK, Herman-Josef Schneider und den Kinder- und Jugendchören gestaltete sie das Abendlob mit Psalmen, Lobgesängen und Gebeten. Beim Schlusslied „Der Mond ist aufgegangen“ nahmen die Besucher die Einladung zum Mitsingen dankend an. Vielleich auch deshalb, weil sie die Vorstellung der Kinder und Jugendchöre von St. Matthias, Crescendo (Marktkirche) und dem Kinder- und Jugendchor Waldbreitbach so begeistert hatte. Die Teenie-Jugend der Mennonitischen Brüdergemeinde Ringstraße stand dem in nichts nach. Sichtlich Spaß hatte die Jugend an den flotten und modernen Liedern wie beispielsweise „Jesus tat, was er von seinem Vater sah“. Nach einer kurzen Umbaupause waren die Erwachsenen an der Reihe. Das Lobpreisteam der Mennonitischen Brüdergemeinde Ringstraße machte mit Liedern wie „Amazing Grace“ und „Das glaube ich“ den Anfang. Im zwanzigminütigen Takt wechselten die Chöre ab. Es folgen die Chöre der Neuapostolischen Kirche, des Christuszentrums und des Herrnhuter Brüdergemeine. Seit 251 Jahren gibt es diesen Kirchenchor und es ist der Besonderheit des Reformationsjahres geschuldet, dass mitmachte. Denn eigentlich singt der Kirchenchor nur in den Versammlungen und so gut wie nie konzertant. Im Gegensatz zu den Herrnhutern ist „Sing on“ ein junger Hüpfer. Der Gospelchor sorgte für richtig Schwung und Stimmung. Die Ökumenische Nacht der Kirchenmusik hatte also echte Besonderheiten aus sechs Konfessionen zu bieten. Zu späterer Stunde waren die Kantorei der Marktkirche, die Chorgemeinschaft St. Michael/St. Bonifatius/Gospelchor Irlich-Feldkirchen und der ökumenische Bläserkreis an der Reihe. Den festlichen Abschluss gestalteten der Kammerchor Neuwied und das Vokalensemble TonArt.

Die Reformation in Neuwied

Wie kam eigentlich die Reformation nach Neuwied? In der „wechselvollen Geschichte des Hauses Wied“, beschreibt Wilhelm Tullius das so: „Die wiedischen Landeskinder gingen, um es bildlich zu formulieren, als Katholische ins Bett und wachten als Evangelische wieder auf“. Es war Graf Johann IV. zu Wied der nach der Synode 1564 in Honnefeld für alle Kirchen in der wiedischen Grafschaft die Reformation nach den Vorstellungen und Lehren des schweizerischen Reformators Johannes Calvin, einführte. Nach der Devise „cuius regio, eius religio“, übersetzt „wessen Land, dessen Religion“ mussten die Untertanen die Religion des Landesherren übernehmen. Im Buch von Wilhelm Tullius ist dies darin begründet, dass man damals meinte, den religiösen und politischen Frieden besser sichern zu können, wenn die Untertanen jeweils die Konfession des Landesherren annehmen würden. Besonders schlimm war der abrupte Wechsel in Kurtscheid. Hier verlief die Grenze zwischen der Grafschaft und dem katholischen Kurköln mitten durch den Ort. Weil aber alle Einwohner katholisch bleiben wollten, wurden die Häuser auf der evangelischen Seite abgerissen und auf der kurkölnischen Seite wieder aufgebaut. Im Stadtgebiet ist die Grenze noch heute spürbar. Während die nördlichen Stadtteile, die einst der Grafschaft zu Wied angehörten, protestantisch sind, sind die südlichen überwiegend katholisch. Mittlerweile ist das zwar mehr gemischt, aber es gibt noch ältere Mitbürger, die sich daran erinnern, dass die beiden Konfessionen in den Grundschulen getrennt unterrichtet wurden und auch auf dem Pausenhof getrennt waren.