Generalversammlung des Kreisbauern- und Winzerverbandes Mayen-Koblenz in Welling

„Agrarpolitik in den 2020er Jahren – das Ende für den bäuerlichen Familienbetrieb“

„Agrarpolitik in den 2020er Jahren – das Ende für den bäuerlichen Familienbetrieb“

An der Podiumsdiskussion nahmen teil (von links) Maike Schulz-Broers (LSV), Olaf Brandt, Bund für Umwelt- und Naturschutz, Mechthild Heil (MdB) CDU Andernach und Gerd Ostermann, NABU Rheinland-Pfalz. Fotos: UBU

„Agrarpolitik in den 2020er Jahren – das Ende für den bäuerlichen Familienbetrieb“

Im Rahmen der Veranstaltung wurde Clemens Neises aus Ochtendung mit der silbernen Ehrennadel des Bauern und Winzerverbandes Rheinland-Nassau ausgezeichnet.

„Agrarpolitik in den 2020er Jahren – das Ende für den bäuerlichen Familienbetrieb“

Wolfgang Karbaum, Vorsitzender des Kreisverbandes MYK und Landrat Alexander Saftig.

„Agrarpolitik in den 2020er Jahren – das Ende für den bäuerlichen Familienbetrieb“

Gut besucht war die Generalversammlung des Kreisverbandes MYK des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau in Welling.

Welling. Seit Monaten protestieren Landwirte in ganz Deutschland. Ihr Protest richtet sich beispielsweise gegen eine weitere Verschärfung der Dünge-Verordnung zum Schutz des Grundwassers und schärfere Vorgaben zum Insekten- und Umweltschutz. Auch die für viele Agrarbetriebe wichtigen Subventionen, die künftig nicht mehr nach Fläche bezahlt werden, sondern die Umweltprojekte finanzieren sollen, machen den Bauern zu schaffen. Viele landwirtschaftliche Betriebe sehen sich dadurch in ihrer Existenz gefährdet und von der Politik im Stich gelassen.

So war auch während der Podiumsdiskussion zum Thema „Agrarpolitik in den 2020er Jahren – das Ende für den bäuerlichen Familienbetrieb?“, zu der der Kreisbauern- und Winzerverbandes Mayen-Koblenz anlässlich seiner Generalversammlung nach Welling eingeladen hatte, die Anspannung zwischen den zahlreich anwesenden Landwirten und Vertretern der Politik und Umweltverbänden spürbar.

Teilnehmer der Diskussionsrunde waren Olaf Brandt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt- und Naturschutz aus Berlin, Mechthild Heil (MdB) von der CDU aus Andernach, Gerd Ostermann, NABU Rheinland-Pfalz, Landesfachausschuss Landwirtschaft aus Birgel und Maike Schulz-Broers aus Schwienau, Mitbegründerin von „Land schafft Verbindung - das Original“ (LSV), welche die Trekkerdemonstration mobilisiert hat.

„Im Fokus der Veranstaltung stehen dringend notwendige Dialoge, die bisher nicht geführt worden sind“, betont Kreisgeschäftsführer Dr. Knut Schubert. Denn mit neuen landwirtschaftlichen Verordnungen stelle die Politik die Bauern vor große Herausforderungen. Bevor die Podiumsteilnehmer und Gäste ihre Sicht der Dinge darstellen konnten, begrüßte zunächst der ehemalige Kreisvorsitzende Tobias Fuchs, der am Vormittag anlässlich der Vorstandswahlen das Staffelholz an Wolfgang Karbaum weitergegeben hatte, die Gäste. Landrat Dr. Alexander Saftig betonte in seinem Grußwort, dass es wichtig sei miteinander zu sprechen. Deshalb freue er sich darüber, dass sich auch Politiker der Diskussion stellen.

Dass sich die Bauern vor allem von der Politik im Stich gelassen fühlen, wurde in der Diskussionsrunde schnell deutlich. So bekamen vor allem Mechthild Heil (MdB), aber auch die Umweltverbände den Frust der Landwirte zu spüren. „Unser Problem ist vor allem die mangelhafte Planungssicherheit“, kritisiert Maike Schulz-Broers vom LSV. „Stattdessen gibt es ständig neue Auflagen, die wir zu erfüllen haben“.

Umstrittenen Billigangebote

und das Artensterben

Thema waren auch die umstrittenen Billigangebote an Lebensmittel und das Artensterben. Hier sehen sich die Landwirte nicht als einzige Verursacher. „Landwirtschaft und Weinbau gehen verantwortungsvoll mit diesem Sachverhalt um“, betont Manfred Zelder, Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau e.V. der hinsichtlich der Nitrat-Werte kritisiert, dass das Nitratmessnetz bewusst und gezielt so installiert worden sei, um den Landwirten in irgendeiner Form eins auszuwischen.

„Um einen konstruktiven Kompromiss zu finden, bedarf es Dialog“, sagte Olaf Brandt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt- und Naturschutz. „Landwirtschaft als auch Naturschutz haben fette Probleme.“ Der Insektenrückgang sei auch ein Problem für die Landwirtschaft. Die zentrale Krise könne nur gemeinsam, im Einklang mit der Gesellschaft, gelöst werden. „Beide haben Recht mit ihrem Anliegen und müssen eine gemeinsame Lösung finden.“ „Wir können nicht so weiter machen, wie bisher“, hofft auch Gerd Ostermann vom NABU Rheinland-Pfalz, den Dialog noch zu finden. „Niemand will hohes Nitrat im Grundwasser oder Insektensterben“, fordert Tobias Fuchs, dass Landwirte nicht nur Verbote, sondern auch Alternativen brauchen. Maike Schulz Broers fordert von den Naturschützern, anzuerkennen, dass ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe die Anforderungen erfülle.

In der rund zweistündigen Diskussion wurden in erster Linie lediglich die gegensätzlichen Positionen ausgetauscht. Um einen tragfähigen Kompromiss zu finden, müssen wohl noch viele Dialoge geführt werden.

Vorsichtig optimistisch fiel schließlich auch das Fazit aus, ob es in zehn Jahren noch bäuerliche Familienbetriebe gäbe. „Es wird sie noch geben, aber es werden viele verloren gehen“, mutmaßt Tobias Fuchs. Zelder hingegen hofft, dass sie erhalten bleiben.

Im Rahmen der Generalversammlung wurde Clemens Neises aus Ochtendung mit einer Urkunde und der silbernen Ehrennadel für sein mehr als 30-jähriges Engagement für den Kreisbauernverband Mayen-Koblenz geehrt.